Das, was heute – seit 1974/75 – die Österreichische Fußball-Bundesliga ist, war vor über 80 Jahren noch ein bisserl anders. Die höchste Spielklasse firmierte unter anderem Namen und es kamen im Fußball-„Oberhaus“ lediglich Wiener Vereine zum Zug.
Montag, 25. Dezember 1939
Erster Kriegswinter in Österreich; Da die Deutsche Wehrmacht in einem Blitzangriff am 1. September 1939 Polen überfiel, herrschte in Mitteleuropa Krieg, der in späterer Folge als Zweiter Weltkrieg (1939-1945) ausarten sollte. In Österreich, seit März 1938 von der europäischen Landkarte verschwunden und im Deutschen Reich „aufgegangen“, existierten seit September 1939 bereits die Lebensmittelkarten, denn um das tägliche Brot war es schlecht bestellt. Die NS-Propaganda-Maschinerie der Machthaber setzte zur Ablenkung der zivilen Bevölkerung verstärkt auf den „Deutschen Film“ der UFA und den Fußballsport im gesamten Deutschen Reich.
Aus der Gauliga Ostmark wird die Bereichsklasse Ostmark
Da die Zeit nach Kriegsbeginn am 1. September 1939 zum Meisterschaftsstart hin drängte, beschloss das „Reichsfachamt für Sport“ eine Verringerung der Meisterschaftsteilnehmer in der „Ostmark“ (stand für Österreich) von zehn auf acht Vereine. Ebenso wurde der Name von Gauliga in Bereichsklasse abgeändert. Die „Provinz-Klubs“ Grazer SC Straßenbahn, SK Amateure Steyr, sowie Reichsbahn Wacker Wiener Neustadt, die 1938/39 in der Meisterschaft die letzten drei Plätze belegt hatten, wurden ausgeschlossen. Neu hinzu kam der FC Wien. Der Linzer ASK (kurz LASK genannt), der ebenso aufgestiegen war, durfte aufgrund von vorherrschenden Reisebeschränkungen nicht an der Meisterschaft 1939/40 teilnehmen, behielt allerdings, ebenso wie der Grazer SC Straßenbahn seinen Erstligastatus.
Und so kämpften in Österreich – Pardon: im Gau Ostmark – 1939/40 acht Vereine in der Bereichsklasse Ostmark um Punkte. Es waren dies der SK Rapid Wien, der SC Wacker Wien, der Wiener Sport-Club, der First Vienna FC, der SK Admira Wien, der FK Austria Wien, der FC Wien sowie Amateure-Fiat Wien (vormals SC Austro Fiat Wien). Im November 1939 erhielt der laufende Spielbetrieb die Bezeichnung „Kriegsmeisterschaft“ ohne Auf- und Absteiger am Ende der Saison. Gastspieler waren spielberechtigt, wenn diese durch den Einberufungsbefehl oder einen Wohnsitzwechsel in eine andere Stadt gingen. Und auch der Heimvorteil spielte, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle, denn die meisten Begegnungen fanden im Zuge von Doppelveranstaltungen am Wacker-Platz in Wien-Meidling, am Sportclubplatz in Wien-Hernals oder aber am Rapid-Platz in Wien-Hütteldorf statt.
Wacker war der schärfste Widersacher von Rapid. Erst durch einen 4 : 1-Erfolg der Hütteldorfer über die Meidlinger am Sonntag, 28. April 1940 vor 20.000 Zuschauern auf der Hütteldorfer Pfarrwiese sicherten sich die Grün-Weißen den Titel in der Ostmark (eine von 18 Gau-Ligen), der wiederum die Berechtigung zur Teilnahme an der gesamten „Deutschen Meisterschaft“ mit sich brachte. Rapid kam 1939/40 in die Endrunde und belegte zum Schluss, am Sonntag, 28. Juli 1940 vor 23.000 Zuschauern im Wiener Praterstadion nach einem 5 : 2 über den SV Waldhof Mannheim den 3. Platz in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft 1939/40. Das finale Endspiel in Berlin vor 95.000 Zuschauern gewann am Sonntag, den 21. Juli 1940 der FC Schalke 04 gegen den Dresdner SC mit 1 : 0.
Meisterschaftsrunde 7 – Saison 1939/40
Die Runde 7 der Bereichsklasse Ostmark 1939/40 war gesplittet. Am Sonntag, 26. November 1939 spielten vor 8.000 Zuschauern am Wacker-Platz die Vienna gegen Admira (Vorspiel, 2 : 3) und Wacker gegen den Sportklub (1 : 1) im Hauptspiel. Und nun zurück zum 25. Dezember 1939. Auf der Hütteldorfer Pfarrwiese stieg am ersten Weihnachtsfeiertag als Abschluss der Runde 7 eine Doppelveranstaltung mit folgenden Spiel-Paarungen: FK Austria Wien gegen Amateure Fiat und Rapid gegen FC Wien. 6.000 Zuschauer fanden sich bei Sonnenschein und einem vom Schnee nur leicht bedeckten Spielfeld am Rapid-Platz ein. Die Wiener Austria fand gegen Amateure Fiat beim 2 : 5 jedoch nur wenige Chancen vor. Wilhelm Haag und Leopold Neumer glichen nach 40 Minuten das frühe 0 : 2 von Amateure-Fiat durch Franz Fachet und Karl Reisinger aus, ehe abermals Reisinger das 2 : 3 aus Sicht der Austria für Amateure-Fiat gelang. Nach Seitenwechsel trafen noch Karl Humenberger und Alois Ohrenberger für die Fiat-Werksmannschaft. Man muss jedoch der Austria zugutehalten, dass nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden von Wilhelm Kopejtka in der 60. Minute das Match nur zu zehnt zu Ende gespielt werden konnte. Im zweiten Spiel ließ Rapid dem FC Wien keine Chance, zweimal Franz „Bimbo“ Binder, sowie August Fellner traten hier als Torschützen in Erscheinung. Dennoch verdient der Erfolg der Fiat-Werksmannschaft über den FAK Beachtung, war es doch der zweite von insgesamt drei Saisonsiegen. Am letzten Spieltag, am 27. April 1940 revanchierte sich die sechstplatzierte Austria mit 5 : 4. Amateure Fiat Wien belegte den achten und letzten Tabellenplatz, fusionierte im Sommer 1940 mit dem Floridsdorfer AC und geriet somit schier gänzlich in Vergessenheit.
Fußballsport jedoch am Christtag in Wien, es war bereits alles einmal dagewesen. Und dem Wiener Fußball-Anhänger gefiel das.
oepb.at – In eigener Sache
Wenn die Österreichische Fußball-Bundesliga die Saison 2023/24 als 50-jährige Jubiläumssaison ausruft, dann darf dabei nicht vergessen werden, dass in Österreich seit 1911/12 regelmäßig Meisterschaft gespielt wird und es seit 1949/50 eine Gesamt-Österreichische Fußballmeisterschaft gibt. Wir werden hier in regelmäßiger Unregelmäßigkeit an Protagonisten der österreichischen Fußball-Landschaft erinnern, abseits der allseits bekannten Spieler-Größen. An Fußballer, die heute teilweise leider bereits vergessen sind, die aber dennoch der Liga und den Vereinen, für die sie aktiv waren, ihren Stempel aufgedrückt haben.
Quelle: Redaktion www.oepb.at
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