DI Stefan Vötter, Geschäftsführer BAU.GENIAL. Foto: BAU.GENIAL
DI Stefan Vötter, Geschäftsführer BAU.GENIAL. Foto: BAU.GENIAL

Das letzte April-Wochenende 2012 brachte laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik – kurz ZAMG – neue Hitze-Rekorde in Österreich. Und schon brandet die Diskussion auf: Brauche ich wirklich viel Speichermasse bei meinem Haus, um eine sommerliche Überwärmung zu vermeiden?

Um 1,3 °C war der April 2012 wärmer als im vieljährigen Mittel. Eine kräftige Südströmung brachte trockene und warme Saharaluft bis nach Österreich und ließ die Lufttemperatur in den Föhngebieten nördlich der Alpen verbreitet über 30 °C steigen. Damit wurden viele der alten Aprilrekorde in Österreich übertroffen – so zum Beispiel mit 32,0 °C in Waidhofen/Ybbs. Dies ist zwar toll, wenn man im Urlaub ist, oder das Wochenende im Freien verbringen kann, aber wie vermeidet man, dass zu viel Hitze ins Haus oder die Wohnung eindringt?

Hitzeschutz früh einplanen
Die richtige Auswahl der Baumaterialien hinsichtlich Wärmeleitfähigkeit und Wärmespeicherfähigkeit muss bereits in der Planungsphase getroffen werden. Das sommerliche Wohnklima wird natürlich besonders durch die Größe und Ausrichtung der Fenster bestimmt. Diese müssen, insbesondere an der süd- oder südwestseitigen Fassade, unbedingt mit außen liegendem Sonnenschutz ausgestattet werden. Er hält die Sonnenstrahlen von den Fensterscheiben ab und so wird tagsüber messbar weniger Wärme in die Innenräume weitergeleitet. Am Abend und nachts, wenn es draußen wieder kühl ist, wird der Sonnenschutz weggefahren, die Fenster werden geöffnet und alles wird gut durchgelüftet. So können die Räume die Wärme des Tages über Nacht wieder nach außen abgeben. Damit das wirklich gut funktioniert, sollte nicht nur der Sonnenschutz, sondern auch die Konstruktion des Gebäudes flexibel sein.

Nur ganzheitliche Planung senkt nachhaltig den Energiebedarf. Foto: VALETTA
Nur ganzheitliche Planung senkt nachhaltig den Energiebedarf. Foto: VALETTA

DI Stefan Vötter, Geschäftsführer BAU.GENIAL, erklärt das Prinzip: „Allzu viel speicherfähige Masse macht das Gebäude in jeder Hinsicht träge. Dicke, massive Wände speichern an einem langen Sommertag viel zu viel Wärme, um in den sommerlich-kurzen Nächten wirklich abkühlen zu können.“

Gebäude in Holz- und Trockenbauweise reagieren auf Temperaturspitzen viel rascher. Und sie speichern, so sie entsprechend gut gedämmt sind, deutlich weniger Wärme in der Konstruktion. Das ist umso wichtiger, als die Wohlfühltemperaturen eigentlich gar nicht wirklich hoch sind. Denn bereits bei über 27 °C am Tag und 25 °C in der Nacht fühlt man sich in Innenräumen nicht mehr behaglich. Stefan Vötter: „Interessanterweise befürchten Bauherren immer wieder, dass eine gute Dämmung, wie sie beim Passiv- oder Niedrigenergiehaus vorzufinden ist, die Abkühlung des Gebäudes im Sommer verhindert.“ Ganz im Gegenteil, die Dämmung hält die Hitze vom Gebäude ab. Daher muss nicht nur im Neubau, sondern beispielsweise auch beim Ausbau des Dachgeschoßes, unbedingt eine entsprechende Wärmedämmung als Überhitzungsschutz eingeplant werden.

Und die vielzitierte Speichermasse? Dazu DI Stefan Vötter: „Sie puffert zwar kurzfristig die Spitzentemperaturen ab, allerdings bei den auch in Österreich immer länger anhaltenden Hitzeperioden erwärmen sich auch große Speichermassen und werden somit unwirksam.“
So viel zur Konstruktion. Allerdings sieht er auch einen Teil der Verantwortung bei den Bewohnern eines Gebäudes: „Wer den Sonnenschutz nicht rechtzeitig aktiviert und in der Nacht nicht regelmäßig querlüftet, sollte sich nicht wundern, wenn sich sein Heim mehr und mehr erwärmt.“

www.baugenial.at

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