Die Feierlichkeiten zum 1. Mai zählen in Wien seit Jahrzehnten zum festen Bestandteil der Partei-Veranstaltungen. Im Bild von links: Kultur-Stadtrat Dr. Helmut Zilk, Innenminister Dr. Erwin Lanc, sowie Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky auf der Tribüne vor dem Wiener Rathaus des Jahres 1980. Foto: © oepb

„Es ist sehr schön, der 1. Mai, und die Tausende von Bourgeois und Kleinbürgern werden es den Hunderttausenden von Proletariern gewiss ja gerne vergönnen, sich auch einmal das berühmte Erwachen der Natur, das alle Dichter preisen und wovon der Fabrikzwängling so wenig bemerkt, in der Nähe zu besehen.“

Hinter der sehr wienerischen Ironie, mit der Viktor Adler in der neugegründeten „Arbeiter-Zeitung“ die Arbeitsruhe am 1. Mai begründete, steckte eine handfeste politische Bewegung. Neben den Forderungen nach Wahlrecht und Organisationsfreiheit, die in der österreichischen Arbeiterbewegung bisher im Vordergrund gestanden waren, trat nun der Kampf um den 8-Stunden-Tag.

Unter diesem Moto waren am 1. Mai 1896 die Arbeiter in Chicago auf die Straße gegangen, und die blutige Reaktion der Polizei an diesem Tag war als „Haymarket-Massaker“ in die Geschichte eingegangen.

Der Gründungs-Kongress der 2. Arbeiter-Internationale im Juli 1889 in Paris, an dem Viktor Adler teilnahm, proklamierte diesen Gedenktag als „Tag der Arbeit“. Die Sozialdemokratische Partei in Wien kündigte für den 1. Mai 1890 Arbeitsruhe mit Versammlungen und Spaziergängen an.

Im damaligen von den Habsburgern geprägten Wien kam noch ein zweiter Anlass dazu: Dem traditionellen Prater-Corso des Kaisers, Treffpunkt der noblen Wiener Gesellschaft, wollte man eine Demonstration ganz anderer Art entgegensetzen. Die wohlhabenden Bürger waren darob entsetzt.

„Die Soldaten in Bereitschaft, die Tore der Häuser werden geschlossen, in den Häusern wird Proviant vorbereitet wie vor einer Belagerung.“, berichtete damals die „Neue Freie Presse von 1848“. Sogar Alliierte wurden aufgeboten. Doch die maßgebenden Leute behielten einen kühlen Kopf. Ministerpräsident Graf Eduard von Taaffe sicherte der sozialdemokratischen Führung zu, die Exekutive nur dann einzusetzen, wenn es zu Ausschreitungen kommen sollte. Und die noch junge SPÖ, deren Vorsitzender Viktor Adler gerade seine Haftstrafe wegen des Tramwayfahrerstreiks verbüßte, organisierte einen mustergültigen Ordnerdienst.

Die 100.000 Arbeiter, die am 1. Mai des Jahres 1890 trotz strömendem Regen zu den zahlreichen Kundgebungen in sämtlichen Wiener Vorstädten erschienen waren, blieben überaus diszipliniert. So konnte von jenem Moment an dieser Tag doch tatsächlich zum Feiertag der Arbeit werden und war mit seinen wohlgeordneten Aufmärschen, Ansprachen und Liedern aus dem öffentlichen Wiener Leben sehr bald schon nicht mehr wegzudenken.

Somit begeht die österreichische Bundeshauptstadt Wien offiziell seit dem 1. Mai 1890 den „Tag der Arbeit“, der seinerzeit als Maifeier der Wiener Arbeiterschaft ins Leben gerufen wurde. Den damaligen Höhepunkt bildete ein großer Aufmarsch im Wiener Prater, reibungslos und ohne besondere Vorkommnisse.

Quelle: Redaktion www.oepb.at

Was der Wiener jedoch auch seit jeher bereits immer schon ist und war – er macht sich gerne lustig. Und am meisten wohl über sich selbst. Sehen Sie bitte hier den unvergleichlichen Heinz Conrads in (s)einer Laudatio über den 1. Mai unter dem Titel “Die Arbeit in Wien!”

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