Der Fußball ist – und bleibt es auf Sicht gesehen wohl auch – ein komischer Sport. Man nehme zwei benetzte Teppichklopfstangen, stelle in die vier Himmelsrichtungen ausgerichtete Tribünen rund herum, maße sich an, der Zelebrierung dieses Ballsports mächtig zu sein, um zu hoffen, dass besonders viele Mit-Menschen diesem Procedere detto frönen werden …
Die Österreichische Fußball-Bundesliga biegt in die Zielgerade ein und bis auf Absteiger Kapfenberger SV stehen noch sämtliche Entscheidungen aus. Weder der Meister – die Energy-Drink-Konzern-Truppe Salzburg zeichnet sich ab – noch die Fixstarter für die Europa-League sind fix und dennoch lockte dieser Spieltag durchschnittlich nur sehr wenige Zuseher auf die Fußball-Plätze. Im gegenständlichen Fall zu Wien-Favoriten war die Generali-Arena nur sehr spärlich gefüllt, als Schiedsrichter Manfred Krassnitzer beide Teams um 20.30 Uhr zur drittletzten Runde bat. Viele Veilchen-Anhänger blieben dem Ruf ihres Teams trotzig und beleidigt fern, wenngleich man derzeit auf Seiten der violetten Führungs-Etage auf Schadensbegrenzung bedacht ist. Für die kommende Spielzeit wurden die Abo-Preise gesenkt, hinter der mächtigen Ost-Tribüne entstand ein weiterer Parkplatz für 850 Anreisende und die eine oder andere Neu-Verpflichtung pocht vehement an das violette Fußball-Portal. Dies ändert aber alles nichts an der Tatsache, dass die Austria aus eigener Kraft nicht mehr das Ticket in Richtung Europa lösen kann. Und dies ist insofern schade, dass diese Gelder dem Verein in der Budgetierung fehlen werden.
So waren es letzten Endes 7.035 Getreue, darunter ein paar Mitfahrer aus Wiener Neustadt, die Zeuge einer Austria-Gala – zumindest in der ersten Spielhälfte – wurden. Es war einer dieser Auftritte, die keinen Trainer benötigten. Bei allen Unkenrufen und Unmutskundgebungen der letzten Wochen gegen den violetten Feldherrn Ivica Vastic zum Trotz, musste dieser gestern seinem Team wenig mitgeben, denn die Herren Ballesterer taten das, warum sie eben auch Violette sind, nämlich Fußball zu spielen. Von der ersten Minuten an rollten die Angriffe in Richtung Ost-Tribüne, die diesmal skelettiert schien und absolut nicht in violett-weißes Tuch gehüllt war, die Anhänger streikten schlichtweg diesbezüglich. Keeper Jörg Siebenhandel wurde warmgeschossen und hatte im wahrsten Sinne des Worts alle Hände voll zu tun. Der diesmal von Beginn an tätige und emsige Michael Liendl traf bereits nach neun Minuten zur völlig verdienten Austria-Führung. Roland Linz, der seine Goalgetter-Qualitäten erneut unter Beweis stellen konnte, spitzelte ein perfektes Zuspiel zum 2 : 0 aus überaus spitzem Winkel ein. Sein elfter Treffer in der laufenden Saison. Plötzlich rumorte es doch noch unter den Anhängern, „Die Austria Wien ist wieder da!“ wurde lautstark skandierten. Beide Spieler trafen jedenfalls auch am vergangenen Samstag in der Südstadt in der zweiten Spielhälfte, doch eine schmerzvolle 2 : 3-Niederlage stand am Ende zu Buche und somit auch – dem Vernehmen nach – die vergeigte Europa-League. Wiener Neustadt tat in dieser Phase überaus wenig für das Spiel und der violette Keeper Heinz Lindner hatte bis dahin keinen Ball zu halten.
Urplötzlich und wie aus dem Nichts dann doch das 1 : 2. Günter Friesenbichler traf ins Kreuzeck zum zwischenzeitlich Anschlusstreffer, ob nun verdient, oder nicht. Marko Stankovic stellte jedoch kurz vor der Halbzeit den alten zwei-Tore-Abstand wieder her, er traf mit der Ferse zum 3 : 1.
In Graz stand es zur gleichen Zeit zwischen Sturm und Admira 0 : 0, dies würde bedeuten, dass Admira auf die Austria lediglich einen Punkt Vorsprung behalten würde. Nach Wiederbeginn fand Tomas Jun eine sehenswerte Torchance vor, doch dem Tschechen klebt momentan das Pech am Schuss-Stiefel, denn er traf nicht zum vorentscheidenden 4 : 1. Diese wäre dann erneut Roland Linz geglückt, in der 69. Minute, zählte aber nicht. Wiener Neustadt – schwach, ideenlos, wenig aktiv und mit solchen Leistungen im kommenden Jahr ein Abstiegskandidat. Als auf der Video-Wall das 0 : 1 aus Graz und wenig später das 0 : 2 aufflackerte, erlosch das violette Spiel. Die drei Punkte schienen im Trockenen zu sein und auf Grazer Schützenhilfe durfte man sich an diesem Abend nicht mehr verlassen. Das Spiel plätscherte dem Ende entgegen und somit liegt man am Verteilerkreis im Moment mit 51 Punkten und der gleichen Tordiffernz von +9 mit Admira diesbezüglich auf Augenhöhe, lediglich eine „Welt“ von drei Punkten Unterschied bei ausstehenden zwei Spieltagen getrennt.
Die Wiener empfangen am kommenden Sonntag, 13. Mai 2012 um 16 Uhr den SV Mattersburg und düsen am 17. Mai zu Sturm Graz, während Aufsteiger Admira die SV Ried empfängt und am letzten Spieltag nach Salzburg reist. Wer am Ende den längeren Atem haben wird, wird sich weisen. Die Wiener Violetten brauchen auf jeden Fall sechs Zähler und Schützenhilfe von außen, um nach einer durchwachsenen Spielzeit noch sagen zu können: „Alles ist gut!“
Fotos zum Spiel:
http://www.oe-news.at/index.php?10052012-die-austria-schlaegt-wr-neustadt-31-31
http://www.austriafans.at/gallery3/index.php/bundesliga/Saison-2011-2012/34runde