Buchcover
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5. August 2010

Wien! Stadt der Künstler, der Schriftsteller, der Politiker, der Lebemenschen, der großen und der kleinen Selbstdarsteller … und der Kaffeehäuser. Der Wiener benötigt kein Büro, er arbeitet im Cafe. Dies schien immer schon so gewesen zu sein. Einen Wiener zu suchen ist ein leichtes, wenn man sein Stamm-Cafe kennt. Das „Cafe Landtmann“ ist für viele ein Stamm-Cafe und bis weit über die Grenzen Wiens hinaus ein Begriff, ja, eine Institution,. Wer dort noch nie war, der hat Wien einfach nicht erlebt.

Der „Herr Robert“ gehörte zum Inventar. Knapp 30 Jahre lang jonglierte er stets mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen Kaffee und Torten, aber auch andere lukullische Genüsse quer durch das Lokal, er betreute in dieser Zeit 28 Kellner und bediente 750.000 Gäste – pro Jahr. Herr Robert war einer jener letzten Kellner-Institutionen, denen nichts entging. Sie waren die uneingeschränkten Herrscher des Cafes, überblickten alles und wussten vieles über die Stamm-Kunden. Und schließlich konnte jeder neue Gast in späterer Folge zu einem Stammgast werden – also hieß es, dass Freundlichkeit stets oberstes Gebot war.

Herr Robert ging in den wohlverdienten Ruhestand. Von nun an bedient ihn seine Gattin Gerda, die dies besser tut, als er es selbst könnte – so seine Worte. Nach 46 Dienstjahren darf auch einmal Schluss sein. Schließlich besang schon einstens der legendäre Hans Moser in „Sperrstund is´“, dass ein Ober ja auch einmal schlafen gehen muss. Der Höhepunkt der Karriere des Herrn Robert ist erreicht, der wohlverdiente Ruhestand ist da. Es sei ihm wohl gegönnt.

In diesem Buch von Peter Roos lässt er seine Landtmann-Laufbahn Revue passieren, gewährt Einblicke in den Alltag eines Obers und setzt gekonnt einige Bonmots ein. Das Buch schildert auf 72 Seiten in interviewerischer Erzählform die Geschichte des Cafes, die teilweise Verrohung der Gäste, der Umstand, dass in Wien jeder ganz erpicht auf einen Titel ist, umso mehr, wenn er keinen trägt, und erklärt, warum es keine Kellnerinnen gibt. „Die können nicht schwanger werden.“

41 schwarz-weiß Fotos von Clemens Fabry illustrieren somit ein Gesamt-Kunstwerk, welches als zeitloses Dokument für die Nachwelt erhalten bleibt.

„Danke, lieber Herr Robert. Danke, dass man bei Ihnen stets einen Platz bekam, wenn auch das Cafe noch so voll war, dass Sie stets mit einem Lächeln an ihre Gäste herangegangen sind und dass Ihnen kein Problem unlösbar erschien. Herr Robert, Sie fehlen uns!

Peter Roos & Clemens Fabry
Der Engel im Kaffeehaus
„Herr Robert“, Cafe Landtmann, Wien & die Welt
ISBN 3 85252 569 1
Bibliothek der Provinz
3970 Weitra
www.bibliothekderprovinz.at

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