Seit gestern Mittag verfügt der FK Austria Wien über einen neuen Chef-Trainer. Herbert Gager, bisher erfolgreicher Betreuer der FK Austria / Amateure, löste mit sofortiger Wirkung den glücklosen Nenad Bjelica ab. Doch wer ist eigentlich dieser Herbert Gager, der nun die Kastanien aus dem Feuer holen und mit der Austria in den Europa-Cup einziehen soll?
Bildtext: Obwohl er lediglich 10 Monate in Linz beim FC STAHL aktiv war, avancierte Herbert Gager dort binnen kürzester Zeit zum Publikumsliebling. Foto: privat
Herbert Gager kam im September 1969 in Wien zur Welt. Sehr bald schon entdeckte er seine Liebe für den Fußballsport. Er heuerte bei RAPID an und durchlief dort sämtliche Nachwuchsabteilungen. Nach 12 Saisonen in Diensten der Hütteldorfer legte der damalige Trainer Hans Krankl im Winter 1989/90 auf ihn keinen Wert mehr und der 20jährige wechselte zum Wiener Sportclub. Die Dornbacher hatten damals eine sehr ansehnliche Mannschaft mit den Legionär-Routiniers Petar Brucic und Lonin Avadanei, sowie hoffnungsvolle Talente wie Roman Mählich, Hannes Reinmayr, Zoran Barisic, Andreas Huyer, Matthias Bleyer, Bernd Dallos und Konsorten. Diese Sportclub-Elf stand im „Mittleren-Play-Off“ und hatte in 14 Frühjahrs-Runden die Möglichkeit, um den Verbleib im Oberhaus zu spielen. Trainer war Alfred Riedl, der die zahlreichen jungen Spieler Zug um Zug zum Zug brachte. Der Erfolg gab ihm Recht. Am Ende der Frühjahrs-Tabelle war der Sportclub Zweiter hinter Vorwärts Steyr. Diese junge Dornbacher Mannschaft ließ arrivierte Teams wie beispielsweise den GAK oder den SK VÖEST Linz hinter sich.
Man blieb also dem Oberhaus erhalten, musste allerdings im Sommer 1990 einen einschneidenden Schnitt machen. Der Sparstift regierte im 17. Wiener Gemeindebezirk und als Alfred Riedl 10 Tage vor Meisterschaftsstart lediglich 9 Feldspieler aufweisen konnte, warf er die Flinte ins Korn. Unter Nachfolger Ferry Janotka agierte das RAPID-Leihgaben-Quartett Andreas Huyer, Herbert Gager, Zoran Barisic und Michael Horak beim WSC derart erfolgreich, dass das „Obere-Play-Off“ lediglich um zwei Punkte verpasst worden war. Die Dornbacher, die im Herbst 1990 sportlich gewiss über ihren Verhältnissen aktiv waren, brachen im Frühjahr derart ein, dass in 14 ausgetragenen Runden lediglich 7 Zähler (bei damaliger 2-Punkte-Regel) verbucht werden konnten. Es blieb nur der Gang in die 2. Division am Ende der Meisterschaft übrig.
