Fußball-Spiele gegen vemeintlich schwache Gegner müssen erst einmal gewonnen werden und die so genannten Jausen-Gegner sind im Laufe der Zeit bereits allesamt verspeist worden, da es sie in Fußball-Europa einfach nicht mehr gibt. Ein 9 :0-Erfolg gegen Malta, datierend aus dem Jahre 1977 in Salzburg-Lehen mit einem 6fachen Torschützen Hans Krankl im Rahmen der damaligen WM-Qualifikation für Argentinien 1978 wird wohl der höchste dieser Art in der Geschichte des österreichischen Fußball-Nationalteams bleiben. Darüber hinaus wirkte der aktuelle ÖFB-Feldherr, der Schweizer Marcel Koller, im Vorfeld dieser Begegnung verständlicherweise sichtlich genervt auf die ewige Fragerei, wie er es denn verhindern könne, dass sich Landskrona 1990 – Österreich verlor dort am 12. September gegen die Färöer Inseln mit 0 : 1 – nicht mehr wiederhole und weiters, was seiner Meinung nach zu tun sei, dass man den so wichtigen Pflichtsieg im Rahmen der Fußball-WM-Qualifikation für Brasilien 2014 auch definitiv einfahren würde. Mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerkes wiederholte der Teamchef gebetsmühlenartig, dass „der Druck stets hochgehalten werden müsse“, „dass man sich der eigenen Stärke sehr wohl auch bewusst sei“ und dass er überzeugt ist, dass der erwartete und geforderte Pflichtsieg auch eingefahren werden würde.
24.200 Besucher, eine doch beachtliche Kulisse gegen die aktuelle Nummer 153 der Weltrangliste, strömten demnach gestern Abend erwartungsfroh ins Ernst Happel-Stadion in den Wiener Prater. Darunter auch wieder sehr viele Anhänger aus den Bundesländern. Salzburger Flaggen reihten sich nahtlos an Transparente aus Ober- und Niederösterreich. Es war dies das 222. Fußball-Länderspiel einer ÖFB-Auswahl im Anno 1931 eröffneten Oval. Lautstarker Jubel brandete erstmals auf, als RAPID Wien Stadion-Plaudertasche Andy Marek – der ÖFB sicherte sich weiterhin seine Dienste für die Länderspiele – kurz vor Spielbeginn um 20.30 Uhr verkündete, dass sich Mark Janko im Zuge des Aufwärmens verletzt hatte und statt ihm der mit 27 Volltreffern führende in der heimischen Meisterschaft, der Austrianer Philipp Hosiner, beginnen würde. ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner meinte dazu, dass bei Janko eine Zerrung akut wurde und sich dieser mit der kurzfristigen Absage somit für Irland in Dublin am kommenden Dienstag schonen wollte. So kam Philipp Hosiner zu seinem zweiten Länderspiel-Einsatz, der es gleich in sich haben sollte:
Zum Spiel:

Bereits der erste Angriff der Österreicher nach wenigen Sekunden kam über links, Hosiner nahm den gestoppten Ball mit der Brust herunter, seinen Schuss konnte Färöer-Keeper Gunnar Nieslen noch entschärfen. Sieben Minuten später schlug es dann erstmals ein – ÖFB-Teamkapitän Christian Fuchs passt flach von links auf Hosiner, der im 16-Meter-Raum punktgenau steht und ebenso punktgenau und volley ins lange Eck trifft. 