Blick auf die neue NV Arena zu St. Pölten.
Blick auf die neue NV Arena zu St. Pölten.

Die Zeichen der Zeit standen auf Abschied! Am vergangen Freitag, 18. Mai 2012 fand das letzte Meisterschaftsspiel im Profifußball am geschichtsträchtigen Areal des Voith-Platzes zu St. Pölten statt. Und das Rahmenprogramm im Vorfeld verlief bereits äußerst viel versprechend.

Jubel, Trubel, Heiterkeit – ja, Volksfeststimmung herrschte am Spratzerner Kirchenweg bereits am Nachmittag vor. Die Ouvertüre zum letzten Auftritt in Sachen Meisterschaftsfußball einer Profi-Mannschaft nahmen die Legenden vor und es wurde zum „who is who“ der ehemaligen VSE St. Pölten Bundesliga-Mannschaft, die von 1988 bis 1994 in der höchsten österreichischen Spielklasse sehr erfolgreich vertreten war. Namen wie Michael Paal, Manfred Rosenegger, Leopold Rotter, Anton Haiden, Ernst Ogris, Slobodan Brankovic, Hans Slunecko und dergleichen schnürten auf Seiten der Legenden noch einmal ihre Schußstiefel. Frenky Schinkels, der in den frühen 1990er Jahren detto in St. Pölten aktiv war, ließ sich aufgrund seiner Dancing-Stars-Verpflichtung für diesen Nachmittag entschuldigen. Betreut wurde das Team von Karl Daxbacher, unterstützt von Antonin Panenka, beide in ihrer aktiven Zeit für St. Pölten tätig. Auf der Gegenseite stand eine niederösterreichische Bezirksauswahl, angeführt von den ehemaligen Bundesliga-Spielern Anton Pfeffer und Hannes Neumayer. Die Legenden siegten durch teilweise überaus sehenswerte Treffer mit 5 : 2 und es bereitete den Zusehern große Freude, festzustellen, dass die ehemaligen Liga-Größen der St. Pöltener nichts von ihrer einstmaligen Gefährlichkeit eingebüßt hatten. Allen voran der „kleine“ Ogerl – Ernst Ogris – wirbelte wie zu seinen besten Tagen. Der Stadionsprecher Fritz Dibidanzl führte pointiert durch die Begegnung und die 3.650 Zuschauer hatten eine wahre Hetz und kamen allesamt auf ihre Rechnung. Frenky Schinkels, der in den frühen 1990er Jahren detto in St. Pölten aktiv war, ließ sich aufgrund seiner Dancing-Stars-Verpflichtung für diesen Nachmittag entschuldigen, ebenso Alfred Tatar, der zur gleichen Zeit als Vienna-Coach in Linz um den Klassenerhalt bangte.

Lukullischer Genuss am Voith-Platz.
Lukullischer Genuss am Voith-Platz.

Um 20.30 Uhr war es angerichtet und der nunmehrige SKN St. Pölten traf in der 36. und letzten Meisterschafts-Runde der Saison 2011/12 der „Heute für Morgen“ Erste Liga auf den SC Austria Lustenau. Sportlich ging es für beide Teams um nichts mehr, man hatte tabellarische weder nach oben oder unten irgendwelche Befürchtungen. Somit durfte man sich auf ein nettes Spielchen freuen, garniert mit der Hoffnung, viele Tore frei Haus geliefert zu bekommen.

Das Intro der heimischen Fans war sehenswert. Unzählige Fahnchen wurden geschwenkt und der Block somit komplett verhüllt. Stimmung zu erzeugen gelingt demnach also auch ohne Seenot-Fackeln und Bengalische Feuer. Dennoch kristallisierte sich die Austria aus Lustenau vorerst als Spielverderber heraus, besorgte doch Thiago De Lima Silva das frühe 0 : 1 bereits nach zwei Spielminuten. Er verwertete ein Zuspiel von Pierre Boya im Fünfmeter-Raum zur raschen Führung. Der Auftakt zum Abschied ging demnach gehörig in die Hosen. In der Folge entwickelte sich ein munteres Hin und Her von beiden Seiten, dem eigentlich nur die Würze des Fußballs, nämlich Tore, fehlte. Die sollten jedoch in der zweiten – und letzten – Spielhälfte am Voith-Platz folgen.

Karl Daxbacher (links) und Antonin Panenka.
Karl Daxbacher (links) und Antonin Panenka.

