Buch Cover Wie ausgewechselt Rudi Assauer21. Feber 2012

Der Titel passt zum Fußballsport. Ein Spieler wird während der 90 Minuten vom Platz genommen, ob einer schlechten Leistung, einer etwaigen Roten Karte vorbeugend oder aber auch verletzungsbedingt. „Wie ausgewechselt“ ist aber in diesem Fall der tragische Titel der Geschichte von Rudi Assauer, einem Mann, der den Fußball in Deutschland nicht nur lebte, sondern auch aktiv mitgestaltet hatte.

In dieser soeben im riva Verlag erschienen Autobiografie beschreibt der einstmals mächtige Fußball-Manager sein Leben, wie sich dieses nach dem ersten Schock der Diagnose „Alzheimer“ verändert hat. Rudi Assauer ist hin- und hergerissen zwischen Selbstaufgabe, aber auch fußballerischem Kämpferherz.

Der Münchner Autor (u.a. „Hier ist Hoeneß“ von 2010) und Sportjournalist Patrick Strasser begleitete und interviewte anhand zahlreicher „Kamin-Gespräche“ viele Monate hindurch Rudi Assauer. Entstanden ist das überaus lesenswerte nun vorliegende Buch-Werk Wie ausgewechselt/Verblassende Erinnerungen an mein Leben „wider das Vergessen“.

Rudi Assauer blickt zurück auf seinen Leben und Schaffen, seine fußballerischen Anfänge, obwohl im Saarland geboren, im „Kohlen-Pott“ – einem überaus stark besiedeltem deutschen Landstrich in Nordrhein-Westfalen, bei dem – frei nach Herbert Grönemeyer: „Das Herz noch zählt, nicht das große Geld, wer wohnt schon in Düsseldorf …“ Assauer war Mitglied einer großen Mannschaft bei Borussia Dortmund, die 1966 als erstes deutsches Team den Europapokal (der Pokalsieger) gewonnen hatte. Später, 1970, erfolgte sein Wechsel an die Weser zu Werder Bremen. Dazu meinte er, dass dies eine große Umstellung, ja, quasi ein Kultur-Schock gewesen sei. Nach seiner aktiven Laufbahn als Spieler stieg er zum jüngsten Manager in der Bundesliga-Geschichte auf. Unter seiner Regie kehrten die Werderaner 1981 wieder in die höchste deutsche Spielklasse zurück. Dann folgte der Wechsel heim ins Revier. Zum großen Pendant von Borussia Dortmund, zu den königsblauen Knappen des FC Schalke 04 führte ihn von nun an sein Weg. Von 1981 bis 1986 leitete er die Geschicke in Gelsenkirchen. Schalke stieg in diesen Jahren – 1982 und 1984 – zweimal in die Bundesliga auf. 1993 kehrte er zurück zu den Königsblauen und krempelte dort so ziemlich alles um. Neben einer Mannschaft, die 1997 den Europapokal (UEFA-Cup) gewann und 2001 als „Meister der Herzen“ lediglich denkbar knapp „nur“ Vize-Meister geworden war, trieb er auch den Neubau der Arena „Auf Schalke“ voran. Das altehrwürdige Parkstadion zu Gelsenkirchen hatte ausgedient, nach holländischem Vorbild von Arnheim sollte ein neues Areal geschaffen werden. Es gelang ihm. Ohne großartige finanzielle Spritzen von außen her, erfolgte 1998 der Spatenstich und 2001 die Einweihung der „ARENA Auf Schalke“. Rudi Assauer war zu jener Zeit am Zenit seines Manager-Lebens. Ein höchst modernes Stadion, das bei Schlechtwetter das Dach schließen konnte und somit 61.000 Besucher samt 22 Akteure am Rasen im trockenen ließ. Das Spielfeld konnte, aufgrund mangelnder Sonneneinstrahlung, ein- und ausgefahren werden, um dem Rasen die nötige Lichtquelle zu widmen. Einzig und allein der Gewinn der Meisterschaft, ein sehnlicher Wunsch, dem die Knappen seit 1958 hinter her eilen, ging nicht in Erfüllung. Königsblau war zwar oftmals sehr knapp daran, auf der Zielgerade jedoch war meist die Luft heraußen. Und dennoch hat sich Schalke nach der Ära Günter Eichberg unter den Fittichen von Rudi Assauer zu einem finanzstarken Bundesligisten gemausert, der nicht nur immer wieder mit großartigen Spielern aufwarten konnte, sondern auch im Laufe der Zeit ein ernsthafter Konkurrent für den Serienmeister FC Bayern München wurde.

„Der schönste Mann der Bundesliga“ titelte 1974 die Bild-Zeitung über Rudi Assauer, der Jahre später in der Öffentlichkeit sehr gerne mit Zigarre als Lebemann posierte, stellt sich der Diagnose Alzheimer, wenngleich es ein schier unfairer Kampf werden wird. „Ich war immer geradeaus, für jeden hilfsbereit, habe jahrelang auf hohem Niveau Fußball gespielt – und auf einmal ist alles vorbei. Kein Mensch kann Dir helfen. Diese Krankheit kriegst Du nicht in den Griff.“, so ein Zitat von ihm. Und weiter: „Ich habe so Wut im Bauch, dass ich nicht mehr mithalten kann. Manchmal denke ich: Ach Gott, du hast diese Krankheit – was willst du eigentlich noch? Es gibt künstliche Knie, neue Hüftgelenke, andere freuen sich des Lebens mit einem Herzschrittmacher, aber der Kopf, die Birne. Schlimmer geht es nicht.“

Er will sich jedoch nicht länger verstecken, sondern aktiv und offensiv mit seiner Alzheimer-Erkrankung umgehen. Aus der Öffentlichkeit hat er sich jedoch nahezu zurückgezogen. Rudi Assauer, ein Mann des Fußballs, der schönen Frauen, des Lebens und der Tat – er bereitete vielen Menschen eine große Freude. Die Lektüre dieses Buches lässt sein bisheriges Leben Revue passieren und damit an die vielen Dinge erinnern, für die Rudi Assauer gelebt hat und tätig war. Erinnerungen an Tage, die bei der Alzheimer-Erkrankungen mehr und mehr nur mehr wie durch einen Schleier ersichtlich sein werden …

Wie ausgewechselt/Verblassende Erinnerungen an mein Leben
Rudi Assauer mit Patrick Strasser

256 Seiten, EUR 20,60
ISBN: 978-3-86883-197-9
riva Verlag
www.rivaverlag.de

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