Bild 1Wenn die Österreichische Fußball-Nationalmannschaft am kommenden Montag, 8. September 2014 um 20.45 Uhr im mit 48.500 Besuchern restlos ausverkauften Wiener Ernst Happel-Stadion im Rahmen des Auftaktes der Qualifikation zur UEFA Europameisterschaft 2016 auf Schweden trifft, dann ist dies – neuerlich – ein sportlicher Vergleichskampf mit einer Nation, der im Laufe der Geschichte bereits viele brisante und interessante Duelle mit sich gebracht hat. Beginnend im Jahre 1921 stand man bisher in 33 Länderspielen dem Königreich Schweden gegenüber und die Bilanz aus österreichischer Sicht ist mit 16 Siegen, 5 Remis und 12 Niederlagen, Tordifferenz 49 : 50, positiv.

Bildtext: Blick auf jene siegreiche Elf vom 7. Juni 2013 in Wien, die Schweden zuletzt bezwingen konnte. Foto: opeb.at

Dabei ist interessant zu beobachten, dass es sich bei den ersten 15 Partien um 14 Freundschafts-Begegnungen handelte, lediglich ein Match, am 2. August 1948 in London, 0 : 3 aus österreichischer Sicht, geschah im Rahmen der Olympischen Spiele. Erst ab dem 26. Mai 1971 ging es mit den Blau-Gelben aus dem Hohen Norden ums Eingemachte im Rahmen der EM-Qualifikation 1972 für Belgien.

Einige Vergleichskämpfe mit dem Drei Kronen-Team sollte man jedoch an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, da diese in gewisser Art und Weise überaus entscheidend waren. Als da wären:

27. November 1973, Parkstadion Gelsenkirchen, 25.000 Zuschauer:
Schweden gg. Österreich 2 : 1 (2 : 1)
Der 2 : 1-Erfolg der Schweden in Malta im Rahmen der WM-Qualifikation 1974 für Deutschland brachte dieses Entscheidungsspiel auf neutralem Boden bei gleicher Punkt- und Tordifferenz mit sich. In den Gruppenspielen mit Schweden siegten die Österreicher in Wien mit 2 : 0 und verloren in Göteborg 2 : 3. Psychologisch betrachtet kam das Match zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Schweden hatte in Malta noch nicht gespielt, Österreich schien out zu sein und in dieser Phase setzte es zwei fürchterliche Niederlagen: 0 : 7 in London gegen England, sowie 0 : 4 in Hannover gegen Deutschland. Dennoch gelang es Teamchef Leopold Stastny, dem „weißen Riesen“, diese beiden Schlappen aus dem Gedächtnis der Österreicher zu streichen. Die Schweden wiederum waren nach ihrem mageren Sieg auf Malta mit wenig Selbstvertrauen nach Gelsenkirchen gereist. Eisiges Wetter, Schneeboden und Wind waren neben der Schweden-Elf ein weiterer Gegner der Österreicher. Und dennoch diktierten die ganz in weiß spielenden Österreicher das Match, wenngleich Schweden nach 26 Minuten 2 : 0 führte. Roland Hattenberger erzielte in der 31. Minute das 1 : 2 und die ÖFB-Auswahl rannte weiter – vergeblich – an. Teufelskerl Ronnie Hellström im Tore Schwedens war an jenem Abend „auf Schalke“ nicht mehr zu biegen. Österreich wollte nach 1958 endlich wieder zu einer Fußball-WM – und scheiterte, im Schnee von Gelsenkirchen.

Bitte beachten Sie dieses Video:
www.youtube.com/watch?v=t5vsZpA1CAI

Diese schmerzvolle Niederlage brachte im Umkehrschluss mit sich, dass der ÖFB am 21. April 1974 in einer ordentlichen Hauptversammlung die Grundzüge einer Reorganisation des Spitzenfußballs in Österreich beschloss. Die Nationalliga der heimischen Meisterschaft war Geschichte, die 10er-Liga, die bis 1982 Bestand haben sollte und in der sich Österreich 1978 für Argentinien und 1982 für Spanien zu den jeweiligen WM-Endrunden qualifizieren konnte, war geboren.

Fünf Jahre später dann die Revanche. Österreich nahm nach 20 Jahren wieder für an einer Fußball-Weltmeisterschaft teil. Die Euphorie im Land war riesengroß. Nach dem 2 : 1-Auftaktsieg in Buenos Aires gegen Spanien traf man am 7. Juni 1978, abermals in Buenos Aires vor 46.000 Besuchern, auf die Schweden. Hans Krankl, dessen internationaler Stern bei dieser WM aufgehen sollte, erledigte die Partie aus einem Elfmeter in der 42. Minute mit 1 : 0 für Österreich. Ein Original Radio-Zitat von Ing. Edi Finger lautete: „Liebe Autofahrer in Österreich, bitte Motor abstellen, Elfmeter für Österreich! Hans Krankl tritt an – SCHUSS – TOOOR!“ Der krasse Aussenseiter war plötzlich Gruppensieger, Schweden musste die Heimreise antreten.

