Der Sender am Linzer Freinberg wird gefällt! Diese Botschaft verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der Stahlstadt. Er ist und beinahe muß man schon sagen war zwar nicht unbedingt das Wahrzeichen von Linz, jene diesbezüglichen Prioritäten wurden dem Pöstlingberg und dem 1974 eröffneten Brucknerhaus anheim gestellt, aber immerhin prägte der Sender am Linzer Freinberg seit vielen Jahrzehnten das Bild der Stadt.
Der Sender, der 1928 in Betrieb genommen wurde – von der seinerzeitigen RAVAG, heutiger Österreichischer Rundfunk – war jahrelang mit seinen 165 Metern das höchste von Menschenhand errichtete Bauwerk in Österreich, ehe er im Laufe der Jahre auf 146 Meter geschrumpft ist. Der Rekord währte jedoch nicht lange, wohl aber der Sender. Nun hat er aber in seiner alten Form ausgedient und der „Österreichische Rundfunksender„ (ORS) baut den Turm ab.
Gewartet wurde er von der Siemens AG. Dazu der Wiener Siemens-Techniker Erich Goleszowsky: ,Wir waren einige Male in Linz gewesen und für die Wartungsarbeiten am Sender zuständig. Es waren immer tolle Tage, die wir hier verbringen durften. Die Höhe und der Ausblick von dort oben waren ein Traum und unbeschreiblich schön. Ich selbst war zwar auch bei der Errichtung des Donauturmes in Wien ganz oben gestanden, aber der Blick vom Linzer Freinberg in die Ferne wird für mich ein unvergessliches Erlebnis bleiben.´
Die Demontage des alten Turms beginnt im Mai, Ende Juli errichtet die Alpine Energie den neuen Turm und bereits im August sollten die Arbeiten abgeschlossen sein. ,Es ist schon höchste Zeit für den alten Turm´, sagt Michael Weber, Kommunikationschef der ORS. Die ORF-Tochterfirma ist für die so genannte ,digitale Revolution´ des Rundfunks in Österreich zuständig.
,Wir brauchen einen Turm, der den modernen Anforderungen genügt´, erklärt er. Verbessert sollten der Blitzschutz und das Fundament werden. Gestützt wird der um wenige Meter höhere neue Sender durch Spanntechnik aus dem Brückenbau. Die Mittelwelle ist Vergangenheit, künftig empfängt der Sender digitale Signale.
Der Linzer Sender nach seiner Fertigstellung 1928. Im Hintergrund erkennt man den Pöstlingberg.
In Betrieb benommen wurde der Sender am 28. Juni 1928. Bald nach der Errichtung sollte sich jedoch herausstellen, dass der Freinberg ob seiner schlechten Bodenleitfähigkeit eigentlich gar nicht gut geeignet dazu war.
Tagsüber reichte am Anfang das Signal nur 15 Kilometer weit. Im Jahre 1936 wurde daher der Turm auf die Rekordhöhe von 165 Metern aufgestockt. In diesem Jahr begann auch für den damals jüngsten Journalisten der Republik seine berufliche Laufbahn. Erwin H. Aglas hatte an jenem kühlen Sommertag seine Sternstunde bei der RAVAG mit einer sonntäglichen Abend-Sendung mit dem Titel ,Eine Großstadt geht schlafen´ beim Funkhaus am Fuß des Senders zu moderieren. Der Clou der Sache war jener, dass unmittelbar vor Sendebeginn Sendeleiter DI Alfred Klimesch zum 18jährigen Jung-Spund trat und ihm offenbarte, dass seine Sendezeit um 5 Minuten gekürzt wurde. Das Manuskript war jedoch auf 20 Minuten ausgelegt. Plötzlich leuchtete das Lämpchen rot und Erwin H. Aglas war auf Sendung oder ,on Air´. Er meistere aber bravourös diese an ihn gestellte Falle der RAVAG, blieb ruhig und gelassen und unmittelbar nach Schluß des Vortrages beglückwünschten ihn RAVAG-General Oskar Czeja und Alfred Klimesch. Er durfte weitere Manuskripte zum Vortragen schreiben und hatte somit seine journalistische Feuertaufe bestanden.
Im Zweiten Weltkrieg blieb der Sender kurioserweise von Bomben verschont, wenngleich 22 verheerende Luftangriffe im Jahre 1945 Linz beinahe gänzlich dem Erdboden gleichgemacht hatten. Vor der geplanten Sprengung durch die SS kurz vor Kriegsende konnte der Sender durch listenreiche Rundfunktechniker gerettet werden. Im Jahr 1957 fand der Sender schließlich seine jetzige und bald schon vergessene Form.