Die Gala ist zu Ende22. August 2011

Die Wiener Austria ist fußballerisch im Hause Österreich momentan das Maß aller Dinge. Dies bekam am gestrigen Nachmittag auch der SK RAPID zu spüren, der die Violetten zum 298. Wiener Bruderkampf ins Ernst Happel-Stadion lud. Bei strahlendem Sommer-Wetter und 32 Grad im Schatten pilgerten an die 32.000 Besucher zum großen Wiener Derby in den Prater.

Nach der LAC-Matinee in Wien-Landstraße ging es im Anschluss flugs weiter in die Leopoldstadt. Beide Bezirke sind lediglich durch den Donau-Kanal getrennt. Die Stadionbrücke überquerend, frönte man am Heustadelwasser im Prater der Sonne und harrte der Dinge. Bis zum Spiel um 16 Uhr war noch etwas Zeit. Dabei war zu beobachten, dass sehr viele Familien mit Kindern unterwegs waren. Die zahlreichen Kleinen, jeweils in violettes oder grünes Tuch gehüllt, strahlten über das ganze Gesicht und freuten sich auf das, was noch kommen sollte.

Roland Linz (links) und Tomas JunDer gemeinsame Aufruf beider Klubs, als auch der Gemeinde Wien, Vernunft walten zu lassen und die Gewalt hintanzustellen, schien Früchte zu tragen. Das Wiener Stadt-Derby sollte zum Erlebnis für Groß und Klein werden. Und da die Stadiontore bereits ab 14 Uhr geöffnet wurden, kam es aufgrund der Ausweiskontrollen an den Eingängen auch zu keinen größeren Wartezeiten.

Das Oval füllte sich allmählich und der Stadionsprecher RAPID´s, Andy Marek, hatte alle Stimmbänder voll zu tun, seine Grün-Weißen aus der stimmungsmäßig angekündigten Lethargie zu holen. Es gelang ihm nur teilweise, denn der Fan-Boykott der Ultras war allgegenwärtig. Als der Schiedsrichter, Ing. Gerhard Grobelnik, die Partie anpfiff, hörte man nur die Violetten im weiten Rund singen, die zwar optisch klar unterlegen waren, akustisch dafür vermehrt auf sich aufmerksam gemacht hatten. Kurioserweise war der FAK bei diesem Spiel Gastverein im Stadion, da RAPID als Veranstalter auftrat und bis auf weiteres seine Derbys nicht mehr im Hanappi-Stadion in Hütteldorf austragen darf. In der 100jähhrigen Klubgeschichte der Wiener Austria war man mitunter auch im Prater zu Hause und trug jahrzehntelang die Heimspiele dort aus. An diesem Sonntag kehrte man zu den Wurzeln als Gast zurück.

Pascal Grünwald wurde kaum geprüftDieser Umstand und auch die Tatsache, dass viele Violette bereits im Vorfeld ihren Unmut über den Anhang der Grünen geäußert hatten – der Platzsturm samt Spielabbruch vom 22. Mai dieses Jahres beim letzten Derby war trotz allem noch allgegenwärtig – sorgte wohl dafür, dass man es sich mit FAK-Gleichgesinnten in Lokalen, im Schrebergarten oder sonst wo gemütlich gemacht hatte und das Spiel über die Radio- und TV-Stationen verfolgte. Man wollte einfach mit diesem RAPID-Anhang nicht zu schaffen haben. Ein trauriger, aber dennoch verständlicher Umstand, denn einer Millionenstadt wie Wien sollte und müsste es immer wieder gelingen, anhand eines Derbys – umso mehr im Ernst Happel-Stadion – ausverkauft zu sein.

Die FAK-Fans freudig vorausblickendZum Spiel:
Die Violetten hatten Anstoß und rissen sofort das spielerische Kommando an sich. Tomas Jun unterstrich die violette Vormachtstellung gleich zu Beginn, sein Weitschuss klatschte nach 10 Minuten vom Lattenkreuz ins Feld zurück. RAPID-Keeper Helge Payer hätte keine Chance gehabt. Kurz darauf passierte die beinahe schon logische Austria-Führung. Nach einem wunderbaren Pass von Zlatko Junuzovic auf Alexander Grünwald nach links, legte dieser herrlich für den am hinteren Sechzehnereck postierten Nacer Barazite auf und der Holländer beendete diesen tadellosen Spielzug mit einem flachen Schuss ins lange Eck trocken zum 0 : 1. Der Euro-Bomber – bis dato 8 Volltreffer im europäischen Bewerb für die Veilchen – scorte somit auch seinen ersten Volltreffer im heimischen Meisterschaftsbewerb. Gespielt waren gerade einmal 15 Minuten.

FAK-Wudle (dunkles Polo) ist ein violettes UrgesteinRAPID versuchte nach dem Rückstand dagegenzuhalten, hatte aber nach zwei Schüssen auf den Kasten von Pascal Grünwald das Pulver bereits wieder verschossen. Die Austria bot ein Lehrspiel! Der Raum wurde geschickt genützt, sehenswerte Kombinationen folgten und man war zu jeder Zeit die aktivere Mannschaft. Mit 0 : 1 aus grüner Sicht ging es in die Kabinen.

