300. Wiener Derby Matchprogramm19. Feber 2012

Das am gestern Abend mit großen Vorschusslorbeeren herbeigesehnte 300. Wiener Stadt-Derby endete so, wie es begonnen hatte, mit einem 0 : 0. Waren die Erwartungen zu hoch im Vorfeld und vergaß man dabei ganz und gar, dass beide Teams mit Problemen zu kämpfen hatten? Einerseits der Gast im Prater, die Austria, die nach den beiden Winter-Abgängen Nacer Barazite und Zlatko Junuzovic ihr Auftaktspiel zwar eine Woche zuvor gegen Ried mit 2 : 0 gewinnen konnten und nach dem fliegenden Trainer-Wechsel von Karl Daxbacher zu Ivica Vastic quasi bei Null begonnen hatten und andererseits RAPID, die den Start in das Frühjahr mit einem 0 : 0 in Wiener Neustadt absolvierten und quasi ihr gesamtes Spiel in die Geschicke des Kapitäns Steffen Hofmann legten. Und da bekanntlich eine Schwalbe keinen Sommer macht und im Fußballsport alles zusammenpassen muss, um in eventu Meister werden zu können, ging man an dieses Spiel heran und erwartete sich im Vorfeld vielleicht doch des Guten ein wenig zuviel.

Ehemalige RAPID SpielerDas Intro wurde gut vorbereitet und nachdem RAPID-Plaudertasche und Stadion-Moderator Andy Marek grüne Derby-Größen von einst vor dem Mikrophon hatte –

Alfred Körner: „Wir gewannen früher von zehn Derby acht.“
Herbert Feurer: „Ich erinnere mich noch gerne an die Weststadion-Eröffnung von 1977, wir schlugen die Austria mit 1 : 0.“
Franz Hasil: „Der Erz-Austrianer Horst Nemec lobte mich während eines Derbys ob eines tollen Passes, der mir gelungen war, 1962/63 war das. „Bub, schau zu, aus Dir kann noch was werden.“

marschierten die aktuellen Akteure beider Wiener Großklubs, angeführt von Schiedsrichter Thomas Einwaller, zur runden Auflage des ewigen jungen 300. Duells ein.

AufstellungRAPID – ganz in Grün gewandet – hatte Anstoss und agierte versuchsweise dominant, während dessen die Veilchen – bekleidungstechnisch in violett-weiß-violett gehüllt – aus Favoriten dem Gegner Platz und Raum ließen und ihre Abwehrreihen verdichteten. Dies ging soweit, dass man in den ersten 15 Minuten von der Austria lediglich die Anhänger lautstark vernahm, das Team jedoch weit zurückgezogen vor dem eigenen Strafraum agierte und kaum brauchbare Angriffe nach vorne vortrug.

Nach dieser Zeit befreite man sich ein wenig aus der Umklammerung RAPIDs und suchte sehr wohl den Weg zum gegnerischen Gehäuse, dies wurde aber mehr oder weniger zur brotlosen Kunst. Die ersten Pfiffe im weiten Rund nach gut 20 Minuten setzten ein, da ein Fehlpass dem anderen folgte. RAPID führte zwar vehement versuchsweise Angriffe durch, kam auch in der ersten Halbzeit zu sieben Eckbällen, die Austria-Abwehr stand jedoch bombensicher und wusste geschickt, den Gegner anrennen zu lassen, um dann selbst die Chance im Konter zu suchen. In diese Zeit fielen zwei violette Torchancen durch Alexander Gorgon und Emir Dilaver, während dessen auf der Gegenseite Christopher Trimmel und sein Namensvetter Drazan kläglich scheiterten. Die Austria verbuchte in der ersten Halbzeit zwei Ecken und Austrias Markus Suttner spielte nach einem Zusammenprall mit dem grünen Mario Sonnleitner mit einem Kopfverband weiter – dies waren auch schon die Höhepunkte der 1. Hälfte.

