Florenz – Bogota – Manchester: Hauptsache VfL
17. Feber 2010

sehenFußball-Fan im „Revier„ zu sein, das bedeutet meist, dass man Anhänger des FC Schalke 04 oder aber von Borussia Dortmund ist. Dass es nebenbei in Nordrhein-Westfalen und da genau genommen im „Kohlen-Pott„ auch zahlreiche andere Verein gibt, die Kult-Status besitzen, nimmt man von aussen her selten wahr. Der MSV Duisburg beispielsweise, die Rot-Weißen aus Essen und last but not least die überaus sympathischen Bochumer vom VfL von 1848.

Bochum ist mehr als Herbert Grönemeyer („… machst mit dem Doppelpass jeden Gegner nass, Du und Dein VfffLLLLL!„), Industrie-Metropole, „Zeche Vollmond” als eine der ältesten der Region, OPEL-Werk und arbeitslose Stahlarbeiter.
Wer bereits in Bochum weilte, weiß, ein Lied davon zu singen, so herzlich und freudig sind die Menschen dort.

Der VfL Bochum gilt seit jeher in der Bundesliga als „graue Maus„. Dies ist unfair, gehört man doch seit 1971 in steter Form der 1. oder auch 2. Bundesliga mehr oder weniger erfolgreich an. Zweimal konnte man sich auch für ein DFB-Pokalfinale qualifizieren, scheiterte jedoch 1968 in Ludwigshafen am 1. FC Köln mit 1 : 4 und 1988 in Berlin an Eintracht Frankfurt mit 0 : 1. Anno 1993 wurde der aus Fan-Chorälen geborene Spruch, „Die Unabsteigbaren„, erstmals doch traurige Wirklichkeit, man stieg nach 22 Jahren in die 2. Liga ab. Seit dieser Zeit pendelt man zwischen 1. und 2. Liga umher und spielt dazwischen sogar in Europa. „Wir steigen auf, wir steigen ab und zwischendurch UEFA-Cup„, so lautete die Devise des stimmgewaltigen Anhangs im Ruhrstadion zur Jahrtausendwende.

Die Liebe zu diesem Verein, der Elan, ihn zu unterstützen, die Freude die ganze Woche über auf das nächste Heimspiel, jedoch auch die Gewissheit, gegen Bayern München nie gewinnen zu können, dafür aber ab und an die großen Revier-Nachbarn Schalke und Dortmund in die blau-weißen Schranken zu weisen, diese Achterbahn der sportlichen Gefühle durchlebt seit Jahrzehnten der Autor Oliver Birkner. Wer sich in der Materie Fußball-Fan auskennt und wer darüber hinaus weiß, was es heißt, Sympathie-Träger eines Klubs zu sein, der dem Vernehmen nach nie etwas Großes gewinnen wird, dem sei diese wirklich köstliche Lektüre ans Herz gelegt. Oliver Birkner gelang es vortrefflich, die Vorzüge eines Stadionbesuches dem somit nicht stattfindenden Einkaufsbummel mit der besseren Hälfte zu beschreiben. Er schildert weiter, egal ob in Bologna oder Florenz von Berufs wegen sitzend, was es bedeutet, anhand eines PC-Live-Tickers mit den Seinen im fernen Bochum mitzufiebern.
Er trägt diesen seinen Verein im Herzen und hat sich mit der chronischen Erfolglosigkeit – auch das ist gemein – seit vielen Jahren abgefunden.
Obwohl in Gelsenkirchen geboren, trat der VfL irgendwann in sein Leben und es entwickelte sich eine Liaison auf Lebenszeit.

Überaus amüsant sind seine Ausführungen, wenn er beschreibt, wie er erstmals 1984 mit Herbert Grönemeyer´s Hymne an die Stadt Bochum anhand des Albums „4630 Bochum„ in Verbindung trat. Die LP ratz fatz besorgt und den Titelsong ewig auf und ab gespielt, sehr zum Leidwesen der Nachbarn. Auch, als er im Ausland andere Fußball-Fans auf sein Team aufmerksam machte, war „Bokum, Bokum, Butschum, Butschum„ plötzlich in aller Munde.

Oliver Birkner, 40jähriger Italien-Korrespondent und Fußball-Fan der allerfeinsten Sorte, diese Werk ist wahrlich gelungen und immer wieder lesenswert.

Ihr werdet es schon sehn
Florenz – Bogota – Manchester: Hauptsache VfL von Oliver Birkner
160 Seiten, Paperback
ISBN 978-3-89533-714-7
Zum Preis von EUR 9,90
info@werkstatt-verlag.de
www.werkstatt-verlag.de

www.vfl-bochum.de

Eine weitere VfL-Rezension finden Sie hier.

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