Da die Sonne über dem Oval gnadenlose Hitzestrahlen entsandte, fragte sich der Besucher, ob die Akteure, allen voran jene der Austria, in der zweiten Spielhälfte das Tempo nun halten würden könnnen. Nun, es wurde ein zweite Spielhälfte von Seiten des FAK zelebriert, für die die Austria in all ihrer Geschichte bekannt und berühmt geworden ist. Wenn das violette Werkel einmal rennt, dann ist seit je her für den Gegner absolut nichts zu holen. So war es auch anhand dieses Spieles. Nach 53 Minuten die 0 : 2-Führung. Barazite erkämpfte sich im Strafraum den Ball, legte uneigennützig auf Roland Linz auf, der Junuzovic ins Spiel bringt. Dieser beendet die Kombination zum umjubelten Tor-Abschluss. Und last but not least das hoch verdiente 0 : 3. Diesem Treffer ging folgender Spielzug voraus: Markus Suttner spielt auf Junuzovic, der nach einem Doppelpass mit Jun Roland Linz den Ball serviert – der Rest ist Geschichte in Violett. 0 : 3 nach 66 Minuten. Gerade solche Aktionen und Spielzüge möchte man sehen, die sind das Salz in der Suppe, dafür geht man ins Stadion!

FAK-Block beim DerbyDie RAPID-Anhänger wollten sich diese Demütigung ihrer Lieblinge nicht mehr weiter bieten lassen und verließen in Scharen das Stadion. „Bleibt´s doch da, da könnt´s noch was lernen. Ausserdem, wer soll denn die RAPID-Viertelstunde einklatschen, wenn Ihr schon alle futsch seid!“, frohlockte ein Alt-Austrianer beim Anblick der abziehenden Grün-Weißen.

Boris Prokopic flog nach einem derben Foul am violetten Georg Margreitter in der 86. Minute noch völlig zu Recht vom Platz. Dann geschah bis zum Schluss nichts mehr und der verdiente Derbysieger nach einer wahrhaftigen Galavorstellung heißt FK Austria Wien.

Weitere Spiel-Fakten:
Der Austria gelang der höchste Auswärtssieg seit 5. März 2006 (damals detto 3 : 0),

31.800 Zuschauer sorgten für das bestbesuchte Bundesligaspiel seit dem 26. Mai 2005. Damals strömten 46.046 Zuschauer ins Ernst-Happel-Stadion, ebenfalls zu RAPID vs. Austria (0 : 1)

Die letzten fünf Derbys im Ernst-Happel-Stadion endeten alle mit Siegen der Wiener Austria (viermal in der Meisterschaft, einmal im Cup).

Es war der fünfte Derbysieg der Gastmannschaft in Serie. Bereits in der vergangenen Saison gab es nur Auswärtssiege im Derby.

Mit Boris Prokopic flog erstmals seit zehn Jahren wieder ein RAPID-Spieler in einem Wiener Derby vom Feld. Zuvor war Krzystof Ratajczyk im August 2001 der letzte Grüne gewesen, der vom Schiedsrichter vorzeitig unter die Dusche geschickt wurde. Dazwischen wurden zehn Derby-Platzverweise ausgesprochen – alle Zehn gegen Violette.

Roland Linz erzielte sein zwölftes Bundesligator gegen Rapid. Gegen keinen anderen Bundesligaverein traf er so oft. Außerdem scorte Roland Linz im dritten Auswärts-Derby in Folge.

Stimmen zum Spiel:
RAPID-Trainer Peter Schöttel: „Wir wurden im Laufe des Spiels immer unsicherer. Die Austria war voller Selbstvertrauen und hat uns klar dominiert.“

RAPID-Kapitän Steffen Hofmann: „Wenn man ein Derby so verliert, dann sitzt der Stachel schon sehr tief. So darf man sich nicht präsentieren. Das ist alles sehr traurig.“

FAK-Coach Karl Daxbacher (bereits an die kommenden Aufgaben denkend): „Das 3 : 0 ist super. Aber wir dürfen jetzt nicht abheben. Es kann alles sehr schnell gehen. Wir sind momentan in einer guten Phase. Die sollte wenigstens noch bis nach dem Play-Off-Rückspiel am Donnerstag gegen Gaz Metan Medias anhalten.“

Zlatko Junuzovic (FAK): „Momentan passt bei uns von hinten bis vorne einfach alles. Das Gefühl, vor dieser Kulisse ein Derby zu gewinnen ist einfach nur geil. Es war ein großartiges Spiel. Ich freue mich für unseren gesamten Verein.“

Roland Linz (FAK): Ein Derby-Sieg ist immer wichtig. Wir waren heute die bessere Mannschaft.“

Weitere Bilder von diesem Spiel:

www.skrapid.com

www.fk-austria.at

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