29. April 2008
Am Bisamberg reichen Spuren menschlicher Siedlungstätigkeit bis in die Steinzeit zurück. Die Alten Schanzen zeugen von der Bedeutung des Bisamberges für die Verteidigung Wiens in den vergangenen Jahrhunderten. Der Weinbau in dieser Gegend ist ab dem 12. Jahrhundert belegt. Mit dem Einfall der Reblaus Ende des 19. Jahrhunderts wurden viele Weingärten auf der Niederösterreichischen Seite des Bisamberges aufgelassen und beweidet. Auf diesen Flächen entwickelten sich Trockenrasen, die zu den artenreichsten in Österreich zählen. Durch die Aufgabe der Nutzung verbuschten weite Bereiche, andere wurden aufgeforstet. Der sanft in das Marchfeld abfallende Osthang des Bisamberges auf Wiener Seite ist bis heute von landwirtschaftlicher Nutzung geprägt. Die Weinbaulandschaft ist durch Böschungen, Hohlwege und Brachen reich strukturiert. Wegen der schlechten Bodenqualität liegen viele Ackerflächen brach. Diese geben dem Ziesel, einem selten gewordenen Steppentier neuen Lebensraum.
Natura 2000 und LIFE
Im Rahmen dieses LIFE-Natur Projektes soll durch Pflege- und Bewirtschaftungsmaßnahmen der naturschutzfachliche Wert des Bisamberges erhalten und verbessert werden. Dafür stellt die EU über das Förderungsinstrument LIFE Gelder zur Verfügung. So soll die Erhaltung und Vergrößerung der Lebensräume des Offenlandes durch die Entfernung der Verbuschung erreicht werden. In den Waldbereichen wird im Rahmen der Bewirtschaftung die natürliche Artenzusammensetzung wiederhergestellt. Für den Hirschkäfer wird der Totholzanteil in den Wäldern angehoben. In der noch aktuell durch Wein- und Ackerbau geprägten Landschaft werden die Lebensbedingungen für das Ziesel verbessert.
Trockenrasen
Die flachgründigen Böden der süd- und westexponierten Hänge des Bisamberges sind durch eine geringe Wasserhaltkapazität charakterisiert, die neben hohen Temperaturen und austrocknenden Winden extreme Verhältnisse für Pflanzen bewirken. So können hier nur Pflanzen gedeihen, die Schutzmechanismen oder Strategien entwickelt haben, diesen Bedingungen zu trotzen. Kleinwüchsige und kurzlebige Therophyten nutzen die aus dem Winter stammende Feuchtigkeit, um noch vor dem trockenen Sommer ihren Vegetationszyklus abzuschließen. Den Rest des Jahres überdauern sie als Samen im Boden. Geophyten sammeln Nährstoffe in unterirdischen Speicherorganen. Mit ihrer Hilfe können sie bei günstiger Witterung rasch ihren Vegetationszyklus absolvieren. Andere ausdauernde Pflanzen schützen sich mit Hilfe von eng anliegender Behaarung oder Wachsüberzügen vor allzu starker Verdunstung, Federgräser und Schwingelarten rollen ihre Blätter ein, um eine möglichst geringe Oberfläche der Sonnenstrahlung auszusetzen. Als Besonderheit der Trockenrasen am Bisamberg gilt der große Reichtum an Orchideen.
Saumgesellschaften
Am Übergang zwischen Offenlandschaft und den Gebüschen und Wäldern können im Halbschatten von Bäumen und Sträuchern bereits höherwüchsige und großblättrige Kräuter gedeihen. Diese Übergänge zwischen zwei unterschiedlichen Biotoptypen sind besonders artenreich, da sich hier Tiere und Pflanzen beider Lebensräume treffen. Blutroter Storchschnabel, Diptam und Bunte Schwertlilie bieten im Mai ein besonders farbenprächtiges Ensemble. Kleinwüchsige Sträucher wie Zwerg-Weichsel oder Bibernell-Rose bieten der räuberisch lebenden Sägeschrecke ein sicheres Versteck. In diesen Säumen wächst nicht nur eine der seltensten Pflanzen des Bisamberges, der Steppen-Beifuß, sie sind auch Lebensraum der größten heimischen Orchidee der Riemenzunge. Der Segelfalter verwendet neben Doldenblütlern auch den Diptam zum Ablegen seiner Eier. Auf den Alten Schanzen sind die Saumgesellschaften über weite Bereiche flächig ausgebildet.
Flaum-Eichenwald
Auf süd- und westexponierten Hangrippen sind auf steinigen Böden zumeist teilweise geschlossene Flaum-Eichenwälder ausgebildet. Neben der Flaum-Eiche bilden Elsbeere, Mehlbeere, Wild-Apfel, Wild-Birne und Feld-Ahorn die lockere Baumschicht. Der Unterwuchs besteht aus einer vielfältigen Strauchschicht. Die Arten der Krautschicht stammen aus den Saumgesellschaften und Trockenrasen, in dichteren Bereichen finden sich auch schon Waldarten wie das Maiglöckchen.
Eichen-Hainbuchenwald
Auf dem Plateau und den Nordhängen des Bisamberges erstrecken sich weitläufige Wälder. Sie sind besonders für die Wiener und die ortsansässige Bevölkerung ein beliebtes Naherholungsgebiet. Die Baumschicht ist artenreich und setzt sich auch Eichen, Hainbuche, Esche, Vogel-Kirsche, Ahorn und Sommer-Linde zusammen. In jüngeren Beständen ist auch eine reichhaltige Strauchschicht ausgebildet. Solange die Bäume nicht vollständig belaubt sind, nutzen eine Reihe von Frühjahrsblühern das Licht in den ansonsten sehr dichten Wäldern. Bewirtschaftet werden diese Wälder als Mittelwald. Dabei wird ein Teil der Gehölze die Hauschicht alle 30 bis 40 Jahre als Brennholz geschlagen. Werthölzer wie Eiche und Kirsche werden im Schnitt alle 100 Jahre als Möbel- oder Furnierholz genutzt.