1 : 0 in der 8. Spielminute. Der Neo-Team-Torschütze ist derart aus dem Häuschen, dass er Richtung Trainerbank läuft, um dort mit den Ersatz-Leuten zu jubeln. In der 20. Minute fiel das 2 : 0. Odmar Faerö möchte den Ball mit dem Kopf zu Nielsen retournieren, Hosiner übernasert dies, läuft in die Rückgabe, umkurvt noch den Torhüter und drückt zielsicher von rechts kommend zum 2 : 0 ein. Zwei Treffer im Team im zweiten Länderspiel – eine sehenswerte Bilanz, die auch das unter den Besuchern anwesende Austria-Trainer-Duo Peter Stöger/Manfred Schmid erfreute. Die Zuschauer-Welle der Begeisterung schwappte nun durch das weite Prater-Rund. Drei Minuten später eine Kombination der beiden SV Werder Bremen-Legionäre: Marko Arnautovic schlenzte das Leder mit dem Außenrist gekonnt auf seinen Kollegen Zlatko Junuzovic, der das Tor der Färöer mit seinem Kopfball nur um Haaresbreite verfehlte. In der 28. Minute passierte das 3 : 0 durch den mit 61 Länderspielen am häugisten aktiven Teamspieler gestern Abend. FSV Mainz 05-Legionär Andreas Ivanschitz nimmt sich aus gut 20 Metern ein Herz und zirkelt das Leder mit dem linken Fuß gekonnt ins linke Eck, sein 11. Nationalmannschafts-Tor. Vom wahrhaftig völlig überforderten Gegner bekam man erstmals in der 42. Minute etwas zu sehen. Ein herein gedrehter Freistoßball von rechts landete am Kopf von Rogvi Baldvinsson und Heinz Lindner im Tore Österreichs war in seinem dritten Länderspiel-Einsatz erstmals auf Ballhöhe. 6 : 0-Ecken für Österreich, 3 : 0-Pausenstand und eine Tormöglichkeit der Inselgruppen-Bewohner, so ging es in die Halbzeitpause.
Bei den gestrigen abendlichen Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt wurde den Stadion-Pilgern zwar vom ÖFB-Team einiges geboten und sichtlich warm ums Herz, in der Pause schienen jedoch viele der Besucher aufgrund der Kälte nicht mehr stimmungsmäßig freudig erregt zu sein. Dies änderte auch nichts an der Tatsache, als FC Bayern München-Legionär David Alaba in der 53. Minute einen gut gespielten Ball an die Querlatte donnerte. Die Nationalmannschaft verwaltete in dieser Phase das Spiel, ließ dem Gegner keinen Raum zur Entfaltung und zog ein Trainings-Matcherl auf. Nach einer Stunde erneut eine Bremen-Aktion: Arnautovic schießt, Nielsen lässt den Ball ins Feld zurückprallen, Junuzovic zieht ab, trifft jedoch Nielsen. Man hätte den beiden „Nordlichtern“ ein Tor gegönnt, umso mehr, da ihr Trainer Thomas Schaaf detto unter den Zuschauern weilte. Dann endlich das 4 : 0 in der 77. Spielminute. Junuzovic erhält knapp vor dem Straufraum den Ball, zieht durch und trifft. Eine Minute später der fünfte Treffer des Abends. Hosiner und der für Ivanschitz eingetauschte Aston Villa FC-Legionär Andreas Weimann im Doppelpass, der Ball kommt zu Alaba, der die Kugel aus kürzester Entfernung unter die Latte knallt. Das Stadion ist plötzlich wieder hellwach und steht Kopf, als das 6 :0 in Minute 82 passiert: Görgy Garics, in Diensten des FC Bologna, knallt von rechts darauf los und Keeper Nielsen lasst den Ball durch seine Hände hindurch in die Maschen gleiten.
Aus, vorbei, das war es, das halbe Dutzend voll, und der höchste Sieg einer ÖFB-Nationalmannschaft seit April 1999 (7 : 0 gegen San Marino) und vier Jahre zuvor (1995 ebenso 7 : 0 gegen Lichtenstein) ward eingefahren. Der erhoffte und auch erwartete Pflichtsieg wurde erreicht, nun gilt es am kommenden Dienstag in Dublin gegen Irland – ATV überträgt ab 20.15 Uhr live – im Rahmen des nächsten Qualifikations-Spieles voll nachzulegen und zu punkten. Im Jahre 1995 gelang gegen Eire auf der grünen Insel ein 3 : 1. Warum sollte also nicht wieder ein voller Erfolg möglich sein? Die Mannschaft glaubt an sich und wird dies auch im Spiel umzusetzen versuchen.