IG Passivhaus wird Plattform Innovative Geb‰ude„Innovative Gebäude sind mehr als ein Passivhaus“ – davon sind die Mitglieder der Plattform Innovative Gebäude überzeugt. Aus diesem Grund haben sie die Enge der IG Passivhaus aufgebrochen und präsentieren sich im Herbst 2014 als Plattform Innovative Gebäude mit einem viel breiteren Themenspektrum.

Bildtext v.l.: Mag. Wolfgang Pundy, Projektverantwortlicher für das Bürogebäude der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien, DI (FH) DI DI Sarah Richter, Geschäftsführerin IG innovative gebäude, Arch. DI Johannes Kislinger, Vorstandsvorsitzender des Dachverbands IG innovative gebäude und Arch DI Gerhard Zweier, IG innovative gebäude Vorarlberg. Foto: IG innovative gebäude/APA-Fotoservice/Thomas Preiss

Seit der Gründung im Jahr 2003 hat die IG Passivhaus die Entwicklung energie-effizienter Gebäude maßgeblich mitgestaltet. Unbestritten ist Österreich heute einer der Vorreiter energieeffizienten Bauens in Europa. An wenigen Orten ist die Dichte an Passivhäusern ähnlich hoch wie hierzulande. „Zu Beginn unserer Arbeit wurde das Konzept des Passivhauses stark kritisiert. Viele in der Bauwirtschaft haben damals gemeint, unsere Forderungen seien völlig überzogen.“, erinnert sich DI Johannes Kislinger, einer der Initiatoren der IG Passivhaus und heute Vorstandsvorsitzender des Dachverbands Innovative Gebäude. „Aber wir sind dabei geblieben, haben die Idee kompromisslos verfolgt und viel erreicht. Jetzt ist es an der Zeit, weiter zu gehen.“

Aufbauend auf den Erkenntnissen des Passivhauses will die Plattform Innovative Gebäude künftig ein flexibleres und ganzheitliches Konzept von Bauen und Wohnen verwirklichen. Der neue Kriterienkatalog umfasst die sechs Säulen Umwelt, Effizienz, Architektur, Gesundheit und Komfort, Technik und Energie. „Zur Erfüllung dieser Kriterien stehen uns heute die besten Baustoffe und erprobte technische Lösungen zur Verfügung. Wir können heute Konstruktionen verwirklichen, die noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wären.“, so Johannes Kislinger: „Die große Herausforderung für uns Architekten und Planer ist jetzt, das Optimum aus diesen modernen Baustoffen und technischen Konzepten herauszuholen und daraus wirklich innovative Gebäude zu schaffen. Es geht um vernetztes Denken.“

Er erläutert diese Philosophie anhand eines Beispiels. In jedem Hotel oder Verwaltungsgebäude werden heute hocheffiziente Fahrstühle eingebaut. Diese Produkte sind technisch auf höchstem Niveau. Den Stiegenaufgang dagegen muss man meist suchen. Im Sinne eines intelligenten Gebäudes wäre es, den Gebäudenutzern beide Möglichkeiten anzubieten: Die Treppe für die gesundheitsfördernde Bewegung, der energieeffiziente Fahrstuhl für die oberen Stockwerke. Johannes Kislinger: „So verbindet ein innovatives Gebäude Energieeffizienz mit Gesundheit.“

Gibt Vorarlberg wieder die Richtung vor?
Ein anderes Beispiel ist das viel kritisierte Passivhaus auf der grünen Wiese. Seine wunderbare Energiebilanz wird durch den unumgänglichen Individualverkehr beim freistehenden Einfamilienhaus oft völlig ins Gegenteil verkehrt. „Deshalb sind wir der Meinung, dass auch Fragen der Mobilität und der Infrastruktur in die Überlegungen mit einfließen müssen.“, ergänzt DI Gerhard Zweier, Innovative Gebäude Vorarlberg. Ein Gewerbebetrieb, dessen Gebäude energieeffizient gebaut ist und der zusätzlich Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, Duschen für die Mitarbeiter oder Vollwertkost in der Kantine anbietet, müsse doch anders bewertet werden, als ein Gewerbebetrieb, der nur allein auf den Energiebedarf des Gebäudes abstellt. Viele Unternehmen im westlichsten Bundesland haben ähnliche Ideen bereits umgesetzt und führen sie mit Erfolg durch.

