Saisonstart in der „Heute für Morgen/Erste Liga“ und die fußballerisch zweite Geige der österreichischen Bundesliga startete furios in ein neues Spieljahr. Im speziellen Fall dreht es sich hier um die Premiere des SKN St. Pölten in seinem neuen Revier. Die Wölfe empfingen in der nagelneuen NV-Arena keinen Geringeren als die Vienna und gegen die Döblinger aus Wien XIX hatten den niederösterreichischen Landeshauptstädter in der Vorsaison partout nichts zu bestellen. Drei Niederlagen und ein Remis stand am Ende der Spielzeit 2011/12 zu Buche. Dazu Vienna-Coach Alfred Tatar vor dem Spiel: „Der SKN war letzte Saison unser Lebensretter. Jetzt hoffe ich natürlich, dass uns die Wölfe auch weiterhin quasi wie an der Mutterbrust mit Punkten versorgen.“
SKN-Trainer Martin Scherb kontert: „Unsere letztjährige Saisonbilanz gegen die Vienna kam am Voithplatz zustande. Jetzt spielen wir in einem anderen Stadion. Deshalb wollen wir diese Statistik auch hinter uns lassen. Das erste Spiel in einer neuen Saison ist natürlich immer eine schwere Aufgabe, aber wir wollen unseren Anhängern zeigen, dass die NV-Arena eine uneinnehmbare Festung werden wird.“
Nun, Martin Scherb sollte wohl Recht behalten …
4.200 Besucher pilgerten zum „Arena schnuppern“ nach St. Pölten-Statzendorf und der Wettergott meinte es nicht gut an jenem Abend mit den Akteuren, öffnete er doch unmittelbar vor Spielbeginn um 18.30 Uhr dermaßen seine Schleusen, dass es beinahe das gesamte Spiel über wie aus Kannen goss. Die Besucher jedoch saßen allesamt im Trockenen und bekamen ein Spiel serviert, das die Freunde des runden Leders wahrhaftig mit der Zunge schnalzen ließ.
St. Pölten gewann die Platzwahl und hatte Anstoß. Jannick Schibany und Mirnel Sadovic sollten die ersten Anstoßer im neuen Ground sein. Die Hausherren übernahmen sofort das Kommando und beherrschten die Vienna nach Belieben. Der Neuzugang im Vienna-Tor aus Linz, Thomas Mandl, hatte von Anpfiff an sämtliche Hände voll zu tun. Und dennoch ging der Gast in Führung. Mit dem ersten ordentlich vorgetragenen Angriff gelang Markus Pink in der 9. Spielminute das 0 : 1. Der Vienna-Stürmer fackelte nicht lange und ließ, nachdem er seine Gegenspieler stehen gelassen hatte, Karl-Heinz Gschwindl im SKN-Tor keine Chance. Das erste offizielle Tor in der neuen Arena war gefallen. Sollte es dort weitergehen, wo man im Vorjahr gegen die Vienna aufgehört hatte, nämlich die Spiele zu verlieren? Mitnichten. Der SKN setzte zum Gegenstoß an und scorte durch Kapitän Martin Popp den Ausgleich. Vorausgegangen war der zweite Eckball der St. Pöltener. Gespielt waren 20 Minuten. Kurz darauf die erstmalige Führung für St. Pölten. Der Spanier Jano erzielte mit dem Kopf das 2 : 1. St. Pölten hatte den Spielstand quasi mit einem Doppelschlag gedreht und es waren zu diesem Zeitpunkt erst 22 Minuten absolviert. In dieser Tonart ging es weiter. Die Chancen häuften sich und die Vienna-Abwehr stand nicht immer felsenfest.
Nach der Halbzeitpause verstärkte der SKN den Druck und es war abermals Jano, der in der 63. Minute auf 3 : 1 erhöhte. Nach einem Strafraum-Getümmel kam die Nummer 10 des SKN zum Ball und verwertete staubtrocken ins lange Eck. Die Hausherren waren zu diesem Zeitpunkt der absolute Herr am Platz, die Vienna verlegte sich lediglich aufs reagieren. Das 4 : 1 in der 80. Spielminute war eine wundervolle Einzelaktion des eingewechselten Robert Gruberbauer – er kam für Schibany – der zwischen der Vienna-Abwehr einfach durchsprintete, einen kurzen Haken nach rechts setzte und eiskalt abschloss. Schiedsrichter Christoph Jäger übersah in der Entstehung jedoch ein Handspiel des Torschützen, der Treffer hätte demnach nicht zählen dürfen. Dominik Rotter kam auf Seiten der Vienna für Mathias Perktold ins Spiel und der bullige Vienna-Angreifer verkürzte in der 88. Minute auf 4 : 2. Dass dies jedoch noch immer nicht der Schlusspunkt war, dagegen hatte der ebenso eingewechselte Konstantin Kerschbaumer – er kam für den Doppelstorschützen Jano – etwas. Die Nummer 7 marschiert alleine durch, die Vienna-Verteidigung ist absolut konfus und nach einem kurzen Haken landet der Ball im Kreuzeck. Auch dieser war ein absolut sehenswerter Treffer. Nach 94 Minuten war Schluss und die St. Pölten-Spieler lagen sich in den Armen. Der Auftakt war geglückt und darüber hinaus konnte dem Publikum ein feines und trefferreiches Spiel serviert werden. In wie weit die neue NV-Arena den Wölfen Appetit auf mehr verleihen wird, zeigt die Zukunft. Von Seiten des Landes Niederösterreich, der Stadt St. Pölten und den Vereins-Verantwortlichen wurde alles unternommen, damit St. Pölten dereinst auch wieder in der höchsten Spielklasse vertreten sein könnte. Man wird sehen, wohin Martin Scherb sein junges Team führen wird können.
Die Stimmen zum Spiel:
Alfred Tatar, Vienna-Trainer: „Die Niederlage geht in dieser Höhe in Ordnung, wenngleich dem 4 : 2 ein Handspiel vorausgegangen war. Wir sind konditionell nicht dort, wo wir sein sollten. Dies hängt damit zusammen, da die neuen Spieler nur tröpflerweise bei uns eingetrudelt sind. Aufgrund unserer zahlreichen Veränderungen ist unsere Abwehr noch nicht eingespielt.“
Martin Scherb, SKN-Trainer: Der Druck war groß und die Woche nach dem ÖFB-Cup-Aus (Niederlage in Bad Vöslau) sehr schwer. Ich bin stolz auf meine Mannschaft. In dieser Tonart kann es weitergehen.“
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