Kaja Rogulj (links, Austria Wien) schirmt geschickt vor Markus Hammerer (SV Ried) den Ball ab. Foto: GEPA
Kaja Rogulj (links, Austria Wien) schirmt geschickt vor Markus Hammerer (SV Ried) den Ball ab. Foto: GEPA

5. November 2012

Es gibt Fußball-Spiele, die scheinen bereits im Vorfeld entschieden und es passieren immer wieder Ergebnisse im Sport, die eine mehr als nur eindeutige Sprache sprechen – Resultate sagen mehr als Worte quasi. Die gestrige Abschluss-Begegnung der 14. Runde der tipp3-Bundesliga powered by T-Mobile förderte eine Spiel-Paarung zu Tage, die für die 8.622 anwesenden Besucher im Franz Horr-Stadion/ Generali-Arena für den einen oder anderen Zuschauer bereits im Vorfeld entschieden war. Warum? Nun, die Wiener Austria ist im Moment als Mannschaft spielerisch, läuferisch und auch kämpferisch das Maß aller Dinge. Trainer Peter Stöger hauchte der launischen Diva neuen Lebensmut ein und formte ein Team, das die Konkurrenz staunen und die eigenen Anhänger fröhlich in die Zukunft frohlocken lässt. Nach den überaus guten Ergebnissen der letzten Wochen – 2 : 0-Sieg im Wiener Derby, 6 : 4-Auswärtstriumph bei Admira/Wacker und überzeugender Auftritt im ÖFB/Samsung-Cup in Villach anhand eines 4 : 0-Erfolges –  feixte das Gros der gestrigen Besucher am Weg ins Stadion bereits über die heute zu erwartende Höhe des Sieges.

Das derzeitige Team hat in Sachen Auftreten und Erfolg sehr viel gemeinsam mit jener großen Austria-Mannschaft, die, beginnend in den ausgehenden 1970er Jahren bis hinein in die 1980er Jahre national der Konkurrenz kaum Luft zum Verschnaufen gönnte. Im kürzlich gegründeten Legendenklub des FK Austria Wien treffen sich die Granden von einst, schwelgen in Erinnerungen und verfolgten gemeinsam das Spiel ihrer Nachfahren. So wurden auch gestern Hubert Baumgartner, Ernst Baumeister, Andreas Ogris und Gerhard Steinkogler, um nur einige zu nennen, auf der Tribüne gesichtet, die, sichtlich angetan von dem Dargebotenen am Rasen, ihren Nachkommen vermehrt Beifall spendeten. Und so wurden diese Veilchen, die auch allesamt ÖFB-Teamspieler waren, gemeinsam mit dem derzeitigen Teamchef Marcel Koller Zeuge einer grandiosen und beinahe vollkommenen Gala in Violett.

Die neuerliche Heim-Macht Austria steht in Form von Kapitän Manuel Ortlechner (Nr. 14) dem Gegner vehement gegenüber. Foto: GEPA
Die neuerliche Heim-Macht Austria steht in Form von Kapitän Manuel Ortlechner (Nr. 14) dem Gegner vehement gegenüber. Foto: GEPA

Beinahe vollkommen wohl nur deshalb, weil, ohne den Gegner diffamieren zu wollen, gestern ein zweistelliger Sieg absolut im Bereich des Möglichen gewesen wäre. Die Innviertler erwiesen sich als artige Gäste und ließen die Austria agieren. Das Rieder Spiel war die meiste Zeit auf Dagegenhalten ausgerichtet, was wiederum gehörig in die Hosen ging. Und so folgte eine Darbietung, die das Publikum vermehrt zu Jubelstürmen und stehenden Ovationen hinriss und eine Demontage für den Gegner, sodass einem die Rieder Spieler schon Leid tun mussten.

Der Spielfilm:

Die Austria eröffnet die Begegnung und stürmt in der ersten Halbzeit in Richtung Fan/Ost-Tribüne. Dies ist eher selten der Fall, da in den letzten Jahren meist in Hälfte Zwei mit Blickrichtung Osten das eine oder andere Spiel noch gedreht werden konnte.

