Gaulhofer_TageslichtTageslicht hebt die Stimmung, stärkt das Immunsystem, belebt die Kreativität – und trotzdem haben wir meist viel zu wenig davon in unseren Häusern. Im Grazer Haus der Architektur diskutierten Experten vor kurzem darüber, wie sich dieser Missstand beheben ließe.

Bildtext v.l.: HDA-Geschäftsführer Markus Bogensberger, DI Dr. Harald Deinsberger-Deinsweger, DI Dr. Peter Holzer, Univ. Prof. DI Dr. Uli Tischler, Stuart Veech, Dr. Manfred Gaulhofer, Dr. Armin Thurnher und Architekt DI Simon Speigner.

„Aus dem Blickwinkel der Evolution sind wir Menschen für ein Leben im Freien geschaffen. Wir aber verbringen 92 Prozent des Tages in geschlossenen Räumen. Wenn wir nicht zum Licht gehen, müssen wir das Licht eben zu uns bringen.“, begründet Dr. Manfred Gaulhofer das Engagement seines Unternehmens für mehr Tageslicht in Gebäuden. Und er findet dabei eine Reihe von Verbündeten. DI Dr. Peter Holzer zum Beispiel vom Institute of Building Research & Innovation. Nach seiner Einschätzung befindet sich „unsere Physiologie im permanenten Novembernebel.“ Tagsüber erfahren wir nur 1 Prozent des Tageslichts in unseren Räumen, in der Nacht dagegen störe die Helligkeit von draußen beim Schlafen.  Mit den psychologischen Konsequenzen, die sich aus dieser diffusen Situation ergeben, befasst sich DI Dr. Harald Deinsberger-Deinsweger: „Aus psychologischer Sicht ist das Wesentliche die Erweiterung des Wahrnehmungsraumes.“ Wer jemals in großzügigen Räumen mit viel Kontakt zur Außenwelt gelebt hat, möchte nicht wieder zurück in kleine, geschlossene Einheiten, so seine Erfahrung. In die andere Richtung sei der Richtungswechsel dagegen viel öfter erwünscht. Das Maß aller Dinge sei das Wohlfühlen. In die gleiche Kerbe schlägt auch Stuart Veech, Designer mit amerikanischen Wurzeln. Er wünscht sich mehr bewusste Rauminszenierung durch den gezielten Einsatz von Tageslicht – ein Appell an Architekten und Bauherren gleichermaßen.  

Mit dieser Forderung stößt er auf offene Ohren. Gleich ob Einfamilienhaus oder Bürogebäude, bei Projekten jüngeren Datums sind großflächige Fixverglasungen state of the art. Die technischen Entwicklungen der Fensterindustrie ermöglichen Konstruktionen, die noch vor wenigen Jahren undenkbar waren. Vor allem aus energetischer Sicht habe sich sehr viel verbessert, ist DI Simon Speigner überzeugt: „Selbst bei großen Verglasungen ist das Fenster heute höchstens um 3 °C kälter als die umgebende Außenwand. Diesen kleinen Unterschied spürt man nicht – und deshalb sind diese Räume auch im Winter behaglich.“ Mit dem Ganzglassystem VISIONLINE von Gaulhofer hat er schon mehrfach Passivhausniveau erreicht – ein  Beleg dafür, dass große Fensterflächen auch aus Sicht der Energieeffizienz heute völlig unproblematisch sind.

Absolute Einigkeit gibt es in der Forderung, dass Architektur einen viel bewussteren Umgang mit Tageslicht braucht. Deshalb legt DI Dr. Ulrike Tischler, Architektin und Lehrbeauftragte an der TU Graz, auch in der Lehre viel Gewicht auf den Umgang mit natürlichem Licht: „Die Ausrichtung des Hauses und seiner Öffnungen ist entscheidend.“ Von Studierenden fordere sie daher von Anfang an ein entsprechendes Bewusstsein ein.

Der Anfang ist also gesetzt, die technischen Qualitäten stehen zur Verfügung, gelungene Referenzobjekte gibt es zur Genüge. Was es jetzt noch braucht, ist viel Überzeugungsarbeit und ein Umdenken bei den Verantwortlichen im Baugeschehen. „Das Maß an Tageslicht in Innenräumen muss zu einem entscheidenden Kriterium in der Planung werden.“, betont Manfred Gaulhofer. Dafür wird er sich mit allen Experten weiter verstärkt einsetzen.  

Der Diskussion unter Leitung von FALTER-Herausgeber Armin Thurnher folgten zahlreiche Gäste des HDA, unter ihnen der Ökonom Michael Steiner, der Künstler Richard Kriesche und AVL-Geschäftsführer Robert Fischer.
 
www.gaulhofer.com
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