Anstoss 1 HalbzeitIn der 47. Minute herrschte plötzliche helle Aufregung unter den 29.400 Besuchern. Nach einem Freistoss von Steffen Hofmann konnte der sichere FAK-Schlussmann Heinz Lindner das Leder zur Ecke abdrehen. Der daraus resultierende Eckball sollte der einzige RAPIDs in der zweiten Hälfte bleiben. Die Austria wurde offensiver, ohne jedoch die Früchte der Arbeit zu ernten. Einen violetten Stanglpass von rechts konnte Thomas Prager noch in letzter Sekunde ins Out bugsieren, der Eckball brachte nichts ein, zwei weitere folgten noch in der zweiten Halbzeit, sowie ein satter Weitschuss von Florian Klein – dieser kam in der zweiten Hälfte für Gorgon – wurde Beute für RAPIDs Lukas Königshofer im grünen Gehäuse.

Als sich der Großteil des Stadions zum Einklatschen der RAPID-Viertelstunde erhob, wurde das Spiel auch nicht besser und der Eindruck machte sich breit, dass beide Teams mit dem Remis zufrieden sind. Kurz vor Schluss dann nochmals lautes Aufschreien unter den grün-betuchten Stadion-Pilgern – Atdhe Nuhiu´s Kopfball nach einer Trimmel-Flanke segelte über den Veilchen-Kasten.

FAK Ecke 2 HalbzeitAls der souverän agierende Schiedsrichter Einwaller die Partie beendete, setzte ein gellendes Pfeifkonzert ein. Lediglich die Austrianer bedankten sich artig bei ihrer Fan-Kurve, den grünen Wienern konnte man die Enttäuschung deutlich anmerken. Ihrer Meinung nach wäre die Austria an diesem Tag zu knacken gewesen – und dennoch gelang dies nicht.

Als Fazit bleibt zu vermelden, dass RAPID nach wie vor Leader der Liga ist und die Wiener Austria deren erster Verfolger. Hier steht die Abwehr bombensicher und auf Seiten der Herren vom Verteilerkreis war dies ein gewonnener Punkt. Die nächsten Runden werden zeigen – die Austria empfängt am 25. Feber 2012 um 18.30 Uhr in der Generali-Arena Kapfenberg, RAPID fährt am gleichen Tag zu Sturm Graz – in wie weit man auf beiden Seiten von verlorenen Derby-Punkten sprechen kann.

Stimmen zum Spiel:
FK Austria Wien:
Trainer Ivica Vastic:
„Ich bin mit der Leistung sehr zufrieden, weil wir kaum Konter zugelassen haben. Zufrieden bin ich auch mit dem Punkt – nur der zählt jetzt für uns.“
Kapitän Manuel Ortlechner: „Das Spiel war kein fußballerischer Leckerbissen. Das einzig positive ist, dass wir kein Tor erhalten haben. Es gibt immer wieder Spiele, in denen es nicht so gut läuft“
Roman Kienast: „ RAPID ließ uns wenig Luft zum Atmen. Wir haben zuwenig riskiert.“

SK RAPID Wien:
Trainer Peter Schöttel
: „Ich war überrascht, wie wenig sich die Austria am Spiel beteiligt hat. Wir sind aber immer noch Erster. Die Austria hätten wir heute knacken müssen denn ich bezweifle, dass wir die Violetten so und in dieser Form noch einmal vorfinden werden.“
Kapitän Steffen Hofmann: „Wir erzielen keine Tore, sonst wären wir schon weiter vorne. Dennoch sind wir Erster und müssen uns in der Öffentlichkeit dafür rechtfertigen.“
Markus Katzer: „ Das Match war teilweise katastrophal. Wir sind zwar elf Spiele ungeschlagen, aber es sind zu viele Unentschieden dabei.“

Weitere Fotos zum Spiel:

www.skrapid.at

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