Die erfolgreichen Protagonisten einer längst vergangenen Fußball-Epoche in Österreich. Im Bild von links: Siegfried Bauer und Alfred Gert (beide SK VÖEST), Anatoli Sintschenko (der erste UdSSR-Fußballer-Import in Österreich im Dress des Rot-gesperrten Hans Krankl) und Antonin Panenka (Europameister 1976 mit der CSSR, beide Rapid), vor Willi Kreuz und Ove Flindt (beide SK VÖEST). Die Letztgenanten bestritten ihr letztes SK VÖEST-Heimspiel vor dem Linzer Publikum. Aus SK VÖEST Linz gegen SK Rapid Wien (1 : 0) vom Samstag, 22. Mai 1982 im Linzer Stadion auf der Gugl. Foto: © oepb

Die heimische 10er Liga der 1. Fußball-Division war zur Geschichte geworden. Jenes erfolgreiche Liga-Format, das am Sonntag, 21. April 1974 im Rahmen der ÖFB-Bundeshauptversammlung mit 158 zu 38 Stimmen beschlossen worden war, wurde nur acht Jahre später, am 16. Mai 1982, ebenfalls ein Sonntag, um 11:35 Uhr im VIP-Club des damals maroden und baufälligen Wiener Praterstadions im Zuge der ÖFB-Generalversammlung mit 173 : 62 Befürwortungen dagegen wieder zu Grabe getragen. „Aus wirtschaftlichen Gründen“, so hieß es damals, wurde die 10er Liga auf 16 Vereine ab dem Sommer 1982 aufgestockt. Was im Klartext so viel bedeutete wie, dass es im Oberhaus zum Ende der Saison 1981/82 keinen Absteiger geben wird und aus dem Unterhaus der 2. Division die ersten sechs Teams aufsteigen werden.

Die halbe Liga in Abstiegsnöten

Vom fünftplatzierten FC Wacker Innsbruck mit 33 Punkten (bei 2 Punkte-Regel für den Sieg) bis zum Tabellenletzten LASK mit 29 Zählern nach 34 von 36 gespielten Runden steckten sechs Vereine der 10 Oberhausklubs im Abstiegsstrudel, wobei Innsbruck als Aufsteiger und der Vize-Meister des Vorjahres, der SK Sturm Graz, so gut wie gerettet waren. Auch der Wiener Sport-Club, der im Frühjahr 1982 bei weitem besser unterwegs war, als noch im Herbst 1981, durfte sich berechtige Hoffnungen auf den Klassenerhalt machen. Mit dem SV Austria Salzburg gab es damals den erwarteten Tabellennachzügler. Dass aber beide Linzer Vereine, der SK VÖEST Linz als Neunter und der erwähnte LASK Mitte Mai 1982 als Letzter dastanden, glich einer kleinen Überraschung. Verletzungspech der Leistungsträger beim SK VÖEST, als auch „alternde“ Stars beim LASK wurden als Begründung von Trainer Adolf Blutsch für dieses Dilemma angeführt. Es erschien daher auch nicht weiter verwunderlich, dass sich beide Linzer Vereine für eine Aufstockung auf 16 Teams ausgesprochen hatten.

Willi Kreuz (links) verabschiedete sich mit einem hervorragenden Spiel vom SK VÖEST Linz. Er ließ seine großartige Karriere beim Aufsteiger SC Eisenstadt im Herbst 1982 ausklingen. Bildmitte der Rapidler Antonin Panenka, im Hintergrund Rudolf Steinbauer. Aus SK VÖEST Linz gegen SK Rapid Wien (1 : 0) vom Samstag, 22. Mai 1982 im Linzer Stadion auf der Gugl. Foto: © oepb

Der Titelkampf spitzt sich zu

Ganz anders die Situation an der Tabellenspitze. Der SK Rapid Wien schien wieder erwacht. Zuletzt in der Saison 1967/68 zu Meisterehren gekommen, hatten die Grün-Weißen zwei Spieltage vor Schluss drei Punkte Vorsprung auf den bisherigen Serienmeister FK Austria Wien – von 1978 bis 1981 sicherte sich der FAK viermal en suite den Titel. Die Wiener Violetten waren damals in der heimischen Meisterschaft das Nonplusultra. Im letzten Derby der Saison am 4. Mai 1982 fegte Grün-Weiß allerdings mit 3 : 0 über die Prater-Veigerln hinweg. Es sprach also alles für Rapid, die sich ihrerseits in Linz beim SK VÖEST gute Chancen ausrechneten, bereits vorzeitig den berühmten Sack in Sachen Meisterehren zuzumachen. Doch es sollte anders kommen …

