Ortlechner, links, im Duell mit einem AZ Spieler4. November 2011

Der gestrige November-Abend wird – einmal mehr – als erinnerungswürdiger Tag anhand eines Europapokal-Spieles in die Geschichte der 100jährigen Wiener Austria eingehen. Dafür, dass er nicht als unvergessen gelten wird, dazu fehlte schlichtweg ein Tor …

Herbst, viel bunte Natur entlang des Weges, tief hängende Nebel-Schwaden über Wien, der allabendliche Baustellen-Stau auf der Autobahn – aber auch ein helles, freundliches und friedvolles Licht, das bereits von weitem freudig erstrahlte. Die neue Flutlichtanlage in der Generali-Arena sorgte für einen beinahe taghellen Verteilerkreis zu Wien-Favoriten und sog mit ihrem wärmenden Strahl 10.475 Besucher zu diesem UEFA Europa League-Spiel 2011/2012 in sich auf. Die Austria, als Drittplatzierter der Gruppe G, sollte an diesem 4. Spieltag gewinnen, um weiterhin im Aufstiegsrennen zu bleiben. Ein schier gar nicht so unmögliches Unterfangen, brachte man doch die Holländer beim Hinspiel in Alkmaar an den Rand einer Niederlage. Das 2 : 2 zum Schluss war aus Wiener Sicht mehr als verdient, umso mehr, da man bereits mit 2 : 0 in Front lag.

Nach einem Besuch im Viola-Pub vor dem Öffnen der Stadiontore und einigen Gesprächen mit violetten Anhängern, die durchwegs positiv gestimmt waren für dieses Spiel, füllte sich die Arena ab 20 Uhr zusehends, ehe der französische Referee Tony Chapron um Punkt 21.05 Uhr die Partie anpfiff. Und was soll man sagen – es war die Austria, die wieder ihr Spiel aufzuziehen versuchte. Bereits nach 40 Sekunden und dem ersten Angriff auf das Tor der West-Tribüne bot sich den Veilchen eine dicke Einschussmöglichkeit an. Allen voran Tomas Jun und Nacer Barazite wirbelten im Sturm der Wiener Violetten gehörig umher, dass es für den Zuseher eine wahre Freude war. Besagter Barazite fand auch nach 10 gespielten Minuten eine Torchance vor – der Ball wurde von seinem Kopf nur äußerst knapp über das Tor gesetzt.

Von Alkmaar und dessen Anhängern – der Gäste-Block war gut gefüllt – war weder etwas zu sehen, noch zu hören. Austria-Keeper Heinz Lindner, der den letztens etwas wankelmütig agierenden Pascal Grünwald ersetzte, fröstelte bereits nach einer Viertel Stunde und er musste sich mit Wärm-Übungen bei Laune halten. Dass es dann doch den ersten Schuss auf seinen Kasten gab, dafür sorgte ein Strafstoss in der 19. Spielminute. Georg Margreitter erhielt im Strafraum den Ball an die Hand und Schiedsrichter Chapron zögerte keine Sekunde – Elfmeter für AZ. Eine sehr harte, aber auch dem Reglement entsprechend vertretbare Entscheidung. Rasmus Elm verwertete staubtrocken ins linke Eck. Die Holländer kamen nun auf, fabrizierten jedoch erst in der 31. Minute den ersten ernstzunehmenden Torschuss, der zur sicheren Beute für den jungen und aufstrebenden Austria-Torhüter wurde. Barazite fand wenig später eine gute Tormöglichkeit vor. Vorerst stoppte er einen hohen Ball an der Spitze, vermochte aber das Leder nach perfekter Annahme überaus knapp nicht an Alkmaar-Schlussmann Esteban Alvarado vorbeizuspitzeln. In der 43. Minute wäre es nach einer Zlatko Junuzovic-Flanke abermals Barazite gewesen, dessen Kopfball jedoch nicht den so wichtigen Weg ins gegnerische Tor fand.

Anders der AZ Alkmaar. Ein Eckball knapp vor der Pause von rechts getreten, Rasmus Elm bringt das Leder platziert vor den Austria-Kasten und Pontus Wernbloom muss nur mehr zum 0 : 2 einnicken. Lange Gesichter im Stadion und auch auf der violetten Betreuer-Bank. Dann war Halbzeit.

