Bild 1_Foto GEPAErste Hälfte pfui, zweite Halbzeit hui“ – aus Wiener Sicht …

33. Spieltag / 19. April 2014 / tipp3-Bundesliga powered by T-Mobile / Generali-Arena, 8.752 Zuschauer

Man kann ja zur Person eines Dietmar Kühbauer stehen wie man will, aber dass dieses aufgeweckte Kerlchen einer der letzten Düsen im Fußballsport hierzulande ist, steht außer Frage. Irgendwie erinnert der Burgenländer an den jungen Coach Hans Krankl, der im Laufe seiner begonnenen Trainer-Laufbahn in den späten 1980er Jahren in gewisser Weise stetig ruhiger wurde und in den Schiedsrichtern nicht immer nur ein komplettes Feindbild sah.

Bildtext: In Halbzeit zwei hatte Austria´s Philipp Hosiner (Nr. 16, hier gegen Michael Sollbauer, Kapitän beim WAC) seinen großen Auftritt. Foto: GEPA

Der WAC (steht für Wolfsberger Athletik Club und hat mit dem Österreichischen Meister von 1915 und zweimaligen Pokalsieger von 1931 und 1959 Wiener AC / Wiener Athletiksportclub, der im Jahre 1973 im Zuge einer Fusion mit der Wiener Austria aufging und heute fußballerisch nicht mehr existent ist) absolut nichts gemein. Lediglich der Erz-Grüne Hans Krankl kickte 1971/72 für den Prater-Verein aus der Rustenschacherallee. Soviel zum heutigen Thema der Fußball-Geschichte. Die Wolfsberger also befinden sich im zweiten Jahr ihrer Vereinsgeschichte im Fußball-Oberhaus und der Beginn der Pressekonferenz nach dem Spiel erinnerte ein wenig an den 6. April 2013. Damals siegte ein komplett losgelöster Kärntner WAC in Wien gegen den späteren Meister Austria mit 4 : 0. Der seinerzeitige Coach Nenad Bjelica, der einige Wochen später für 8 Monate Austria-Trainer wurde, begann die PK auch mit den Worten, dass seiner Ansicht nach kleinere Vereine, gerade in Wien, gerne von den Schiedsrichtern benachteiligt werden, dass dem aber eben so ist und er sich diesbezüglich nicht den Mund verbrennen werde, umso mehr, da sie ja an jenem Tag sämtliche Punkte und 4 : 0-Tore aus der Generali-Arena heim ins Lavanttal entführt hatten.

WAC-Goalie Alexander Kofler hatte gerade in der zweiten Spielhälfte alle Hände voll zu tun, war aber gegen jeden der drei Prachttreffer von Austria´s Philipp Hosiner chancenlos. Foto: GEPA
WAC-Goalie Alexander Kofler hatte gerade in der zweiten Spielhälfte alle Hände voll zu tun, war aber gegen jeden der drei Prachttreffer von Austria´s Philipp Hosiner chancenlos. Foto: GEPA

So auch gestern, und damit zurück zur Gegenwart: WAC-Feldherr Dietmar Kühbauer referierte druckreif über das soeben zu Ende gegangene Punktspiel und dokumentierte pointiert seine Ansicht der Dinge. Sein WAC bestimmte die erste Halbzeit und führte verdient mit 0 : 1 (In der 14. Minute startete der WAC einen rasanten Konter anhand einer Ballstafette von Jacobo über Dario Baldauf und der weiter auf rechts zu Rene Pascal Seebacher, der goldrichtig stand und sehenswert ins lange Eck nach links abzog, somit keine Chance für Veilchen-Keeper Heinz Lindner). Der WAC zog ein flottes Kombinationsspiel auf und agierte wie ein Heim-Team. Von der 0 : 6-Klatsche unter der Woche im ÖFB-Pokal-Viertelfinale gegen Red Bull Salzburg war keine psychische Schwächung zu bemerken. Der FK Austria Wien als Heim-Team setzte seine überaus unsehenswerte Leistung von vor zwei Wochen im Derby gegen RAPID nahtlos fort und bot ein grottenschlechtes Spiel. Bewundernswert in dieser Phase war einmal mehr der violette Anhang, der unermüdlich sein Team stimmgewaltig nach vorne zu peitschen versuchte.

Dietmar Kühbauer, und damit zurück zum Presse-Gespräch nach Spielschluss, sah in einer Foul-Aktion vom violetten Christian Ramsebner, der seinen Spieler Silvio Carlos De Oliveira im Strafraum am Torschuss hinderte, die Spiel entscheidende Szene. Seiner Meinung nach hätte es Elfmeter für den WAC und Torraub-Ausschluss für Austrias Nr. 15 gegeben müssen, er möchte sich aber über diese Schiedsrichter Rene Eisner-Entscheidung nicht weiter äußern, da er partout nicht mehr gewillt ist, weitere Scheine an die Straf- und Beleidigungs-Kommission abzuliefern. Er hätte Familie und reiche das schwer verdiente Geld lieber an seine Kinder weiter, was ja auch durchwegs verständlich ist. Just in diesem Moment klingelt seine tragbare Telefonzelle im Hosensack. Austria´s-Trainer Herbert Gager verleitete dies zum Sager, dass dieser Umstand etwas koste. Didi Kühbauer drückte daraufhin seine Gattin kurzerhand weg (na die wird not amused darüber gewesen sein) und plauderte aus dem Nähkästchen wie aufgezogen weiter. Es entwickelte sich ein munterer verbaler Schlagabtausch der beiden Trainer, der ansatzweise an das gute alte Wiener Kabarett Karl Farkas/Ernst Waldbrunn erinnerte. Fußball kann so schön sein und wenn der, der eben – sieht man von einer Punkteteilung ab – verlieren muss, seinen „Hamur“ (alter Wiener Begriff für Humor) bewahrt, dann wird dem Ganzen bei ohnehin aller Ernsthaftigkeit der Lage stets das I-Tüpfelchen des Lächelns aufgesetzt.

