Torf ist einer der wichtigsten Rohstoffe für die Herstellung von Gartenerden. Doch diese Torfnutzung zieht gravierende Umweltschäden nach sich. Als Grüne Nummer 1 steigt bellaflora deshalb aus dem Torfhandel aus.
Bildtext v.l.: Mag. Isabella Hollerer, Leitung Nachhaltige Entwicklung bei bellaflora; Mag. Alois Wichtl, Geschäftsführer bellaflora; Dr. Monika Hubik, Geschäftsführerin UnterWasserReich Schrems; Mag. Dominik Linhard, Biologe bei GLOBAL 2000. Foto: bellaflora / Sonja Eder
Torf wird aus Mooren gewonnen. Moore aber zählen zu den höchst gefährdeten Naturgebieten der Erde. Ihre außerordentliche Bedeutung liegt in ihrer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt, sowie in der Fähigkeit, CO2 zu speichern. Mit einem Speichervolumen von rund 550 Mrd. Tonnen Kohlenstoff gelten Moore als wichtigste CO2-Senken der Welt. Trotzdem werden in der EU immer noch 63 Mio. m3 Torf pro Jahr abgebaut, die je zur Hälfte in die Energiegewinnung und in den Gartenbau gehen. Österreich hat sich mit der Unterzeichnung der Alpenschutzkonvention 1991 zum Erhalt von Hoch- und Flachmooren und zum mittelfristigen Ausstieg aus der Torfnutzung verpflichtet. Aber Österreich importiert rund 163.000 Tonnen Torf pro Jahr – und verlagert das ökologische Problem in andere Länder.
„bellaflora hat sich entschieden, einen anderen Weg zu gehen. Als größtes Gartencenter und als erstes Unternehmen Österreichs steigen wir aus dem Torfhandel aus“, erklärt Geschäftsführer Mag. Alois Wichtl. Im Rahmen eines gemeinsamen Pressegesprächs mit dem UnterWasserReich Schrems und GLOBAL 2000 präsentierte Mag. Isabella Hollerer, Leiterin der Abteilung für nachhaltige Entwicklung, das mehrjährige Vorhaben. Schon heute führt das Unternehmen mit der Produktlinie „bellaflora biogarten“ torffreie Erden, die auch das Österreichische Umweltzeichen tragen. 2015 wird der Torfgehalt aller anderen bellaflora Erdsubstrate auf maximal 50 Prozent gesenkt und in den Folgejahren Schritt für Schritt weiter reduziert.
Besser mit Kokosfasern oder Kompost
Erdenproduzenten verwenden Torf aus drei Gründen in ihren Substraten: weil er Wasser speichert, sich leicht aufdüngen lässt und den Luftgehalt im Boden anreichert. „Die meisten handelsüblichen Gartenerden bestehen bis zu 90 Prozent aus Torf, abhängig davon, welchen Pflanzen sie als Grundlage dienen.“, betont Isabella Hollerer. Ersatzstoffe müssen alle diese Funktionen ebenfalls erfüllen und – so der Auftrag von bellaflora – möglichst naturnah produziert werden. Aus diesen Gründen kommen Mischungen aus verschiedenen Komponenten zum Einsatz – vorrangig aus Rindenkompost, Kokosfasern, Holzfasern und Grünkompost. Sie empfiehlt daher Konsumenten, beim Kauf von Erden auf den Hinweis „torffrei“ zu achten. Die Bezeichnung „bio“ allein garantiert noch keine Torffreiheit. Im biologischen Landbau ist ein Torfanteil von 70 Prozent im Erdsubstrat erlaubt.
Dr. Monika Hubik, Geschäftsführerin des Naturparks Hochmoor UnterWasserReich Schrems, sieht in der Umstellung auf torffreie Gartenerden einen wesentlichen Schritt zum Schutz der Moore: „Wir brauchen die Moore in der Natur viel dringender als den Torf in den Gärten. Wenn wir Moore trocken legen, um sie wirtschaftlich zu nutzen, verlieren wir sie als CO2-Speicher und als Hochwasserschutz.“ Die Folgen für die Natur konnte man hier in Schrems, wo bis in die 1980er Jahre Torf gestochen wurde, deutlich sehen. Seit zehn Jahren wird renaturiert, und das Moor erobert sich seinen Raum zurück.
Mehrjahresplan für den Ausstieg aus Torf
Die Umstellung auf torffreie Erden wird einige Jahre in Anspruch nehmen und ist mit Sicherheit die größte Herausforderung, der sich bellaflora im Rahmen seines Nachhaltigkeitsprogramms bisher gestellt hat. Darüber hinaus will das Unternehmen sicherstellen, dass die Anteile an Schwermetallen in den Substraten auf niedrigem Niveau, nämlich 30 Prozent unter den gesetzlichen Höchstwerten liegen. bellaflora konzentriert sich dabei auf die Schwermetalle Blei, Cadmium, Nickel, Quecksilber und Uran. „Diese Schwermetalle weisen bei bestimmten Konzentrationen toxische Eigenschaften auf, können sich im Boden anreichern, oder ins Grund- und Oberflächengewässer gelangen und dort negative Auswirkungen auf den Naturhaushalt haben.“, erläutert Dominik Linhard, Biologe bei GLOBAL 2000, die Problematik. Um zu gewährleisten, dass die Substrate den Qualitätskriterien entsprechen, werden von GLOBAL 2000 stichprobenartig Kontrollen gemacht und Proben durch ein akkreditiertes, unabhängiges Labor auf Schadstoffe untersucht. Die mehrjährige Umstiegsphase ist aus produktionstechnischen Gründen erforderlich und gleichzeitig auch im Sinn der Hobbygärtner. „Wird das Erdreich ausgetauscht, verändert man die Lebensgrundlage der Pflanzen. Man muss ihnen Zeit geben, sich daran zu gewöhnen.“, schließt Isabella Hollerer. „Geht man in jeder Saison einen Schritt weiter, wird die Umstellung erfolgreich sein.“