Der vorletzte Spieltag der Saison 1981/82

Einheitliche Beginnzeit am Samstag, 22. Mai 1982 war um 16 Uhr. Und da man wusste, dass es keinen Absteiger geben wird, war die Luft aus dem adidas Spielball Tango Rosario heraussen, so schien es zumindest. Aber nicht in jedem Stadion. Im Spiel um Platz drei und dem ersten UEFA-Cup-Rang blieb der GAK unter Trainer Gustl Starek vor 4.000 Zuschauern in Graz-Liebenau gegen Admira/Wacker mit 1 : 0 erfolgreich und überholte damit die Südstädter in der Tabelle. Wacker Innsbruck zerlegte Austria Salzburg vor 6.000 Besuchern am Tivoli mit 9 : 0 in sämtliche Einzelteile. Der LASK versuchte am Sportklub-Platz den Hausherren Paroli zu bieten, 1.500 WSC-Freunde erlebten einen offenen Schlagabtausch, den die Dornbacher zu guter Letzt mit 3 : 2 für sich entschieden haben. In Wien demolierte die Austria im zweiten Heimspiel ihres adaptierten Franz Horr-Stadions vor lediglich 2.500 violetten Unentwegten den stärksten Widersacher des Vorjahres Sturm Graz mit 6 : 1 und wahrte dadurch die Minimalchance auf die Titelverteidigung. Die letzten Endes doch noch gelingen könnte, wenn …

Siegfried Bauer (am Boden, SK VÖEST) gegen Rudolf Steinbauer (Rapid). Im Hintergrund ORF-Reporter Wolfgang Koczi (weißes Hemd, dunkle Haare, Brille) sowie die Hütteldorfer Ersatzbank (von links) mit Masseur Franz Müller, Karl Ehn, Gerald Willfurth Kurt Garger und Christian Keglevits. Aus SK VÖEST Linz gegen SK Rapid Wien (1 : 0) vom Samstag, 22. Mai 1982 im Linzer Stadion auf der Gugl. Foto: © oepb

Brütend und gnadenlos …

… beginnt nicht nur eine Liedzeile von Reinhard Fendrich, sondern lag damals auch die Frühlingssonne über der im Stehplatzbereich noch nicht überdachten Linz Gugl an jenem Samstagnachmittag im Mai vor 40 Jahren. Und es war ein Abschied an allen Fronten, bloß war dies zu Spielbeginn noch den wenigsten klar. Knapp 4.000 Fußballanhänger waren erschienen, gut 500 Schlachtenbummler davon aus Wien. Für damalige Begriffe ein bisserl mehr als sonst, rechnete man doch, wie eingangs bereits erwähnt, aus Hütteldorfer Sicht mit dem langersehnten Meisterstück bereits in Linz. Doch Rapid hatte die Rechnung ohne die zuvor nicht immer ganz auf der sportlichen Höhe befindliche SK VÖEST-Mannschaft gemacht. Coach Ferdinand Milanovich, eine Woche zuvor noch mit einer derben 0 : 3-Watschn aus Salzburg-Lehen heimgekehrt, stellte seine Mannschaft perfekt ein und Jung und Alt im blau-weißen SK VÖEST-Tuch harmonierten an jenem Tag perfekt, dass es für den in der Saison 1981/82 an Leid gewohnten SK VÖEST-Anhänger eine wahre Freude war.

War es die Nervosität vor dem großen Erfolg, oder aber das Fehlen von Goleador Hans Krankl, der Rot-gesperrt nur zuschauen konnte, Rapid kam über die 90 Minuten einfach nicht in die Gänge. Ganz anders die Linzer, die kämpften, bissen und kombinierten, als ginge es für sie selbst noch um etwas. „Wir möchten diese Saison ordentlich zu Ende spielen und in keinem Fall Letzter werden.“, verlautbarte „Milo“ Milanovich vor dem Spiel und wurde von seinen Akteuren erhört.