Unter aufbauendem Applaus betraten die violetten Akteure wieder vor dem holländischen Gast das Spielfeld und waren bereit zur Aufholjagd. FAK-Coach Karl Daxbacher wechselte Roland Linz für Alexander Gorgon und Michael Liendl für Alexander Grünwald ein. Und besagter Liendl sorgte mit seiner Hereinnahme gleich für Unruhe in den holländischen Reihen. Er spielte einen hohen Ball in den Strafraum, Junuzovic verlängerte per Kopf und während Linz vorerst noch am gegnerischen Keeper scheiterte, verwertete Manuel Ortlechner im zweiten Anlauf zum 1 : 2. Dieser Treffer des baumlangen Abwehrspielers ließ einen Ruck durch die violetten Reihen gehen. Angetrieben vom lautstarken Veilchen-Anhang folgten nun einige sehenswerte Aktionen und Spielzüge. In dieser Drangperiode der Auftritt von Jun und Barazite. Der Tscheche nahm volley knapp außerhalb des Strafraums Maß, seinen guten Schuss konnte Alvarado zwar noch abwehren, Barazite agierte jedoch wie der Blitz und drückte den Ball unter dem AZ-Torhüter hindurch zum verdienten Ausgleich in die gegnerischen Maschen. Das Spiel war zu diesem Zeitpunkt gut eine Stunde alt.

Und es sollten weitere Tormöglichkeiten der Austria folgen. In dieser Phase des Spieles war man dem Sieg näher, denn einer etwaigen Niederlage. Der quirlige und spielfreudige Junuzovic beispielsweise passte kameradschaftlich auf Linz, dessen Schuss leider aus violetter Sicht nur das Außennetz traf. Ein wenig später dann der große Auftritt von Tomas Jun, der nach einem Energieanfall von Florian Klein den Ball herrlich in den Rückraum gespielt bekam, das Leder aber per Direktabnahme am linken Eck vorbei schupfte.

Und auch die Schlussphase war an Dramatik und Spannung nicht mehr zu überbieten. AZ-Spieler Jozy Altidore knallte das Spielgerät nach gut 80 Minuten allein vor dem Tor stehend Gott Lob ins Nirvana und Markus Suttner konnte einen Elm-Distanzschuss noch bändigen. Für die Wiener fand Michael Liendl in der 93. Minute den Matchball vor – sein Freistoss sauste denkbar knapp über die Latte.

Fazit: Nach einer violetten Führung in Alkmaar mit 2 : 0 und dem gleichzeitigen Remis von 2 : 2, war das Rückspiel auch vom Spielverlauf her gedreht – die Austria lag mit 0 : 2 zurück und fand mit den beiden Toren zum neuerlichen 2 : 2- Endstand ins Spiel zurück. Pattstellung also zwischen Wien und Alkmaar. Das nächste Europa League-Spiel gegen Metallist Kharkiv auswärts wird zeigen, ob das letzte Gruppenspiel am 15. Dezember 2011, erneut um 21.05 Uhr gegen Malmö FF in der Generali-Arena zu Wien-Favoriten noch von Bedeutung sein wird. Trotz derzeit heroisch erkämpfter 5 Punkte liegt man knapp hinter Alkmaar an undankbarer und wertloser dritter Position der Tabelle. Für ein Weiterkommen in die k.o.-Phase im Frühjahr muss man mindestens Zweiter werden. Die Chance lebt jedoch nach wie vor und nur das zählt.

„Glück auf“ FAK!

Stimmen zum Spiel:
AZ-Trainer Gertjan Verbeek: „Wir schlagen Malmö, Kharkiv gewinnt gegen die Austria, dann ist alles erledigt.“

FAK-Coach Karl Daxbacher: „Ich bin stolz auf mein Team. Immerhin sind wir gegen ein starkes Team noch einmal zurückgekommen. Dennoch brauchen wir jetzt zwei Siege gegen Kharkiv und Malmö.“

Nacer Barazite, Austria: „Schade, in beiden Spielen gegen Alkmaar wären Siege drinnen gewesen.“

http://austria80.com/Fotos201112ELG4AlkmaarH.htm

www.fk-austria.at

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