12. November 2012
Die IG Passivhaus Österreich zeigt auf, welchen Beitrag intelligentes, (energie)effizientes Planen und Bauen für die Erreichung der Klimaschutzziele leistet und wie die Passivhaustechnologie den Umstieg auf erneuerbare, saubere Energieträger unterstützen kann – auf nationaler und internationaler Ebene.
Für Johannes Kislinger, Vorsitzender der IG Passivhaus Österreich, ist die Planung und Errichtung energieeffizienter Gebäude eine der tragenden Säulen für die Energiewende: „Die beste Energie ist diejenige, die man erst gar nicht verbraucht. Intelligente Baukonzepte wie das Passivhaus stellen eine der wirkungsvollsten Möglichkeiten dar, um tatsächlich eine Energiewende herbeizuführen.“ Ein Großteil der in Gebäuden verbrauchten Energie geht auf das Konto von Raumwärme und Warmwasseraufbereitung. Hier setzt das Passivhaus an: „Im Durchschnitt weisen Passivhäuser einen um 67 Prozent geringeren Primärenergiebedarf auf als Gebäude, die nach den Anforderungen der OIB Richtlinie 6 errichtet werden.“
Damit leistet die Passivhaustechnologie auch einen Beitrag beim Umstieg auf erneuerbare Energieträger. Johannes Kislinger fährt fort: „Aufgrund der geänderten gesetzlichen Rahmenbedingungen sind wir gezwungen, Klimaschutz ernst zu nehmen. Das bedeutet, dass wir den Umstieg von fossilen hin zu erneuerbaren Energieträgern schaffen müssen. Die beste Voraussetzung dafür ist eine optimierte, effiziente Gebäudehülle und der sparsame Einsatz von Energie. Denn geringer der Verbrauch umso leichter lässt sich der Energiebedarf über Erneuerbare decken.“
Passivhaus auf internationalem Parkett
Neben den strategischen Partnerschaften mit den Industrieunternehmen ist die IG Passivhaus Österreich in verschiedenen Kooperationen und Projektpartnerschaften aktiv, wie zum Beispiel der Technischen Universität Wien. Aktuell bei der Teilnahme am Solar Decathlon 2013. Der internationale Wettbewerb für Solarhäuser von morgen wird vom U.S. Department of Energy, Washington, DC im Zweijahresrhythmus ausgeschrieben und gilt als der international anspruchsvollste universitäre Wettbewerb im Bereich des solaren, nachhaltigen Bauens. Die Gruppe der TU Wien ist eines von zwei europäischen Projektteams, die zur Teilnahme ausgewählt wurden. Mit einem High-Tech-Hofhaus gehen die Studenten in Kalifornien an den Start, wo die Prototypen gebaut und zehn Tage lang öffentlich auf ihre Alltagstauglichkeit getestet werden.
Günther Jedliczka, Geschäftsführer der OeAD Wohnraumverwaltungs GmbH, räumt dem Österreichbeitrag beim internationalen Wettbewerb im Oktober 2013 gute Chancen ein. Als Vielreisender in Sachen Passivhaustechnologie hat er den internationalen Vergleich – und den braucht die heimische Passivhaus-Architektur wahrlich nicht zu scheuen. Im Jahr 2005 errichtete die ÖeAD-WV in der Wiener Molkereistraße ihr erstes passivhaustaugliches Studentenheim, dem vier weitere folgten. Und auch das nächste Gästehaus ist schon in Planung, wie er berichtet: „In der Wiener Seestadt Aspern wollen wir noch einen Schritt weiter gehen und das erste Null-Energie- bzw. sogar Plus-Energie-Studenteinheim Österreichs errichten.“ Im Rahmen der diesjährigen Tage des Passivhauses, von 9. bis 11. November 2012, öffnen die Studentenheime der OeAD ihre Tore und können von Interessierten besichtigt werden. Insgesamt rund 100 Passivhausbesitzer gewähren heuer einen Einblick ins energieeffiziente Wohnen.
Aber damit noch nicht genug: Mit der 2011 ins Leben gerufenen Sommeruniversität „Green.Building.Solutions“ trägt die OeAD-WV als Veranstalter und Organisator auch in Ausbildung und Lehre zur Weiterentwicklung und Verbreitung des Baustandards bei und fördert den internationalen Wissensaustausch im Bereich Passivhaustechnologie. „Es gibt in diesem Bereich in Österreich so viel gebündeltes Knowhow, deshalb nutzen wir unsere Kontakte zu den Universitäten und unterstützen beim internationalen Wissenstransfer.“, schließt Günther Jedlicka.
Passivhaus ermöglicht ökonomische Rentabilität bei der Energiewende
Das Passivhaus ist ein Fast-Nullenergie-Gebäude. Es erfüllt schon heute die Anforderungen, welche von der Europäischen Kommission für das Jahr 2020 vorgegeben wurden. Dann nämlich sollen nach der Europäischen Gebäude-Richtlinie alle Neubauten so gut wie keine Energie mehr verbrauchen – und die geringe Energiemenge, die noch gebraucht wird, zu einem bedeutenden Teil aus Erneuerbarer Energie gewinnen.
Das Passivhaus kann genau dies. Es reduziert insbesondere den Energiebedarf für die Heizung auf weniger als ein Zehntel des in Altbauten durchschnittlich gewohnten. Der verbleibende Rest ist mit vertretbarem Aufwand durch regional verfügbare Energiequellen leicht zu decken. Dafür gibt es viele unterschiedliche Wege, wie Wärmepumpenheizungen, Solaranlagen und Pelletkessel.
Das besondere am Passivhaus:
* Das Passivhaus ist bewährt – es wurde bereits tausendfach gebaut – und dies immer mit Erfolg;
* Die Energieeinsparungen werden zuverlässig erreicht, das ist in vielen Messprojekten überprüft worden;
* Das Passivhaus wird auf der Basis bekannter und erprobter Bautechnik realisiert, alle Bauarten und alle Bauaufgaben sind möglich. Nicht das Passivhaus bestimmt den Etwurf, sondern die Bauaufgabe und die Architektur;
* Das Know-how zum Bau von Passivhäusern ist öffentlich verfügbar, beispielsweise auf www.passipedia.org
* Für das Passivhaus sind qualitätsgeprüfte Komponenten erhältlich, Fensterbauarten, wärmebrückenfreie Anschlussdetails, Lüftungsgeräte und dergleichen;
* Das Passivhaus ist auf der Basis heutiger Energiepreise im Neubau wirtschaftlich. Jede Baufamilie und jeder Investor sind gut beraten, wenn sie ein Passivhaus baut – und das Geld für teure Energieträger einspart;