15. Jänner 2009

feindDie Geschichte des Grazer Stadtderbys

Als Derby, so beschreibt es der Duden, bezeichnet man nach dem 12. Earl of Derby ein Pferderennen. Der österreichische Volksmund sagt auch „Dabi„ dazu, umgangssprachlich ausgesprochen und meint damit aber ganz etwas anderes.
Wenn nämlich zwei Vereine einer Stadt oder einer Region sportlich die Klingen kreuzen, vornehmlich in Sachen Fußball, dann wird bei uns gerne von einem Derby gesprochen. Dies kann sein Austria vs. RAPID, VIENNA vs. Wiener Sportklub, Eisenstadt vs. Neusiedl, oder eben auch am Beispiel der zweitgrößten Stadt hierzulande, Graz – Grazer Athletik Klub vs. SK Sturm Graz. Ein Stadt-Derby war, ist und wird immer etwas besonderes sein. Die Vorfreude ist riesig, die Spannung steigt, es knistert und die Anspannung erreicht ihren Höhepunkt, wenn der Schiedsrichter endlich die Partie anpfeift. Ist es dann aber vorbei und verlor man das Match, so hat man lange Zeit das Häkerl, bis … ja bis zum nächsten Derby eben.

Anhand dieses Buches wird die Geschichte des Grazer Stadtderbys aufgerollt.
Beide Autoren, Wolfgang Kühnelt – ein Roter (GAK) und Markus Mörth – ein Blacky (SK Sturm) gingen her und versuchten in akribischer Archivarbeit, die Entstehung, aber auch die eigentliche Fortsetzung und Entwicklung dieses Vergleichskampfes aufzuzählen. Dabei wurde aber auch nicht auf die Vorgänger-Vereine vergessen, die entweder im Laufe der Jahre wegfusioniert worden sind, oder im Unterhaus ein Kümmerdasein fristen und nur mehr von der glorreichen Vergangenheit leben. Herausgekommen ist ein Buch – GAK, gegründet 1902, akademikernahe versus SK Sturm, gegründet 1909, Arbeiter-Klasse – geballt an Informationen und vielen Interviews mit Aktiven aus beiden Lagern. So kommen beispielsweise Walter Koleznik, Savo Ekmecic, Werner Gregoritsch, Adi Pinter, Toni Ehmann von Seiten des GAK, als auch Manfred Steiner, Mario Haas, Gilbert Prilasnig, Ranko Popovic und Franco Foda (alle SK Sturm) – um nur einige zu nennen – sehr ausführlich zu Wort, um ihre erlebten Eindrücke als Spieler zu schildern. Aber auch Fans beider Lager erhalten in Interview-Form eine Bühne.

Die sportliche Geschichte einer Stadt lebt an sich von ihrem Derby. Die drittgrößte Stadt Österreichs, Linz, kann ein Lied davon singen, denn hier gibt es sei 1997 kein Stadt-Derby mehr. Der SK VÖEST und der Linzer ASK kreuzten in der Stahlstadt immerhin zwischen 1969 und 1997 74mal die Klingen. Die Gugl war stets gut gefüllt und die Fußball-Landschaft lebte von diesem Vergleichskampf. Der FC Linz (Nachfolgeverein des SK VÖEST) wurde jedoch in einer Nacht- und Nebelaktion an den LASK verkauft und somit sind die Werks-Fußballer des SK VÖEST nur mehr eine weiße Rauchwolke, aufgestiegen aus einem der zahlreichen Schlote in der voestalpine.

In Graz gibt es seit 2007 auch kein Derby mehr. Aber hier wurde nicht fusioniert oder wegrationalisiert wie in Linz, hier wurde einem Verein von der Bundesliga – dem GAK – kurzerhand die Lizenz entzogen. Dies aufgrund einiger Unzulänglichkeiten und finanzieller Nöte im Management. So spielen die Rotjacken zwar derzeit in der dritthöchsten Liga und sind von Sturm Graz soweit entfernt, wie der berühmte Sturm im Wasserglas, die Geschichte dieses Bruderkampfes in der Stadt Graz ist aber nicht für immer geschlossen, sondern eben nur ein wenig aufgeschoben. Irgendwann werden die Roten bestimmt wieder zurückkehren und wieder aufsteigen in Österreichs Eliteklasse und dann steht diesem interessanten und brisanten Grazer Bruderkampf nichts mehr im Wege. Denn die Derby-Geschichte – bei 185 Spielen gewann Sturm 71mal, der GAK 65mal und 49 Spiele endeten remis – kann noch nicht zu Ende sein …

Geliebter Feind. Die Geschichte des Grazer Stadtderbys SK Sturm – GAK 1920-2007
Von Wolfgang Kühnelt und Markus Mörth
264 Seiten, Hardcover, zum Preis von EUR 19,90
ISBN 978-3-7011-7643-4??
verlag@leykam.com
www.leykamverlag.at

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