Der Südafrikaner Gordon Igesund (Zweiter von links) kam im Winter 1980/81 nach Österreich in die 2. Division und da auf die Simmeringer Had. Der Blondschopf entpuppte sich für den 1. Simmeringer SC, seinerzeit ein „gstandener“ Verein in der 2. Liga, als Goldkauf, wurde er doch im Oktober des gleichen Jahres um die dreifache Ablösesumme an Admira/Wacker in die Südstadt weiterverkauft. Simmering und der in diesem Artikel ebenso vorkommende FavAC sind im Laufe der Jahre ein bisserl von der Bildfläche der fußballerischen Wahrnehmung verschwunden. Beide Vereine – aktuell in der Wiener Stadtliga aktiv – waren im Oberhaus, vermehrt aber auch in der 2. Liga anzutreffen und verbuchten dort nicht nur sehenswerte Partien, sondern oftmals auch zahlreiche Besucher anhand ihrer Heimspiele, wenngleich dies alles bereits sehr lange her ist. Im Bild eine Spielszene der 2. Division vom Samstag, 12. September 1981. Der 1. Simmeringer SC gewann sein Heimspiel gegen den ASK Salzburg mit 4 : 0. Im Bild von links: Fritz Rathgeb (Salzburg), Gordon Igesund als Torschütze zum 1 : 0 (Simmering), Zivko Vukovic (Salzburg) und Johann Weiß (Simmering). Foto: © oepb

Der Österreichische Fußball-Bund – kurz ÖFB – beschloss in seiner ordentlichen Hauptversammlung am Sonntag, 21. April 1974 die Grundzüge einer Reorganisation des Spitzenfußballs in Österreich. Hauptursache dafür waren mitunter auch die schmerzlichen Niederlagen der Nationalmannschaft am 26. September 1973 in London mit 0 : 7 gegen England, einem 0 : 4 gegen Deutschland in Hannover am 10. Oktober 1973, sowie letztlich der entscheidenden Niederlage gegen Schweden im Ausmaß von 1 : 2 am 27. November 1973 im deutschen Gelsenkirchen (Entscheidungsspiel zwischen Österreich und Schweden auf neutralem Boden), gleichbedeutend mit der neuerlichen Nicht-Teilnahme Österreichs an der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 in der Bundesrepublik Deutschland. Die Abstimmung für die Neubildung des heimischen Spitzenfußballs erfolgte im Haus des Österreichischen Fußballsports in der Mariahilferstraße 99 in 1060 Wien. 158 zu 38 Stimmen fielen zugunsten der neuen 10er Liga aus, ab der Saison 1974/75 war die Österreichische Fußball-Bundesliga in der heute noch bekannten Art und Weise geboren. Aus vormals 17 Teams der Nationalliga 1973/74 mit ihrem letzten Meister SK VÖEST Linz wurden nun 10 Vereine der neuen Bundesliga. Neben den „sportlichen“ Absteigern FC Vorarlberg, First Vienna FC und der SpG WSG Radenthein/Villacher SV kamen noch die Absteiger „auf dem grünen Tisch“ hinzu. Als da waren der GAK, der 1. Simmeringer SC, sowie der Wiener Sport-Club. Der LASK rettete sich mit zwei Relegationsspielen gegen den SV Stockerau (1 : 3 und 6 : 1) in die neue höchste österreichische Spielklasse.

Zusammenlegung des Unterhauses

Bis zum Abschluss der Saison 1973/74 bestand das österreichische Fußball-Unterhaus aus den drei Regionalligen Ost, Mitte und West. Die jeweiligen Meister stiegen direkt in die Nationalliga, die höchste Spielklasse, auf. Mit der Liga-Reform von 1974 wurde auch das Unterhaus aufgewertet und eine österreichweite Zweite Spielklasse, die 2. Division etabliert. Der GAK, der gegenüber dem Stadtrivalen SK Sturm Graz, gerechnet in einer Fünfjahreswertung bei 149 : 147 Punkten lediglich um zwei Zähler weniger errang, somit 1974 „unsportlich“ absteigen musste, kehrte als erster Meister aus dem Unterhaus 1975 sofort wieder nach oben zurück. Der Wiener Sport-Club als Vizemeister und die Vienna als Dritter lieferten den „Rotjacken“ von der Mur einen sehenswerten Dreikampf um die Meisterschaft. Der 1. Simmeringer SC, ebenso notgedrungener Absteiger von 1974 beendete das erste 2. Liga Jahr an der 4. Stelle. Und während in der neuen 10er Liga im Oberhaus 1974/75 insgesamt 859.875 Zuschauer – ein Schnitt von 4.777 Besuchern pro Partie – die Drehkreuze zu den Stadien passierten, verfolgten 221.841 insgesamt, oder 1.219 Fußballfreunde durchschnittlich die einzelnen Begegnungen in der 2. Liga, bestehend aus 16 Mannschaften.

