DSC01158Österreich hat – nach Hans Krankl und Toni Polster – endlich wieder eine echte Nummer 9 – Rubin Rafael Okotie ruft nun auch in der Nationalmannschaft seine absoluten Torjäger-Qualitäten ab!

UEFA-EM-Qualifikation 2016 / 15. November 2014 / Ernst Happel-Stadion, 47.500 Besucher (ausverkauftes Haus)

Bildtext: Österreich von links (stehend): Marko Arnautovic, Robert Almer, Florian Klein, Martin Hintergger, Mark Janko und Kapitän Christian Fuchs.

(hockend) Aleksandar Dragovic, Stefan Ilsanker, Christoph Leitgeb, Zlatko Junuzovic und Martin Harnik. Foto: oepb

Müde, aber glücklich und um einiges lockerer als noch vor drei Jahren: ÖFB-Teamchef Marcel Koller gestern Abend. Foto: oepb
Müde, aber glücklich und um einiges lockerer als noch vor drei Jahren: ÖFB-Teamchef Marcel Koller gestern Abend. Foto: oepb

ÖFB-Teamchef Marcel Koller wird nicht müde, „Mütterchen Russland“ nach wie vor als Top-Favoriten der Gruppe G zu bezeichnen. Auch nach dem Spiel gestern Abend im Wiener Prater und der Tatsache, dass Russland nun nach 4 gespielten Runden 5 Punkte hinter Österreich liegt, mahnte er nach wie vor zu Bescheidenheit und Demut und appellierte an die zahlreiche Journalisten-Schar im hoffnungslos überfüllten ÖFB-Medienzentrum, dass man noch nichts erreicht habe. Der Weg zur Tour de France 2016 ist nach wie vor steinig und weit. Aber – so gibt er zu – freut es ihn, zu sehen, welche Fortschritte die Österreichische Fußball-Nationalmannschaft in seiner bisher dreijährigen Amtszeit als Teamchef gemacht hat. Auf die Frage eines russischen Journalisten nach der Euphorie Österreichs und der vorherrschenden Stimmung im Stadion, bedankte sich der Schweizer einmal mehr für die großartige Unterstützung des Publikums. In den letzten beiden Jahren war zu beobachten, dass die Menschen wieder eine sehr große Freude mit ihrer Nationalelf haben und diese Euphorie – die naturgemäß nicht selbstverständlich ist – um das Team hochzuhalten, dafür wird er weiter mit seinem Betreuer-Stab Tag für Tag hart arbeiten. Er genoss es, seine Spieler nun einige Tage um sich zu wissen – am kommenden Dienstag, 18. November 2014 gastiert Brasilien zu einem freundschaftlichen Länderspiel gegen Österreich in Wien – aber dann geht es bekanntlich erst am 27. März 2015 in der Qualifikation in Liechtenstein weiter. Es ist wie bei einem Hirten, der wohl am glücklichsten ist, alle seine Schäfchen um sich zu wissen. Wenn die dann aber naturgemäß wieder flügge sind, sehnt man sich erneut nach einem familiären Wiedersehen.

Beide Teams, Russland rechts, beim Abspielen der Hymnen. Foto: oepb
Beide Teams, Russland rechts, beim Abspielen der Hymnen. Foto: oepb

Österreich schlägt Russland
Der russische Bär wurde zuletzt am 15. Oktober 1967 – im gleichen Ausmaß wie gestern – in Wien mit 1 : 0 erlegt. Torschütze war vor 37.000 Zuschauern im Praterstadion der Pressbaumer Leopold Grausam. Als letzter Torschütze überhaupt gegen Russland scheint Bruno Pezzey auf. Der am 31. 12. 1994 verstorbene Weltklasse-Libero Österreichs traf am 17. Mai 1983 beim 2 : 2-Remis in Wien vor 15.000 Zuschauern zum Ausgleich in der 90. Spielminute. Seit gestern Abend lautet die Bilanz Österreichs gegen Russland wie folgt: 17 Spiele / 5 Siege / 4 Remis / 8 Niederlagen, 14 : 22 Tore.

Die Stimmung gestern Abend um und später dann im Stadion war einzigartig. Ein Flutlichtspiel in Sachen Fußballsport bei vollem Haus ist immer wieder ein Eldorado für Auge und Ohren. Hier wurden herrliche Erinnerungen an das DDR-Länderspiel – just auf den Tag genau – vor 25 Jahren wach, als Österreich Dank dreier Volltreffer von Toni Polster am letzten Spieltag die Qualifikation für die Fußball-WM 1990 schaffte.

www.oepb.at/fussball/toni-polster-noch-einmal-es-war.html

Die farbliche Choreografie der Fans in den Sektoren C und D hatte es einmal mehr in sich und die von einer Salzburger Brauerei neuerlich gespendeten Fähnchen wurden zu Abertausenden beim Radetzky-Marsch und später beim Einmarsch beider Teams unermüdlich geschwenkt. Ja, die sprichwörtliche „Ganslhaut“ feiert beim Oeuvre eines österreichischen Fußball-Länderspiels „fröhliche Urständ“ – im positiven Sinne.