4. Minute: Philipp Hosiner (Austria) lupft den Ball denkbar knapp über das Tor.

10. Minute: Hosiner findet seine zweite tadellose Chance vor, die zu keinem Tor führt.

11. Minute: 1 : 0. Hosiner steht beim Abspiel nicht abseits, da Dare Vrsic nach Kaja Rogulj-Zuspiel nicht eingreift. Der spätere Torschütze löst sich gekonnt und rollt den Ball nach einem kurzen Antritt in die linke Ecke.

18. Minute: Markus Suttner flankt von links, Tomas Jun steht am Fünf-Meter-Raum völlig alleingelassen da und verwertet staubtrocken zum 2 : 0.

24. Minute: Hosiner verfehlt nur knapp das kurze Eck.

Der Pausenstand von 2 : 0 schmeichelt dem SV Ried.

52. Minute: 3 : 0. Hosiner erhält einen Top-Pass in die Tiefe, löst sich geschickt und lässt Neo-Österreicher Thomas Gebauer im Rieder Tor keine Chance. „Die Nummer 1 in Österreich!“ schmettert zu diesem Zeitpunkt lautstark die Ost-Tribüne in die Arena.

57. Minute: Ehrentreffer zum 3 : 1. Nach einer guten Kombination legt Mario Reiter seinem Team-Kollegen Robert Zulj das rundlich Spielgerät auf, dieser wiederum dem schier beschäftigungslosen Heinz Lindner im Tor der Austria keine Chance lässt.

70. Minute: Und weiter geht der fröhliche violette Tor-Reigen. 4 : 1 erneut durch Hosiner. Jun spielt auf den Torschützen, der seinen zweiten Hattrick binnen einer Woche damit folgen lässt.

82. Minute: Der SV Ried zeigt Auflösungserscheinungen und ergibt sich seinem Schicksal. Teile der Innviertler Schlachtenbummler zogen bereits von dannen und erleben die Demontage nicht mehr live im Stadion mit. Ein Jun-Schupferl segelt zu Marko Stankovic, der volley und sehenswert zum 5 : 1 vollendet.

84. Minute: Das Stadion erhebt sich. Peter Stöger gönnt dem Dreifach-Torschützen Philipp Hosiner den Applaus und nimmt ihn vom Feld. Roland Linz kommt …

87. Minute: … und tut das, was er am besten kann, nämlich Tore zu erzielen. Das 6 : 1 nach einer Suttner-Flanke verwertet der derzeitige Goalgetter a. D. geschickt, nachdem er sich in Ruhe den Ball stoppen konnte. Das Leder landet im Kreuzeck.

Die Rieder waren nur vor dem Anpfiff einträchtig, mit der Fortdauer des Spiels zerbröselte das Kollektiv. Foto: GEPA
Die Rieder waren nur vor dem Anpfiff einträchtig, mit der Fortdauer des Spiels zerbröselte das Kollektiv. Foto: GEPA

Die Austria ist somit wieder in der glücklichen Lage, neben einem agilen und quirligen Top-Scorer in Person von Phlipp Hosiner auch mit Roland Linz und Tomas Jun über zwei weitere Angreifer zu verfügen, die den gegnerischen Abwehrreihen das Fürchten lehren. Zählt man auch noch Roman Kienast hinzu, dann ist die Austria-Angriffs-Maschinerie derartig adäquat besetzt, dass der Verein sorglos in die weiteren Spiele gehen kann. Das FAK-Werkel läuft auf Hochtouren und kann sich im Moment wohl nur selbst aus der Bahn schubsen. Die verdiente Tabellenführung mit zwei Zählern Vorsprung auf Verfolger Salzburg und deren sechs auf den ewigen Rivalen RAPID ist der Lohn für die akribische Arbeit. Und wenn dies auch nur als so genannte Momentaufnahme im rasanten sportlichen Tagesgeschäft gilt, so zehrt wenigstens das Ego der Spieler davon.