Liga-Reform 1982

Der eigentliche Sinn der Etablierung der 1. Division im Jahre 1974 war, dass sich Österreich nach der gescheiterten WM-Teilnahme 1974 in Deutschland endlich wieder für eine Fußball-Weltmeisterschaft qualifizieren möge. Und dass die Vereine auch international sportlich erfolgreich sein sollten. Nun, Österreich nahm an den darauffolgenden Weltmeisterschaften 1978 in Argentinien und 1982 in Spanien teil und erreichte beide Male die nächste Runde, scheiterte in der EM-Qualifikation 1980 für Italien nur denkbar knapp. International sorgte der FK Austria Wien für sportliches Aufsehen und kam 1978 erstmals in ein Europäisches Endspiel, sowie im Jahr darauf ins Halbfinale im Europapokal der Landesmeister (heutige Champions League). Dennoch waren die Vereine stets abhängig vom Wohlwollen ihrer Sponsoren. Kapital war meist kaum vorhanden und so mancher Vereinsboss gab gerne mehr aus, als der Verein einnahm. Eine Reform musste her und mit ihr die Gesundung der Liga. Wie könnte das gehen? Kein Profitum in Österreich und einheitlich auf die zahlreich vorhandenen Talente setzen. Geplant, gesagt, aber nicht immer getan. Denn während man sich einerseits versuchsweise vermehrt daran zu halten schien, hoffnungsvollen Nachwuchsspielern eine Chance in den jeweiligen Kampfmannschaften einzuräumen, wurden andererseits immer wieder auch „alternde“ Legionäre aus aller Herren Länder verpflichtet, die – Ausnahmen bestätigten die Regel – ihr Geld nicht immer zwingend auch wert waren.

2. Division wird fast zur 1. Division

Mit einer neuerlichen Ligareform vor 40 Jahren – aus der bewährten 10er Liga im Oberhaus eine 16er Liga zu machen – wurde alles bisher Dagewesene komplett umgekrempelt. Sechs Vereine aus dem Unterhaus kamen in die Gunst, auf sportlichem Weg ins Oberhaus zu gelangen. Und das ging so: es wurden einfach die ersten Sechs der 2. Division zum Ende der Saison 1981/82 hinaufgezogen. Für den LASK kam dieser Geniestreich der Funktionäre gerade recht, denn die Linzer „Landstraßler“ wären als Oberhaus-Zehnter im Mai 1982 abgestiegen. Von „unten“ gesellten sich nun der Meister der 2. Division 1981/82, der SK Austria Klagenfurt, der SC Eisenstadt, die Vienna, der SC Neusiedl, der 1. Simmeringer SC, sowie Union Wels dazu. Diese Vereine durften sich im Sommer 1982 nun als stolze Erstdivisionäre titulieren. Was im Umkehrschluss bedeutete, dass das sportliche Fundament der 2. Divison fast völlig weggebrochen war.

Brisanter Vierkampf vor leeren Tribünen

Es wäre ungerecht zu sagen, die „neue“ 2. Division war vor 40 Jahren eine Totgeburt. Sportlich brachte die Saison 1982/83 im „Unterhaus“ nämlich einen Vierkampf mit sich, der erst auf den letzten Meisterschafts-Metern seine endgültige Entscheidung fand. Die Spielgemeinschaft Bregenz/Dornbirn, der Badener AC, der FavAC und der SV St. Veit lieferten sich einen beinharten Kampf um die Krone. Regionalliga West Aufsteiger Bregenz/Dornbirn sicherte sich mit 22 Zählern unter Trainer Werner Kriess den Herbstmeistertitel 1982, dicht gefolgt vom SV St. Veit an der Glan mit 2 Punkten dahinter. Punktegleich mit den Kärntnern lag der traditionsreiche Favoritner AC – Wiens einziger Vertreter 1982/83 in der 2. Liga wurde betreut von Johann Hörmayer – an der dritten Stelle. 19 Punkte sammelte der zweite Aufsteiger, in diesem Fall aus der 1. NÖ-Landesliga kommend, der Badener AC, erfolgreich gecoacht von Karl Kowanz. Und diese vier Vereine kickten sich auch den späteren Meistertitel aus. Es war im Frühjahr 1983 ein Kopf an Kopf-Rennen bis zuletzt, bei dem der FavAC ein gutes Ende für sich verbuchen konnte. Die Favoritner, ab der 20. Runde Tabellenführer, erkämpften mit ihrem bulligen Goalgetter Bernd Senegacnik in den letzten drei Spielen nurmehr einen Punkt, dennoch reichte der zweite Platz mit 40 Zählern (2-Punkte für den Sieg) für den Aufstieg. Meister und punktegleich mit dem FavAC, aber der besseren Tordifferenz von zwei Treffern wurde der SV St. Veit unter seinem Betreuer Helmut Kreuzer. 38 Punkte erzielte der Badener AC. Werner Kriess, der das „Ländle“ im Sommer 1983 verließ und als nunmehriger Oberhaus-Trainer in Oberösterreich beim SK VÖEST Linz anheuerte, erreichte mit IG Bregenz/Dornbirn den vierten Platz.

Zahlreiche sehenswerte Tore und spannende Duelle trösteten aber nicht darüber hinweg, dass die Zuschauer ausgeblieben waren. Die 240 Meisterschaftsspiele der 2. Division verfolgten 1982/83 in Summe 150.290 Fußball-Freunde, was einen Durchschnittswert pro Match von 626 Personen ausmachte. Ein überaus mieser Schnitt, der in der Zweitliga-Saison 1995/96 mit 573 Besuchern pro Spiel sogar noch einmal unterboten wurde. Für den SV St. Veit, aus dem zuvor der spätere ÖFB-Teamkeeper Franz Wohlfahrt hervorging und dem FavAC bedeutete die Saison 1982/83 allerdings einen Meilenstein in der Geschichte, wenngleich sich beide Teams oben dauerhaft nicht etablieren konnten. Die Kärntner stiegen nach nur einem Jahr wieder ab, der FavAC konnte die Beletage wenigstens zwei Jahre hindurch halten. Nichtsdestotrotz bot das damalige Unterhaus ein Fundament für Talente. Viele Spieler, die aus der 2. Liga kamen, reüssierten später im Oberhaus, oder gingen sogar ins Ausland. Toni Polster kehrte beispielsweise über die Simmeringer Had zur Wiener Austria zurück und starte dann seine erfolgreiche Laufbahn mit zahlreichen Stationen in Italien, Spanien und Deutschland.

Quelle: Redaktion www.oepb.at

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