Vorarlberg war das erste Bundesland, das den Passivhausstandard für den sozialen Wohnbau als Förderkriterium verpflichtend eingeführt hat. „Die Erfahrung an konkreten Gebäuden hat dann aber gezeigt, dass durch den Fokus auf das Passivhaus einige andere Faktoren viel zu wenig gewichtet wurden.“, zieht er Bilanz. 2014 hat die Vorarlberger Landesregierung den Begriff Passivhaus bei der jüngsten Novelle wieder aus den Förderrichtlinien gestrichen. Durch die Festschreibung von höchstzulässigen Grenzen beim Heizwärme- und Primärenergiebedarf bleibt die Bedeutung von Energieeffizienz zwar erhalten, ist aber nicht länger das alles entscheidende Kriterium. So werden auch die Verbesserung des OI3-Index, also der ökologischen Baustoffwahl, der Einsatz von Solaranlagen, oder auch der Anteil integrativer Wohnungen in einem Gebäude bewertet. Gerhard Zweier: „Einerseits sind wir natürlich nicht damit einverstanden, dass das Passivhaus aus den Förderkriterien gestrichen wurde, andererseits ist es aber ein Vorteil, da das Passivhaus jetzt aus dem Schussfeld ist, wenn es um die Kostenentwicklung am Bau geht.“

Mit breiterem Fokus auch mehr Durchsetzungskraft
Die Verbreiterung der Sichtweise führt auch dazu, dass sich mehr Planer, Industrieunternehmen und Interessenvertretungen mit der neuen Sichtweise des Verbandes identifizieren können. Derzeit sind 15 österreichweit tätige Mitglieder im Dachverband organisiert. Für das kommende Jahr strebt der Verband eine Steigerung auf 25 Mitglieder an, bis 2020 möchte die Gruppe auf 30 bis 40 Mitglieder wachsen. Zusätzlich zu den österreichweit agierenden Unternehmen im Dachverband gibt es die vielen Mitglieder in den Regionalorganisationen. Diese 280 Unternehmen sind überwiegend in ihrem Bundesland aktiv und dort stark vernetzt. Doch auch hier will man wachsen und schon 2015 die 300er-Marke überspringen. Der Dachverband Innovative Gebäude und die Regionalorganisationen bilden gemeinsam die Plattform Innovative Gebäude. Was die Mitgliederentwicklung betrifft, richten sich große Erwartungen an die Wirtschaftskammer Österreich und all ihre Teilorganisationen, mit denen künftig viel stärker als bisher kooperiert werden soll.

3 x 3 – die drei wichtigsten Ziele für die drei kommenden Jahre
Den Mitgliedern wird für ihre tägliche Arbeit eine Vielfalt von Vernetzungsmöglichkeiten, Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen und Expertenunterstützung geboten. Dazu kommen übergeordnete Ziele, die die Bedeutung der Idee des Innovativen Gebäudes in der Öffentlichkeit hervorheben und auch im Vergabewesen ihren Niederschlag finden soll.

Die starke Marke „Innovatives Gebäude“
– Eine hohe Zahl an Mitgliedern, um mehr Durchsetzungskraft zu gewinnen
– Etablierung des Gebäudestandards „Innovatives Gebäude“

Weil anschauliche Beispiele besonders überzeugend sind, präsentiert der Dachverband auf seiner Website www.innovativegebaeude.at im Bereich „Best Practice“ besonders erfolgreich umgesetzte Gebäude. Derzeit findet man Bildmaterial und Informationen über 13 Projekte, doch die Datenbank wächst ständig. Johannes Kislinger: „Wir laden alle Bauherren, die den Standard Innovatives Gebäude erfüllen, sehr herzlich ein, ihre erfolgreichen Projekte hier zu präsentieren und damit andere Bauherren zu inspirieren.“

 

 

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