Nach dem Spiel wurde von den entfesselten Austria-Anhängern der GET VIOLETT-Mega-Store bestürmt, denn das Trikot mit der Nr. 16 von Philipp Hosiner avancierte zum absoluten Renner des Abends.

Stimmen zum Spiel:

Thomas Reifeltshammer / SV Ried: „Unser Auftritt war eine bodenlose Frechheit.“

Heinz Fuchsbichler / Ried-Trainer: „Ich kann dem nur zustimmen. Wir sind nie in die Zweikämpfe gekommen. Das darf gegen die Austria nicht passieren. Wir sind in einer Krise. Wenn man die Tore so billig bekommt, dann ist das sehr bitter. Als Trainer übernehme ich für diese Niederlage natürlich die Verantwortung. Wir müssen dieses Debakel abhaken und nach vorne schauen. Derzeit bin ich nur leer. Glückwunsch an die Austria zu dieser großartigen Leistung.“

Roland Linz / FK Austria Wien: „Natürlich freut mich mein Treffer, denn das Tore schießen verlernt man ja nicht. Ich wartete auf meine Chance und konnte diese nützen. Es ist schön, Teil dieser Mannschaft zu sein.“

Manuel Ortlechner / Austria-Kapitän: „So, wie es aussieht, brachte die neue Kapitäns-Binde Glück. Mein „Gemma Austria“ vor jedem Spiel ist nun nicht nur akustisch innerhalb der Mannschaft zu vernehmen, sondern auch optisch. Mein Ziel war es, dass die Austria zu Hause wieder zu einer echten Heim-Macht wird. Wenn es so weitergeht, dann hat die neue Kapitäns-Binde ihren Zweck voll und ganz erfüllt.“

Philipp Hosiner / Austria: „Es tut mir insofern leid, den genau genommen hätte ich heute noch mehr Tore erzielen können. Sollte mich Teamchef Koller für das nächste Länderspiel einberufen wollen, würden mich das natürlich sehr freuen.“

Peter Stöger / Austria-Trainer: „Ein großes Kompliment an meine Mannschaft. Wir haben wieder sehr viel von dem umgesetzt, was wir vor dem Spiel als Zielsetzung ausgegeben hatten. Ich bin zwar dafür bekannt, dass ich immer wieder etwas zu verbessern weiß, aber heute war die Leistung top. Besonders freut mich der Auftritt von Dare Vrsic, der gut ins Spiel und mannschaftliche Gefüge zurückgefunden hatte. Wir möchten die nächsten Spiele nützen, um so lange wie möglich und bis zur Winterpause vorne zu bleiben. Es wird nicht immer so laufen wie derzeit. Nächste Woche wartet ein schwerer Gang nach Innsbruck, ehe wir zweimal zu Hause (Wiener Neustadt, 17. 11. und Mattersburg, 24. 11.) antreten können. Wir müssen weiterhin alles abrufen, um vorne dran zu bleiben.“

Aus der Statistik:

Die Austria macht, wenn sie einen Lauf bekommt, mit ihren Gegner zu Hause meist kurzen Prozess. Dieses Procedere war und ist in den letzten Jahren stets zu beobachten gewesen. Und so passierten immer wieder Spiele und Ergebnisse, die unvergessen bleiben …

1979/80: 7 : 0 gegen Austria Salzburg;

1982/83: 6 : 1 gegen Wacker Innsbruck, 8 : 0 gegen den SC Neusiedl;

1983/84: 10 : 0 gegen Aris Bonneweg, 8 : 3 gegen den GAK, 7 : 1 gegen Sturm Graz;

1985/86: 7 : 1 gegen den SK VÖEST Linz;

1991/92: 8 : 1 gegen DSV Alpine Donawitz;

2007/08: 6 : 1 gegen Wacker Innsbruck;

www.fk-austria.at

Weitere Fotos zum Spiel:

www.oe-news.at/index.php?04112012-mit-61-sieg-stuermt-die-austria-an-die-tabellenfuehrung-zurueck

www.austria80.com/Fotos201213MS14RiedH.htm

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