Eine Hommage an Hugo Meisl
1. August 2006

meislDieses Buch beschreibt das Leben und Wirken eines Mannes, der sein ganzes Tun dem runden Leder verschrieben hatte und in vielerlei Hinsicht ein Vorreiter des neuen, des modernen, des heutigen Fußballs war und ist. Hugo Meisl – ein Pionier seiner Zeit, ein Querdenker, ein Visionär, ein unermüdlicher Rackerer für die Sache, aber auch ein Sir vom Scheitel bis zur Sohle und – ein Österreicher, auf den man hierzulande stolz sein kann, ja – stolz sein muß.

Geboren 1881 in Malleschau/Malesov bei Kuttenberg in Mähren ging es für ihn als 6jährigen nach Wien, wo der Vater bereits ein Geschäft mit dem Handel von Waren aller Art aufzog. Die Wiener Leopoldstadt sollte für den tschechischen Juden fortan seine Heimat werden. Und als späteren Handelsschüler zog es ihn nach dem Unterricht immer wieder in den Prater, in dem damals auf den unzähligen Wiesen die Engländer ihr ,Unwesen´ trieben und nach Herzenslust kickten, oder eben dem Cricket-Sport frönten. So war Hugo Meisl auch hautnah Zeitzeuge, als sich am 22. August 1894 der First VIENNA FC – die heutige Vienna eben – als erster Fußballverein Österreichs gründete. Seine ballesterische Liebe galt aber immer den ,Amateuren´, der späteren Wiener Austria. Nach 9 Jahren als Spieler beendete er 1904 als 23jähriger seine aktive Laufbahn, um fortan funktionärstechnisch aktiv zu werden. Er hatte zahlreiche Ideen und Planungen für Österreich und Europa und die galt es schließlich, Zug um Zug zu realisieren.

meisl1Hugo Meisl war, wenn man so viel, der Vater des Fußballsports in Österreich. Seine Leidenschaft zu diesem Metier, das ihn zeitlebens antrieb, galoppierte oft und oft mit ihm durch und er wollte gleichzeitig auf mehreren Hochzeiten tanzen. Die Eisenbahn bugsierte ihn durch ganz Europa und er ließ, als weltmännisch offener und redegewandter Gentleman aus Wien, aller Orten seinen Charme spielen und seine Energie versprühen. Hugo Meisl gilt auch als der Erfinder der Champions-League, war es doch seine Idee gewesen, den damals sogenannten ,Mitropa-Cup´ ins Leben zu rufen. Europäische Spitzemannschaften kreuzten die Klingen. Er war aber auch der Feldherr jenes geschichtsträchtigen österreichischen Wunderteams, das damals, 1931 und 1932, sämtliche Nationen quer durch Europa schockte und foppte. Das damals sehr große Schottland wurde beispielsweise auf der Hohen Warte mit 5 : 0 weggefegt, die Deutsche Nation verlor zweimal mit 6 : 0 und 5 : 0 und auch auf der Insel gegen England , das als das Mutterland des Fußballs gilt, verlor Österreich denkbar knapp und unglücklich mit 3 : 4. Er impfte seinen Spielern immer das ein, was sie am meisten konnten. Den Ball und ihr Spiel zu spielen, ihn laufen zu lassen und so ward der berühmte ,Scheiberlschmäh´ eben geboren.

meisl2Hugo Meisl liebte es auch, im Rasen liegend hinter dem Tor quasi aus der Froschperspektive ein Spiel zu verfolgen. Der Geruch von kurz geschnittenem und satten Grün, das Keuchen der vorbeisausenden Kicker, das Krachen der Knochen auf Leder und seine kurzen aber steten Anweisungen vor Ort an die Spieler, wenn diese an ihm vorbeihetzten und nicht so taten, wie ihm vorschwebte – das liebte er. Ein ganzes Leben für die eine Sache – den Fußballsport. Er war seiner Zeit voraus und ein wahrlich Großer, an den man stets ein ehrenvolles Andenken bewahren sollte.

Den beiden Autoren Robert Franta und Wolfgang Weisgram gelang es ausgezeichnet, die Fakten so aneinander zu reihen, daß sich die Lebensstroy wie ein spannender Roman liest. Witzig, charmant, voll mit Anekdoten und Erinnerungen an eine Zeit, die es weder politisch, wirtschaftlich, noch sportlich mehr gibt. An eine Zeit, in der Österreich in Sachen Fußball eine Weltmacht war.

Es ist der 14. Mai des Jahres 1931:
Hugo Meisl hat den im Café Rembrandt ausgefüllten Zettel im Mantelsack stecken, als er sich ins aufgeregt rumorende Ring-Cafe begibt, wo Ober Josef, so berichtet es eine dieser Anekdoten, schon seit Tagen von Telefonanrufern belästigt wird, die sich alle um die mögliche Aufstellung gegen das Schottland-Spiel drehen. Aber dann, endlich kommt er, ,gemessen, aber offensichtlich nur künstlich im Ungestüm und im Temperament verhalten.´ Das Kaffeehaus verstummt. Der Ober Josef nähert sich ihm, hilft ihm aus dem leichten Mantel, geht voran zu dem Tisch, an dem Meisl zu residieren pflegt. Jetzt passiert dieser den Tisch der Journalisten. Er bleibt eine Sekunde lang stehen und dann fallen die Worte, die historisch werden sollten: ,So, meine Herren von der Presse! Jetzt habt´s euer Schmieranski-Team!´

Ein rundes Leben
Hugo Meisl – Goldgräber des Fußballs
ISBN: 3-902480-04-1
288 Seiten mit schwarz-weiß Fotografien illustriert
Egon Theiner Verlag, 1070 Wien
Tel.: 01/890 16 21
verlag@egoth.at
www.egoth.at

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