Einmal mehr ein Wien - Stimmungsvolles Bild zu Spielbeginn. Foto: oepb
Einmal mehr in Wien – ein stimmungsvolles Bild zu Spielbeginn. Foto: oepb

Der Spielfilm
Österreich gewann die Platzwahl und hatte Anstoß. Die in rot-schwarz-rot gekleideten heimischen Auswahlspieler ließen sich von den „weißen“ Russen nicht die Schneid abkaufen und hielten ihr Spiel offen. Auch, als Aleksandr Kokorin nach einer Viertelstunde mit dem Ball im Mittelfeld ein paar Schritte lief, zu einem sehenswerten Weitschuss aus 20 Metern ansetzte, den der sich lang und länger machende Robert Almer im Gehäuse der Österreicher nicht mehr erreicht hätte, von der rechten Torstange abprallte und ins Out flog, brachte die ÖFB-Elf nicht aus dem Konzept. Im Gegenteil, die Österreicher zwangen den Russen ihr Spiel auf, betrieben Pressing und Forechecking und war immer wieder gefährlich. Martin Harnik schießt nach 25 Minuten flach aus etwa 16 Metern aufs Tor der Russen, Igor Akinfejew dreht das Leder um die Stange. In der 39. Minute verlängert Harnik mit dem Kopf auf Mark Janko, Russlands Torhüter kann im „kleinen“ Strafraum klären. Zwei Minuten vor dem Seitenwechsel pariert Almer nach einen Kopfball von Vasili Berezutski auf der Linie. Österreich führt zur Halbzeit mit 4 : 2 – an Eckbällen!

Zlatko Junuzovic (links) und Mark Janko eröffnen die Partie. Foto: oepb
Zlatko Junuzovic (links) und Mark Janko eröffnen die Partie. Foto: oepb

19 Uhr: Der englische Referee Martin Atkinson bittet zur zweiten Hälfte. Russland scheint nun die Entscheidung zu suchen. 50. Minute: Denis Tscheryschew taucht vor Almer auf, Florian Klein kann das Leder im letzten Moment aus dem Gefahrenbereich schlagen. Eine Minute später setzt Teamkapitän Christian Fuchs mit einer Hereingabe Marko Arnautovic ein, dessen abgerissener Schuss in Richtung Galerie segelt. In der 54. Minute wollte Österreich einen Elfmeter haben. Harnik rangelt im Duell mit Dimitri Kombarov um den Ball, gerät dabei ausser Tritt und somit zu Fall, und da dies alles noch dazu im Strafraum geschah, wäre ein Penalty wohl angebracht gewesen. Denkste, die englische Trillerpfeife blieb stumm, auf der Insel spielt man so Fußball. In der 57. Minute wieder Russland. Die Nr. 9, Kokorin, Torstangenschütze aus Halbzeit Eins, setzt einen Kopfball knapp neben des Österreichische Tor. Dann die Spielentscheidenden zwei Minuten: der in der 59. Minute für Mark Janko eingewechselte Rubin Okotie erzielt ein reguläres Tor. Der Ball wird von Akinfejew zwar gebändigt, jedoch hinter der Linie. Wenn es schon nicht der Schiedsrichter und dessen Assistent an der Seitenlinie sieht, dann müsste es der Torrichter, der unmittelbar daneben auf gleicher Torlinien-Höhe steht, sehen, wenn es sogar die Menschen am Dritten Rang gesehen hatten. Tut es aber leider nicht! Fakt, weiter 0 : 0. Und dann geschah etwas total unösterreichisches. Anstatt zu raunzen und zu jammern und sich über diese zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit vermehrt zu mokieren, um im Gegenzug vielleicht sogar einen Treffer kassieren zu müssen, spielt Österreich weiter, mit der wortwörtlichen Wurt im Bauch. Harnik spielt von rechts den Ball auf Okotie, dieser sprintet Sergei Ignaschewitsch auf und davon, um im Stile eines eiskalten Volltreckers das Leder knallhart in die Maschen zu befördern. 1 : 0 in der 73. Spielminute! Der lautstarke Torschrei, der nun aus einer einzigen riesengroßen gemeinsamen Stadion-Kehle erhallte, war ohrenbetäubend. Und – die Burschen blieben aufrecht stehen und kämpften heroisch weiter. Kapitän Christian Fuchs motivierte nicht nur die Seinen am Rasen, sondern auch das Publikum, lautstarkmäßig nun ja nicht nachzulassen und so trug der ganze Prater diese Nationalmannschaft auf der Welle der Begeisterung – zum Erfolg? Es ging noch 17 Minuten + 4 Minuten Nachspielzeit. In der Nachspielzeit der Nachspielzeit – Marko Arnautovic wurde gegen Marcel Sabitzer ausgewechselt und hatte naturgemäß sämtliche Zeit der Welt – erhielt Russland noch einmal einen Freistoß aus nicht ungefährlicher Distanz zugezählt. Die aber bereits erschöpfte russische Trikolore scheiterte jedoch am Bollwerk der Österreichischen Mauer. Aus, letzte Aktion, der Schlusspfiff ging im tosenden Applaus der Massen unter. Unvorstellbar, diese Stimmung …

Österreich geht somit als Leader der Gruppe G mit 10 Punkten aus 4 Spielen in die Winterpause und hat bei noch 6 ausstehenden Qualifikations-Spielen im kommenden Jahr überaus gute Karten, aus eigener Kraft erstmals bei einer Fußball-Europameisterschaft, in diesem Fall 2016 in Frankreich, an den Start zu gehen. Das Fundament steht, Mörtel und Ziegel für das Erdgeschoss sind bereit, die Gleichenfeier könnte alsbald begangen werden.

www.oefb.at

Weitere Fotos vom Spiel:
www.austria80.com/Fotos201415IntEMQuOesterreichRussland.htm

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