Der 12 Mann wird auch diesmal wieder gefragt sein. Foto: oepb.at
Der lautstarke 12 Mann wird auch diesmal wieder gefragt sein. Foto: oepb.at

1. Mai (Staatsfeiertag) 1991, Raasunda Stadion, Stockholm, 3.689 Zuschauer:
Schweden gg. Österreich 6 : 0 (4 : 0)
Ja, es war „nur“ ein Freundschaftsspiel und ja, es goss wie aus Kannen an jenem Abend und bracht einen tiefen matschigen Boden mit sich, aber eine derartige Klatsche gegen einen gewissermaßen nicht übermächtigen Gegner tat damals sehr, sehr weh. ÖFB-Teamchef Alfred Riedl sah in jenem Tag einen „schwarzen Tag“ und die größte „Kleinformatige“ Tageszeitung hierzulande verabreichte 9 von 11 Teamspielern die Note 1 (Totalversager). Die „begossenen Pudel“ verließen Stockholm durch die Hintertür und strichen diesen leidvollen Tag aus ihrem Fußballer-Gedächtnis.

Was folgte war die WM-Qualifikation für Frankreich 1998. Herbert Prohaska war inzwischen ÖFB-Teamchef und schaffte es, als bisher letzter Coach, eine rot-weiß-rote Auswahl zu einem derartigen Groß-Turnier zu führen. Die Schweden waren in der Gruppe 4 der Gegner Österreichs und Andreas Herzog nahm den heroischen Kampf auf – und mit ihm eine entfesselnd aufspielende Nationalmannschaft. Am 9. Oktober 1996 ging es in Stockholm um die Wurscht. 37.000 Besucher standen wie ein Mann hinter ihrem Team. Andi Herzog besorgte in der 12. Minute das 0 : 1 und als Kenneth Andersson in der 30. Minute an Michael Konsel anhand eines Elfmeters scheiterte, wuchs die rot-weiß-rote Auswahl mehr und mehr über sich hinaus. Zum Rückspiel knapp ein Jahr später am 6. September 1997 pilgerten 48.000 Besucher in den Wiener Prater. Ein Sieg gegen Schweden war wichtig und notwendig. Anton „Toni“ Pfeffer flog in seinem 50. Länderspiel in der 40. Minute mit Gelb-Rot vom Platz. Es brodelte im weiten Oval. Gleichstellung nach 69 Minuten, als Roland Nilsson von Schiedsrichter Antonio Jesus Lopez Nieto die Rote Karte präsentiert bekam. In der 76. Minute fasste sich Herzog ein Herz und ballerte darauf los. Sein Schuss sauste wie an einem Schnürchen gezogen in den Kasten von Thomas Ravelli. Der Jubel über dieses Tor schien nicht abreissen zu wollen. Riesen-Aufregung dann noch in Minute 82, als Keeper Michael Konsel mit Rot vom Platz flog. Die letzten Minuten verstrichen kaum, dennoch brachte eine Neun (Österreich) gegen eine Zehn (Schweden) – aus elf Spielern bestand niemand mehr – den Sieg über die Distanz. Österreich wurde vor Schottland noch Gruppensieger und reiste nach Frankreich, die Schweden blieben zu Hause.

In der letzten WM-Qualifikation der Gruppe C für Brasilien 2014 gab es erneut ein Wiedersehen mit Blau-Gelb, diesmal schien alles ausgeglichen. Einem 2 : 1-Erfolg am 7. Juni 2013 in Wien

www.oepb.at/fussball/osterreich-gg-schweden-2-0-1-halfte.html

folgte eine 1 : 2-Niederlage bei gleichzeitiger 1 : 0-Pausenführung am 11. Oktober des gleichen Jahres in Stockholm. Österreich beendete die Gruppe auf Rang 3, die Schweden mussten Qualifikation gegen Portugal spielen – und scheiterten ebenso.

Die Karten sind neu gemischt und mit dem stimmgewaltigen Publikum im Rücken sollte der derzeitigen Nationalmannschaft wieder Großes gelingen können. Der Schweizer Teamchef Marcel Koller konnte eine Euphorie im Land entfachen, deren Zwischenschritt anhand einer Qualifikation – in diesem Fall für die anstehende Fußball-Europameisterschaft 2016 – erreicht werden sollte. Gemeinsam ist im Fußball vieles möglich. Man ist wieder stolz auf sein Nationalteam und blickt optimistisch und frohen Mutes in die Zukunft. Auf zu neuen Taten!

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