Mit dem am 2. August 2013 erfolgten Spatenstich für einen neuen Güterterminal im Süden Wiens ordnen die ÖBB www.oebb.at die Terminalstruktur in und rund um Wien neu und bauen dabei Frachtkapazitäten aus. Der Güterterminal Wien-Inzersdorf wird auf 55 Hektar – das sind etwa 40 Fußballplätze – bis 2017 errichtet. Mit der Inbetriebnahme werden mehrere Güterbahnhöfe in und um Wien – wie etwa der Frachtenbahnhof Wien-Nordwestbahnhof, wo ein neuer Stadtteil für Wohnungen und Büros entsteht – nach und nach aufgelassen. Die Konzentration der Güterlogistik auf einen Standort im Süden Wiens wird eine Entlastung für den innerstädtischen Bereich bringen, weil vor allem innerstädtische Zug- und Verschubfahrten dadurch verringert werden. Zusätzlich wird das Projekt einen wesentlichen Beitrag zur Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die umweltfreundliche Schiene leisten. Die ÖBB investieren für Planung und Bau rund 300 Millionen Euro, das Projekt wird von der Europäischen Kommission kofinanziert.
Bildtext: ÖBB Terminal Inzersdorf. Foto: Geoconsult Wien ZT GmbH
Doris Bures, Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie: „Güterterminals sind eine entscheidende Schnittstelle für die Verkehrsverlagerung auf die umweltfreundliche Schiene.“ Deshalb ist der Aus- und Neubau von Terminals im Rahmenplan genauso ein Schwerpunkt, wie der Ausbau des Schienennetzes in den großen Korridoren und Ballungsräumen und wie die Bahnhofsoffensive. „Wien liegt im Schnittpunkt der wichtigsten europäischen Korridore im West-Ost- und Nord-Süd-Verkehr. Mit dem neuen Hauptbahnhof und dem Terminal Inzersdorf wird Wien zu einer europäischen Drehscheibe für den umweltfreundlichen Verkehr.“, so die zuständige Ministerin.
Christian Kern, Vorstandsvorsitzender der ÖBB-Holding AG: „Das Projekt ist eine entscheidende Maßnahme, um unseren Kunden noch mehr Qualität zu bieten. Wir schaffen damit neue Perspektiven für die verladende Wirtschaft.“
Maria Vassilakou, Vizebürgermeisterin der Stadt Wien und Stadträtin für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung: „Mit dem neuen Terminal Inzersdorf erreichen wir mehrere Ziele zugleich: Wir gewinnen innerstädtische Flächen in absoluten Top-Lagen für lebenswertes Wohnen und für das Arbeitsleben. Gleichzeitig erhält die Bahn alle Voraussetzungen, um beim Güterverkehr im Wettbewerb mit der Straße attraktiver zu werden und damit noch mehr Treibhausgasemissionen zu vermeiden. Mit dem neuen Terminal Inzersdorf bekommt Wien neben dem Hafen Freudenau einen weiteren wichtigen Warenumschlagplatz am Rande der Stadt, so dass Verschub- und Leerfahrten durch die Stadt in Zukunft deutlich weniger werden.“
Klaus Schierhackl, Vorstandsdirektor der ASFINAG: „Dieses Gemeinschaftsprojekt ist ein Musterbeispiel für die Vernetzung zweier hochrangiger Infrastrukturanbieter. Durch die Direktanbindung der Schiene an die Autobahn, wird das untergeordnete Netz massiv entlastet. Das hebt die Verkehrssicherheit und schont die Umwelt. Und bei einer voraussichtlichen Lkw-Frequenz von etwa 1.600 Lkw täglich, sind die insgesamt 19,8 Millionen Baukosten eine sehr gute Investition.“
Johann Heuras, Zweiter Präsident des Niederösterreichischen Landtages: „Dieser Terminal ist ein ganz wesentlicher Schritt, dem Trend der Urbanisierung des Wiener Umlandes entsprechend Rechnung zu tragen.“
Sinnvoller Standort im Süden Wiens
Der Terminalstandort Wien-Inzersdorf liegt an der Schnittstelle der Pottendorfer Linie und der Schnellstraße S1. Damit ist der Anschluss an das vorhandene hochrangige Schienennetz und auch an das Straßennetz in alle Hauptverkehrsrichtungen gegeben. An diesem strategisch gewählten Ort kann der Terminal dazu beitragen, Fahrzeiten der Güterzüge zu optimieren, was die Attraktivität des Güterverkehrs für die Wirtschaft weiter erhöht. Als wesentliche Kriterien der Standortsuche wurden die Themen Raumstruktur, Umwelt und Ökologie, erforderliche Güterkapazität, hochrangige Bahn- und Straßenanbindung, sowie der Platzbedarf für die benötigten Terminalfunktionen berücksichtigt. Im Rahmen mehrerer Runder Tische sind die Anrainer und Gemeindevertreter, sowie die Umweltanwaltschaft in das Projekt miteinbezogen. Die Umweltverträglichkeitsprüfung konnte im Frühling 2012 positiv abgeschlossen werden.
Multifunktionaler Güterterminal, auf zukünftige Gütervolumina ausgelegt
Der neue Frachtenbahnhof wird als multifunktionaler Güterterminal errichtet, das bedeutet: Er wurde für Anlagen für den Wagenladungsverkehr, den Kombinierten Ladungsverkehr (KLV) und Anlagen für die Kontraktlogistik mitsamt den dafür erforderlichen Hochbauanlagen, sowie Verkehrs- und Betriebsanlagen geplant. Wien wächst, immer mehr Menschen wollen mit immer mehr Gütern versorgt werden. Mit dem Bau der Anlage wird auch die Umschlagskapazität für den Schienengüterverkehr im Raum Wien zukunftsorientiert erhöht. Der Terminal Wien-Inzersdorf wird entsprechend den jeweiligen Kapazitätserfordernissen in mehreren Ausbaustufen (modulares Umsetzungskonzept) errichtet
Der Terminal im Detail
Die neuen Betriebsgleise befinden sich unmittelbar neben dem östlichen Gleis des ehemaligen Bahnhofs Inzersdorf-Metzgerwerke. Sie übernehmen die Funktionen der Einfahr-, Ausfahr-, und Zugbildegleise, sowie eine zusätzliche Abstellfunktion. Auch Gleisanlagen für die Zugteilung, Wagenreihung oder Wagenumstellung werden gebaut. Der Anlagenteil für den Intermodalverkehr wird aus zwei Ladegleisgruppen einschließlich den jeweils zugehörigen Straßen- und Lagerflächen für den Umschlag von Containern (Zug-LKW und Zug-Zug), Wechselaufbauten und Sattelaufliegern bestehen. Auf der Seite der Straße sind Ladehöfe mit LKW-Laderampen vorgesehen, auf der Seite der Schienen ist eine Gleisgruppe geplant. Zusätzlich sind Abstellgleise, Containerstellplätze und diverse Klein- und Hochbauten vorgesehen. Ein Großteil der Gleisanlage wird elektrifiziert. Der Terminal Wien-Inzersdorf wird in mehreren Ausbaustufen errichtet. In der ersten Realisierungsphase werden die Anlagen für den Kombinierten Ladungsverkehr und den Wagenladungsverkehr errichtet. Umweltschutz- und Lärmschutzmaßnahmen sichern eine hohe Lebensqualität für alle Anrainer.