Der junge Marchtrenker VÖEST-Spieler Helmut Wartinger (links) wurde zum besten Spieler auf dem Platz gekürt. Bildmitte Willi Kreuz vor Johann Pregesbauer (Rapid). Im Hintergrund der Goldtorschütze Werner Gregoritsch. Aus SK VÖEST Linz gegen SK Rapid Wien (1 : 0) vom Samstag, 22. Mai 1982 im Linzer Stadion auf der Gugl. Foto: © oepb

Cordoba Duell „Hicke“ versus „Willi“

Unermüdlich kurbelte der 34-jährige Josef Hickersberger im Mittelfeld der Grün-Weißen, fand jedoch auch immer wieder in SK VÖEST-Libero Willi Kreuz seinen Meister. Der knapp 33-jährige „VÖEST-Willi“ verabschiedete sich in diesem Spiel von seinen Fans und dem Linzer Publikum so, wie er vier Jahre zuvor erschienen war: Als Star ohne Allüren, als Antreiber, als Kumpel und als echter Spielgestalter, nur diesmal eben von der Libero-Position aus. Es ging in diesen 90 Minuten nicht immer fein zur Sache, wenn der „Hicke“ auf den „Willi“ traf, am Ende aber blieb der Kaisermühlener Kreuz gegen den Amstettener Hickersberger Sieger.

Goldtor bereits nach 15 Minuten

Das 1 : 0 des SK VÖEST ging als wahres Bilderbuchtor in die Geschichte ein. Der junge Mittelfeldakteur Helmut Wartinger (nach dem Match zum besten Spieler auf dem Platz gewählt) überdribbelte zuerst Rapid-Libero Heribert Weber, im Anschluss daran konnte Teamtorhüter Herbert Feurer seinen Flankenball zur Mitte nicht bändigen und der umtriebige Grazer Werner Gregoritsch stand goldrichtig und knallte das Leder aus wenigen Metern vor dem Tor stehend unter die Latte. So passiert in der 15. Spielminute. Das Eckenverhältnis von 6 : 1 für Rapid war darauf zurückzuführen, dass der SK VÖEST den Wienern das Spiel überließ, im Konter dafür dreimal durch Gerald Haider brandgefährlich war. Und im Tor der Linzer unterstrich einmal mehr der 30-jährige Erwin Fuchsbichler, dass er immer noch zu Österreichs besten Keepern zählt. Ruhig und besonnen stand der „Fuchsi“ da und fischte die unmöglichsten Bälle aus sämtlichen Ecken seines Gehäuses. Knapp vor Schluss setzte der Prager Antonin Panenka, normalerweise für gefühlvolle Eckbälle und Freistöße bekannt, zu einem Bombenschuss an. Der Ball sauste wie am Schnürl direkt in Richtung Kreuzeck, doch der „Lange“ war auch diesmal da und drehte das Leder mit den Fingerspitzen noch um sein Gehäuse in Richtung Nebenfeld und OÖ-Landessportschule. Die Rapidler waren am Verzweifeln, umso mehr, als aus Wien-Favoriten der 6 : 1-Kantersieg der Austria bekanntgegeben wurde. Der FAK saß dem SCR plötzlich wieder im Nacken, getrennt durch einen Punkt und der um 2 Tore besseren Tordifferenz. Die endgültige Titelentscheidung 1981/82 zwischen Violett und Grün wurde auf den letzten Spieltag vertagt.

Spieler-Tohuwabohu knapp vor dem Schlusspfiff. Im Bild von links: Anatoli Sintschenko (abgeschnitten), Jürgen Werner, Manfred Schill (Nr. 4), sowie Georg Zellhofer (alle SK VÖEST), Gerald Willfurth (verdeckt), Christian Keglevits (Nr. 11), im Hintergrund Gerald Haider, Rapid-Kapitän Heribert Weber vor Siegfried Bauer und Willi Kreuz. Aus SK VÖEST Linz gegen SK Rapid Wien (1 : 0) vom Samstag, 22. Mai 1982 im Linzer Stadion auf der Gugl. Foto: © oepb

Sag zum Abschied leise Servus

Der SK VÖEST hielt sein Versprechen. Getreu dem Motto, im Zuge einer etwaigen Ligareform dem Nachwuchs vermehrt eine Chance geben zu wollen, wurden die arrivierten Spieler verabschiedet. Der Pressburger Koloman Gögh (Fußball-Europameister 1976 mit der CSSR), der Däne Ove Flindt, sowie auch Willi Kreuz wurden nicht mehr weiter verpflichtet. Und der Sattledter Max Hagmayr wechselte um 4,2 Millionen Schilling (ca. € 305.000,00) zum Karlsruher SC. Im Sommer darauf stellte sich eine komplett verjüngte SK VÖEST Linz-Mannschaft den Fußballfans vor. Und auch bei Rapid endeten einige Karrieren. Josef Hickersberger wechselte als Spieler-Trainer zum Badener AC und der interimistische Coach Rudolf Nuske wurde im Sommer 1982 von Otto Baric auf der Hütteldorfer Kommandobrücke abgelöst.

