
24. Feber 2010
Franzobels Theaterstück „Moser“ feiert am 25. Feber 2010 im Theater in der Josefstadt Premiere. Der Ort der Handlung ist ein himmlischer Theaterheuriger. Die passende Musik dazu liefert Roland Neuwirth ab. Die „Extremschrammeln“ sorgen für Live-Atmosphäre auf der Bühne und spielen Eigenkompositionen sowie die „Reblaus“. Peter Wittenberg, als Regisseur zuletzt an der Josefstadt für George Taboris „Mein Kampf“ verantwortlich, setzt Franzobels Farce „Moser oder Die Passion des Wochenend-Wohnzimmergottes“ in Szene. Es treffen darin der junge (Florian Teichtmeister) und der alte (Erwin Steinhauer) Hans Moser, beide bereits verblichen, in einem Himmel voller Nazis aufeinander. Empfangen werden der/die Volksschauspieler vom „Theaterdirektor“ (Hubsi Kramar), einer Figur, die sich bald durch ein Hitlerbärtchen outet. Sandra Cervik ist als Mosers Gattin Blanca zu sehen, Martin Zauner spielt den politisch integren Kollegen Paul (Hörbiger), Alexander Pschill einen Spitzel und Denunzianten.

Lotte Kirchdorfer, die Nichte Hans Mosers, verwehrt sich gegen dieses Theaterstück. Sie sagt, dass ihr Onkel weder ein Mitläufer noch ein Freund des NS-Regimes war und meint weiter, dass Hans Moser anhand dieses Stückes in ein Licht gerückt wird, in dem er in Wirklichkeit gar nicht stand. Sie wird sich das Stück auch nicht ansehen, da sie es unfair findet, etwas zu zeigen, wogegen man sich nicht mehr wehren kann.
Hans Moser (1880 – 1964) war ein österreichischer Volksschauspieler mit Leib und Seele. Er brachte wie kein Zweiter den so typischen Österreicher zum Ausdruck. Seine kauzige, grantelnde Art, sein watschelnder Gang und das bereits zu Lebzeiten berühmte Nuscheln verkörperte den hierzulande gängigen Eigensinn, die unbestechliche Souveränität eines kleinen Mannes. Die NS-Zeit brachte den Unpolitischen steil nach oben. Er wurde bestverdienender Schauspieler, musste aber auch damit fertig werden, dass seine jüdische Frau Blanca nach Budapest und seine Tochter Grete nach Buenos Aires flüchten mussten. Hans Moser hatte enormen Erfolg und wurde von den Massen geliebt.
Er verkörperte das minimal widerständige Österreich und war im Grunde seines Herzens doch einsam und unglücklich.
Hans Moser debütierte 22jährig 1902 unter der Direktion von Josef Jarno am Theater in der Josefstadt. Unter Max Reinhardt kam er 1925 zurück und gehörte dem Ensemble bis 1939 an. Er spielte Rollen wie den Major Paul Petkoff in „Shaws Helden“, den Melchior in Nestroys „Einen Jux will er sich machen„, den Probstein in Shakespeares „Wie es euch gefällt“ und den Fortunatus Wurzel in Raimunds „Der Bauer als Millionär“. Nach zwei weiteren Auftritten 1952 und 1953 kehrte er 1961 nochmals ans Theater in der Josefstadt zurück, als Flickschuster Pfrim in Nestroys „Höllenangst“.
Premiere: Donnerstag, 25. Feber 2010,
Spieldauer: 1 Stunde 45 Minuten, keine Pause
http://www.josefstadt.org/Theater/Startseite/index.jsp
Roland Neuwirth und seine Extremschrammeln liefern die Heurigenmusik ab. Foto: Josefstadt
„Moser“-Buch im Originaltext mit sieben Grafiken des Autors
Das Buch zu Franzobels Theaterstück „Moser oder die Passion des Wochenend-Wohnzimmergottes„ erschien zum Premierentermin im Passagen Verlag Wien. Das Buch ermöglicht auch denjenigen, sich ein persönliches Bild über das heiß diskutierte Stück zu machen, die das Stück im Theater nicht sehen können.
Für Franzobel ist der Volksschauspieler Hans Moser, eine „große Kunstfigur des Raunzens„, aber auch ein „Wiener Bruder von Gustav Gründgens – ein Mephisto.„ Während der NS Zeit zählte er zu den best bezahltesten und beliebtesten Schauspielern dieser Ära. Zugleich musste er sich aber damit konfrontieren, dass seine jüdische Frau nach Budapest und seine Tochter nach Buenos Aires in die Emigration flüchten mussten. Persönlich einsam und unglücklich verkörperte er als Schauspieler das österreichische Mitläufertum schlechthin. Franzobel versteht Hans Moser als „große Kulminationsfigur„ des 20. Jahrhunderts. An ihr demonstriert der Autor Hoffnungen und Ängste, Macht und Ohnmacht des Einzelnen im historischen Geschehen.