
Am gestrigen Donnerstag Abend fand im Wiener Rathauskeller die turnusmäßige Generalversammlung des FK Austria Wien statt. Neo-Sportdirektor Franz Wohlfahrt wurde dabei unter Applaus der Ordentlichen Mitglieder vorgestellt und hielt eine inspirierende Antrittsrede. Er nimmt seine Tätigkeit in den nächsten Tagen auf.
Am 25. Juli 1964 bestritt Thomas Parits sein erstes Spiel für die Wiener Austria. Mehr als 50 Jahre sind seither vergangen, die Parits seiner Liebe in Violett widmete. Am Donnerstagabend war der 68jährige, der in jeder Funktion Meister mit Violett wurde, unter Standing Ovations zum letzten Mal einer der Hauptprotagonisten der Generalversammlung: „Wir haben im aktuellen Kampfmannschaftskader 14 Spieler aus unserer eigenen Akademie. Nach und nach zu sehen, wie die Spieler aus unserer letztjährigen UEFA-Youth-League-Saison den Sprung in die Kampfmannschaft schaffen, ist für mich das Schönste, was es gibt. Nichtsdestotrotz ist die sportliche Situation im Moment nicht zufriedenstellend.“ Einen Spieler von der Klasse Omer Damaris hätte er freilich gerne behalten – aber: „Es gibt auch international zahlreiche Beispiele, die belegen, wie schwer es ist, solche Kaliber zu halten. Im Endeffekt haben wir Damari schweren Herzens ziehen lassen, aber den größten Transfer in der Austria-Geschichte gemacht.“
Vorstand Mag. Markus Kraetschmer ergänzte dabei: „Das brennt mir aufgrund diverser Berichte schon unter den Fingernägeln: Der Löwenanteil dieser Summe bleibt beim FK Austria Wien.“
Offiziell vorgestellt wurde mit Franz Wohlfahrt der von der Task Force einstimmig vorgeschlagene neue Sportdirektor, dessen internationales Netzwerk und Mitwirken bei der sportlichen Neustrukturierung des ÖFB ebenso schlagkräftige Argumente für seine Bestellung waren wie schlussendlich das Konzept, das der 50jährige vorlegte. Und Wohlfahrt sorgte mit seiner ersten Rede für Gänsehaut im Saal. „Ich danke Euch für das Vertrauen, das ihr mir entgegenbringt. Ich stehe hier in aller Ehrfurcht und Demut. In den letzten Wochen hatte ich schlaflose Nächte – da ist mir ein Datum eingefallen: 16. Juli 1981. Da habe ich meinen ersten Vertrag bei der Austria unterschrieben. Seither fließt violettes Blut durch meine Adern – bis zum Herzen. Ich kann Euch hier und heute keine Siege versprechen, aber ich kann Euch versprechen, dass Franz Wohlfahrt ab heute 24 Stunden am Tag Austria ist.“
Auch auf präsidialer Ebene gibt es einen Wechsel. Brigitte Jank, die 2008 als erste Frau der Klubgeschichte das Amt der Vizepräsidentin angetreten hatte, verlässt die Austria nach verdienstvollen Jahren, ihr folgt der vom Verwaltungsrat gewählte Dr. Raimund Harreither, Gründer und Geschäftsführer der Harreither GmbH und seit 30 Jahren im Sportsponsoring-Bereich tätig. Harreither („Mein Herz gehört der Austria“) bekleidet das Amt des Vizepräsidenten künftig neben Rudolf Reisner, der wiedergewählt wurde.
Nachdem zuvor das Kuratorium unter dem Vorsitz des Wiener Bürgermeisters Dr. Michael Häupl getagt hatte, wurden die ordentlichen Mitglieder wie gewohnt über die wirtschaftliche Entwicklung sowie die Zukunftspläne des Klubs informiert.
Präsident Wolfang Katzian: „Es war ein sehr durchwachsenes Jahr 2014 und auch der aktuelle sechste Platz ist nicht unser Anspruch. Sportlich war es nicht das, was wir uns gewünscht haben. Dafür machten wir wirtschaftlich einen großen Schritt nach vorne.“ Der Umsatz im Konzern-Abschluss, der die AG umfasst, beträgt wie bereits im Oktober berichtet € 37,38 Millionen und stellt damit eine Summe dar, die selbst in der siebenjährigen „Magna-Betriebsführungsvertragsära“ (2000-2007) nie erreicht wurde. Ebenso erfreulich ist, dass das zuletzt negative Eigenkapital in ein deutlich positives von nunmehr + 2,013 Millionen Euro umgewandelt werden konnte (2012/13: € – 1,914 Mio.), zudem das Jahresergebnis (Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit) mit einem Überschuss von € 3,93 Mio. (2012/13: € 691 TSD) bereits zum vierten Mal in Folge positiv ausfällt.
Ein Vorausblick auf die laufende Saison zeigt, dass die Austria auch 2014/15 mit einem positiven Ergebnis budgetieren wird. Dies liegt unter anderem daran, dass der Klub das sechste Jahr en suite eine positive Transferbilanz erwirtschaften kann.
Deutlich angesprochen wurde freilich, dass die aktuelle sportliche Situation nicht zufriedenstellend sei, am Saisonziel, mit Platz zwei einen Champions-League-Qualifikationsstartplatz zu erreichen, hat sich aber nichts geändert. Dieses liege nach wie vor in Reichweite. Definiert wurde in diesem Zusammenhang, dass der strategische Fokus weiterhin auf Eigenbauspielern und der eigenen Akademie liegt.
2014 stand mit dem Relaunch der Website, des Fanartikel- sowie des Ticket-Stores zum einen im Zeichen der Modernisierung des Online-Auftritts, zum anderen wurde mit der Neugestaltung der barrierefreien Ecke Süd/West die Infrastruktur erweitert. Auch die stetige Verbesserung der Sicherheit in der Generali-Arena steht großgeschrieben – etwaige Gewaltdelikte konnten im letzten Jahr um 74 Prozent reduziert und nahezu gänzlich aus dem Stadion gehalten werden. Im aktuellen Jahr liegt der Schwerpunkt zum einen in einer Mitglieder-Offensive, deren Umsetzung durch direkte Kommunikation, eine neue Datenbank sowie eine enge Vernetzung der Abteilungen ermöglicht wird. Eine Mitglieder-Aktion ist bereits in Planung und wird im Rahmen des kommenden Wiener Derbys stattfinden.
Das Präsidium und der Verwaltungsrat wurden einstimmig entlastet. Zudem wurde der Listenvorschlag des Verwaltungsrats, welcher statutarisch zuvor vom Kuratorium erarbeitet wurde, mit über 90 Prozent der abgegebenen Stimmen genehmigt.
Quelle:
www.fk-austria.at