Kurz nach Wiederbeginn fand  Boya eine Möglichkeit zum 0 : 2 vor. Nach schlechtem Abwehrverhalten des St. Pölteners Bernhard Kotynski passte Thiago weiter auf seinen Stürmer-Kollegen, der den Ball jedoch am Tor vorbei schupfte. Dies war es dann allerdings mit der Vorarlberger Herrlichkeit, die zweite Halbzeit sollte den St. Pöltenern gehören. In der 56. Minute fand Michael Ambichl keine geeignete Anspielstation, folglich umdribbelte er zwei Lustenauer und drosch das Leder aus knapp 20 Metern zum Ausgleich in die Maschen. Und fünf Minuten später war das Spiel gedreht. Stephan Zwierschitz tankte sich rechts energisch durch, passte genau zur Mitte, wo Daniel Segovia zum viel umjubelten 2 : 1 verwerten konnte. In dieser Tonart ging es fröhlich weiter. Die Heimischen beherrschten das Spielgeschehen nach Belieben und auch die Zuseher ging mit ihrem Team immer wieder lautstark mit. In der 70. Spielminute war es dann soweit, der letzte Treffer am Voith-Platz konnte bejubelt – und auch bestaunt – werden. Peter Brandl serviert aus rechter Position auf Daniel Segovia und dieser verwertet mit einem herrlichen „Fersler“-Treffer zum 3 : 1.

Die Schlussphase hatte es insofern noch in sich, als der Lustenauer Boya nach einem Foulspiel an ihm zwei St. Pöltener einfach umschmiss. Diese „Revanche“ zog die klassische Rudelbildung nach sich, aus der Schiedsrichter Christopher Jäger seine folgenden Schlüsse zog: Gelbe Karte für Michael Ambichl (St. Pölten) und Rot für Pierre Boya (Austria Lustenau). Jedoch auch der Kapitän der St. Pöltener, Jochen Fallmann sah Rot. Dieser nützte den Gang vom Feld in der 79. Minute allerdings dazu, um sich im Zuge seines Abschiedes aus St. Pölten frenetisch feiern zu lassen.

Slobodan Brankovic serviert auf Ernst Ogris (Bildmitte), Anton Pfeffer (Hintergrund) kann nicht mehr eingreifen.
Slobodan Brankovic serviert auf Ernst Ogris (Bildmitte), Anton Pfeffer (Hintergrund) kann nicht mehr eingreifen.

Und dann war es vorbei. Der SKN St. Pölten gewann sein letztes Spiel am Voith-Platz mit 3 : 1 und steht in der Endabrechnung der Tabelle an der 5. Position mit 51 erkämpften Punkten. Die Lustenauer Austria beendete das Spieljahr 2011/12 an der 4. Stelle mit 58 Punkten.

Die Emotionen schwappten nach Spielende aber noch einmal über, sorgte doch ein herrliches Feuerwehr im frühlingshaften Abendhimmel für einen würdigen Rahmen zum Abschied. Zu den Klängen von „Time to say good-bye“ und „One moment in time“ erstrahlte das 61jährige Areal noch einmal in seinem hellsten und schönsten Glanz. Die Zuschauer waren gerührt und gar mancher alteingesessene Stadionpilger verdrückte leise ein paar Tränen. Die fußballerische Geschichte am Voith-Platz gehört der Vergangenheit an, große Spiele mit üppigen Zuschauerzahlen (11.000 Besucher bei der Flutlicht-Premiere am 13. 9. 1988 gegen Austria Wien, 12.000 Zuschauer gegen Ernst Happel´s FC Tirol) sind Geschichte.

Anton Pfeffer (links) im Gespräch mit Stadionsprecher Fritz Dibidanzl.
Anton Pfeffer (links) im Gespräch mit Stadionsprecher Fritz Dibidanzl.

Diese Spiele, als auch die ruhmreichen Siege, beispielsweise gegen RAPID mit 5 : 0 vom Mai 1993, werden unvergessen bleiben, ebenso wie die Auftritte von Mario Kempes, Lajos Detari, Ivica Vastic und dergleichen in den Reihen der St. Pöltener. Ein neues Buch der Geschichte wird aufgeschlagen und die Premiere dazu findet am 7. Juli 2012 in der neu geschaffenen NV Arena statt. Die sportliche Entwicklung in St. Pölten wird weitergehen und man darf gespannt sein, ob man sich im Sog der neuen Arena künftig weiterhin nach oben orientieren kann.

www.skn-stpoelten.at

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