Herbert Gager kehrte im Sommer 1991 zurück zu Stammklub RAPID. Hans Krankl, nach wie vor Trainer, sicherte sich nun die Dienste des Mittelfeld-Strategen und brachte ihn permanent in der Kampfmannschaft. In 32 von 36 Saison-Runden stand er in der Elf der „Grünen“. In diese Zeit fiel auch sein Debüt unter Teamchef Dietmar Constantini im Nationalteam. Am 16. Oktober 1991 trug er in Belfast gegen Nordirland beim 1 : 2 erstmals den Österreichischen Adler auf der Brust. Die Kronen-Zeitung gab ihm damals die starke Note 4. Es sollten weitere drei Länderspiele folgen. Dieses RAPID-Stammleiberl ging jedoch im Jahr darauf flöten. Herbert Gager zog weiter nach Linz zum damaligen FC STAHL (vormals SK VÖEST). Die Werksportler verfügten über eine mit bundesligaerfahrenen Spielern gespickte Mannschaft: Klaus Lindenberger, Peter Pacult, Manfred Kern, Heinz Peischl, Dietmar Metzler etc. standen im Kader der blau-weißen Linzer. Sein Debüt Ende August 1992 unter Trainer Felix Latzke in der Südstadt bei Admira/Wacker hätte für ihn gar nicht besser ausfallen können. In der 15. Minute gelang ihm mit einem satten Weitschuss das 1 : 0. STAHL Linz verlor das Match am Ende noch mit 1 : 3. Die Truppe war satt und leer und als Aufsteiger im zweiten Jahr ging es zum Ende der Spielzeit 1992/93 wieder in die 2. Liga zurück, Herbert Gager konnte den Abstieg, der sich die ganze Saison über abgezeichnet hatte, auch nicht mehr verhindern.
Er ging zurück in den Großraum Wien und traf beim VfB Mödling auf seinen alten Feldherrn Hans Krankl. Im Winter 1993/94 dann neuerlich ein Wechsel, Ex-Teamchef Dietmar Constantini war sein neuer alter Trainer bei Admira/Wacker. Die Südstädter hatten damals, vor 20 Jahren, eine ordentliche Truppe beisammen, die für die UEFA-Cup-Qualifikation stets zu haben war. Herbert Gager war einer von ihnen und „Stansilaus, die Südstadt-Maus“ wurde am Ende der Saison 1993/94 hinter Meister Austria Salzburg und Vize-Meister Austria Wien Dritter. Herbert Gager in Maria Enzersdorf vor den Toren Wiens ward im Sommer 1996 Geschichte, Austria Wien und Trainer Walter Schani Skocik wurde zur neuen Destination. Die Wiener Violetten befanden sich damals in einer Umbruchphase und setzten vermehrt auf die Jugend. Der zwischenzeitlich 27jährige Gager sollte mit Andreas Ogris, Anton Pfeffer, Thomas Flögel und Rashid Rachimov den violetten Hasenstall führen. Nach zwei Saisonen Mittelmaß, ein 6. und ein 7. Platz stand damals bei der Austria zu Buche, ging es für ihn weiter ins Ländle zu Schwarz-Weiß Bregenz in die 2. Liga. Vorarlberg sollte jedoch nicht zur zweiten Heimat werden, im Winter 1999/2000 wurde der SC Untersiebenbrunn zur nächsten Station. Doch auch im Machfeld hielt es ich nicht lange und er wagte im Sommer 2000 den Legionärs-Sprung nach Griechenland zu Xanthi.
Bei Blau-Weiß Hollabrunn, sowie dem SV Draßmarkt ließ er in den Jahren 2004 bis 2009 seine bewegte Spielerkarriere ausklingen.
Nun folgte die aktive Zeit als Trainer. Über den Betreuer-Stab bei RAPID ging es zur U18 beim First Vienna FC, ehe die FSA / Frank-Stronach Akademie rief. Dort baute er die Jugend der U18 behutsam für größere Aufgaben auf. Mit der U19 der Austria-Akademie gewann er den Titel und als Ivica Vastic im Jänner 2012 Cheftrainer der violetten Kampfmannschaft wurde, beerbte ihn Herbert Gager bei den Austria Amateuren. Der Erfolg stellte sich ein, steht doch die U19-Auswahl der Austria im Achtelfinale der UEFA Youth League und trifft hier am 26. Feber 2014 um 17 Uhr auf Benfica Lissabon.
Bei dieser Dienstreise kann er als Vater des Erfolgs allerdings nicht mehr teilnehmen, da sich Herbert Gager von nun an eben um die Geschicke der Kampfmannschaft bemühen muss. Ein weiterer Schritt in seiner Fußballer-Laufbahn ist gesetzt, man kann dem sympathischen Wiener für die neue Aufgabe wahrlich nur Hals und Beinbruch wünschen.
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