Ing. Johann Gerstmann, Foto BVST VALETTA
Ing. Johann Gerstmann, Foto BVST VALETTA

Im Februar 2012 beschloss die österreichische Bundesregierung die Fortsetzung der Erfolgsstory „Sanierungsscheck“. Allerdings wissen die wenigsten, dass thermische Sanierung weit mehr bedeutet als dicke Dämmung, Fensteraustausch und neuer Heizkessel. Der Beitrag von dynamischen Sonnenschutzsystemen ist nach wie vor nicht in den Köpfen verankert. Zur Unterstützung der thermischen Sanierung von Gebäuden wird bereits seit 2009 staatliches Geld zur Verfügung gestellt. Auch heuer werden für diesen Zweck 100 Mio. Euro ausgeschüttet, davon sollen 30 Mio. Euro an Betriebe gehen. Letztere wurden sogar mittels einer bundesweiten Road-Show seitens des Ministeriums mit praxisbezogenen Informationen über die Förderungsmöglichkeiten versorgt und Experten führten individuelle Beratungen durch. Laut einer aktuellen Umfrage der Wirtschaftskammer Österreich denken 20.000 Gewerbebetriebe ernsthaft daran, heuer Sanierungsmaßnahmen durchzuführen. Das Thema Sonnenschutz allerdings wird dabei nach wie vor viel zu oft außer Acht gelassen. Dazu Ing. Johann Gerstmann, Sprecher des Bundesverbandes Sonnenschutztechnik: „Meist wird nicht bedacht, dass die thermische Sanierung nicht nur eine Heizkostenreduktion, sondern auch das Vermeiden von Überwärmung und damit eine deutliche Reduktion oder auch gänzliche Vermeidung von Kühlenergiebedarf für strombetriebene Klimageräte beinhaltet. Der Sonnenschutz als passives Kühlsystem wird dabei aus Unwissenheit nicht in die geplanten Maßnahmen miteinbezogen!“ Und das, obwohl Studien belegen, dass durch effiziente Beschattung in unseren Breiten auf Gebäudekühlung im Wohnbau gänzlich verzichtet werden kann und in Büros ein Einsparpotenzial von 75 Prozent brach liegt.

In Betrieben werden durch Personen, Geräte und Beleuchtung hohe innere Wärmelasten erzeugt. Daher ist es umso wichtiger, direkte Sonne bei drohender Überwärmung nicht ins Gebäude zu lassen. Bei Besonnung kommt 90 Prozent der Wärmelast von außen. Johann Gerstmann betont weiter: „Im Sommer die Sonne ins Gebäude zu lassen und sie anschließend wieder teuer wegzukühlen, ist nun mal keine Lösung im Sinn von Klimaschutz, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit.“ Deshalb beinhaltet das Förderpaket auch die Thermische Sanierung von Klein- und Mittelbetrieben zur Sicherung des Sommerkomforts mit passiven Kühlmethoden und außenliegendem Sonnenschutz.

Gefördert werden Maßnahmen zur Verbesserung des winterlichen und sommerlichen Wärmeschutzes und zur Steigerung der Energieeffizienz, wobei sich die Förderungshöhe nach der erzielten Sanierungsqualität und dem Ausmaß der Unterschreitung der Anforderungen für den Heizwärme- und Kühlbedarf gemäß OIB-Richtlinie für die jeweilige Gebäude-Kategorie richtet.

Foto BVST VALETTA
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Thermische Sanierung betrifft auch den Sommer
„Für Neubauten, aber auch für Gebäude, die mittels Sanierung auf den neuesten Stand gebracht werden, ist es unumgänglich, den Sonnenschutz als sinnvolles Instrument für nachhaltigen Sommerkomfort einzusetzen. Denn er bringt Nutzern und Bewohnern ein behagliches Raumklima – ganz ohne aufwändige und teure Klimatechnik!“, fährt Johan Gerstmann fort. Daher fördert die Bundesregierung, wenn auch noch in geringem Ausmaß, die so genannten „passiven“ Kühlungstechniken, indem sie unter anderem auch „Verschattungssysteme zur Reduzierung des Kühlbedarfs“ in die Liste der förderungsfähigen Maßnahmen aufnimmt. Zur Unterstützung des ganzheitlichen Ansatzes wurde ein Systembonus für durchdachte betriebliche Energieeffizienzmaßnahmen für kleine und mittlere Unternehmen ins Leben gerufen. Ing. Johann Gerstmann: „Nun ist man auf dem richtigen Weg. Denn sowohl Wohnbauten als auch die meisten betrieblichen Bauwerke können ohne dynamischen Sonnenschutz weder energetisch noch finanziell gut bilanzieren.“

Der Experte des Bundesverbandes Sonnenschutztechnik weist besonders auf den hohen Wirkungsgrad von motorisierten und automatisierten Systeme hin: „Jalousien, Markisen und Roll-Läden tragen im Winter einen hohen Anteil zur Raumwärme bei, indem sie Fenster wie Solarkollektoren arbeiten lassen. Im Sommer hingegen, wo unverschattete Fenster nichts anderes als voll aufgedrehte Heizkörper sind, wird durch Sonnenschutztechnik die Kühllast um bis zu 100 Prozent reduziert. In unserer Klimazone mit heißen Sommern und kalten Wintern ist es eine Notwendigkeit, dass sich Fenster an das Außenklima anpassen können.“

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