Erfolgreiches Format 10er Liga

Im Nachhinein ist man immer klüger! Rückwirkend betrachtet war die 10er Liga von 1974 bis 1982 ein voller Erfolg. Die Fußball-Nationalmannschaft konnte sich zweimal in Serie – 1978 und 1982 – für eine WM-Endrunde qualifizieren und auch mit der Wiener Austria gelang im Jahre 1978 erstmals einer österreichischen Mannschaft der Einzug in ein europäisches Endspiel Im Jahr darauf war der FAK abermals bis ins Semifinale im Europapokal der Landesmeister vorgedrungen. Die ursprüngliche Idee dazu, die Kräfte an der Spitze zu bündeln, damit sich Österreich nach 1958 endlich wieder einmal für eine Fußball-Weltmeisterschaft qualifizieren könnte, ging voll auf. Der Zuschauerschnitt gesamt in diesen acht Saisonen lag 1979/80 mit 5.344 pro Match am höchsten, 1977/78 mit 3.592 am niedrigsten. Der FK Austria Wien vor dem SK Rapid Wien und dem SK VÖEST Linz waren die erfolgreichsten Vereine der 10er Liga-Ära von 1974 bis 1982. Der SK Sturm Graz als Vierter und Admira/Wacker als Fünfter waren ebenso alle acht Jahre lang dabei. Der FC Wacker Innsbruck vor dem GAK, dem LASK, SV Austria Salzburg, dem Wiener Sport-Club, der Vienna, dem SK Austria Klagenfurt und dem SC Eisenstadt – so die Reihung aller 13 Vereine aus sportlicher Sicht, die in dieser Periode im österreichischen Fußball-Oberhaus aktiv waren.

Es ist vollbracht. Die Zuschauer, sofern sie im Lager des SK VÖEST gestanden waren, zogen zufrieden ab. Erwin Fuchsbichler wurde als Torhüter einmal mehr ins „Team der Runde“ berufen und auch der unermüdliche Rackerer Siegfried Bauer (rechts) bot an jenem Nachmittag eine herausragende Leistung. Ganz links der Einwechselspieler Wolfgang Paier. Aus SK VÖEST Linz gegen SK Rapid Wien (1 : 0) vom Samstag, 22. Mai 1982 im Linzer Stadion auf der Gugl. Foto: © oepb

Hans Krankl (für Rapid und die Vienna) war der alleinige Goleador. Ihm gelangen 158 Tore. 89mal erfolgreich war Gernot Jurtin für Sturm Graz, gefolgt von Helmut Köglberger (84 Tore für den LASK und die Wiener Austria) sowie dem 73mal treffsicheren Hans Pirkner (für Austria und Vienna). 72 Tore schoss Walter Schachner (allesamt für die Wiener Austria) sowie der Welser Gerald Haider (65 Tore für Austria Salzburg und den SK VÖEST). 64mal traf Alberto Martinez ins Schwarze (Austria Wien, SK VÖEST, Wiener Sport-Club) vor dem 61-fachen Torschützen Felix Gasselich (Austria Wien). Max Hagmayr verabschiedete sich mit 59 Toren von seinem SK VÖEST in Richtung Deutschland, ehe noch 55mal erfolgreich Peter Koncilia und Kurt Welzl (beide für Wacker Innsbruck) waren. Und der erst 23-jährige Alfred Drabits brachte es bereits auf 53 Volltreffer (für den Wiener Sport-Club und die Wiener Austria). Bundesliga-Absteiger gab es 1981/82 bekanntlich keinen, als Aufsteiger kamen als Meister der 2. Division der SK Austria Klagenfurt, der SC Eisenstadt, der First Vienna FC, der SC Neusiedl, der 1. Simmeringer SC sowie Union Wels hinzu. Das neue Liga-Format der 16er Liga sollte drei Saisonen lang Bestand haben, ehe im Sommer 1985 abermals die Liga reformiert wurde. Aber das ist eine andere Geschichte …

Quelle: Redaktion www.oepb.at

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