Der Burgenländer setzte fort, dass ein Team eben nun mit leeren Händen dastehe und es ihm für die Jungs auch leid täte. Aber nun ist Oster-Friede eingekehrt, jeder soll einfach die Beine hochlegen und ab kommendem Dienstag wird die nächste Aufgabe in Angriff genommen, SK Sturm Graz am Sonntag, 27. April 2014, 16.30 Uhr, Lavanttal-Arena.

Nun kam auch der Gastgeber in Form von Herbert Gager zu Wort, der in Bezug auf Halbzeit Eins seinem Kärntner Pendant Recht gab. Der junge FAK-Trainer fand aber vermutlich in der Halbzeit-Pause in der Kabine die richtigen Worte, denn die Veilchen waren nach Wiederbeginn nicht mehr wieder zu erkennen. Was folgte war der große Auftritt von Philipp Hosiner, seines Zeichens Torschützen-König des Vorjahres mit 32 Saison-Treffern. Ihm gelang in der Zeit von 17.37 bis 18.06 Uhr ein lupenreiner Hattrick (Fußballer-Jargon für drei nacheinander erzielte Tores eines Spielers eines Teams, ohne dass der Gegner etwas dazutun konnte). Herbert Gager hielt an seinem Schützling nicht nur fest, sondern bestärkte ihn auch, als diesen bereits sportliche Gewissensbisse plagten, weil er im heurigen Frühjahr erst zwei Volltreffer landen konnte. Diese Quote überbot er nun in nur einer Halbzeit. Respekt!

Und es waren typische Hosiner-Tore, die den seit jeher erfolgsverwöhnten violetten Anhang ein ums andere Mal mit der Zunge schnalzen ließen. Alexander Grünwald und Ola Kamara kamen für Emir Dilaver und Daniel Royer ab der 46. Minute zum Zug und diese Umstellung der frischen Kräfte sollte sich bewähren. Beispielsweise gleich beim Ausgleich: Grünwald hebt in der 52. Spielminute die Kugel gefühlvoll auf Hosiner, der den Ball am rechten Aussenrist tanzend aus vollem Lauf erwischt und gekonnt abschließt. Ein Treffer Marke „Tor des Montats“. So ging es weiter. Der Ausgleichs-Schütze überlupft mit seinem Kopfball 20 Minuten später den nicht so hoch springenden WAC-Torhüter Alexander Kofler zum 2 : 1. Und auch das 3 : 1 in Minute 81 verdiente das Prädikat „Sehenswert“: Thomas Salamon, der Alexander Gorgon beerbt hatte und Kamara servierten von rechts auf den bis dato Doppeltorschützen, der mit einem trockenen Schuss ins kurze Eck das Spiel zum endgültigen Sieg für die Austria drehen konnte.

Das Veni vidi vici galt demnach den neuen Kräften in der zweiten Spielhälfte im violetten Tuch und Dietmar Kühbauer´s Jungs standen nach toller erster Hälfte und kaum mehr Existenz in der zweiten Halbzeit mit leeren Händen da. Anders die Austria, die vor dem Seitenwechsel schrecklich auftritt und nach Seitenwechsel nicht mehr wieder zu erkennen war – im positiven Sinne.

In Erinnerung bleibt somit ein rasantes Bundesliga-Spiel mit vier überaus gekonnt herausgespielten Volltreffern und zwei Mannschaften, die eine jede für sich jeder Halbzeit ihren Stempel aufgedrückt hatte. Die Austria reist nun zweimal über die Autobahn gen Westen der Republik – nach Innsbruck und Grödig – ehe es am Muttertag, Sonntag, 11. Mai 2014 um 16.30 Uhr im heimischen Areal gegen Sturm Graz zum Saison-Finale kommt. „Kinder und Herren der Schöpfung – packt Eure Mütter ein, führt sie aus zum Fußball und kommt mit ihnen zur Austria, denn dort wird einem immer wieder aus Neue etwas geboten!

Tickets gibt es hier:
www.fk-austria.at/TICKETING.586.0.html?&no_cache=1

Zieht man den Umstand in Betracht, dass die Wiener Violetten im Vorjahr Meister waren und heuer noch die Vize-Meisterschaft einfahren können, mit den schwarzen Grazern ein Gegner kommt, der ohnehin stets reisefreudig und zahlreich über den Semmering nach Wien donnert, dann sollte schon noch eine einigermaßen gut gefüllte Generali-Arena mit dem (schön wär´s schon) Schild „Ausverkauft“ zum Finish dieser Spielzeit möglich sein. Die Austria verwöhnte ihren Anhang heuer im Europapokal, in der nationalen Meisterschaft bot man alles und / oder nichts. Der Abschluss von 2013/14 wird dem Vernehmen nach noch fulminant und ganz bestimmt auch erfolgreich verlaufen, denn die Qualifikation für die Europa-League-Plätze ist im Moment gut möglich und auch greifbar nah.

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Weitere Fotos vom Spiel:
www.austria80.com/Fotos201314MS33WolfsbergH.htm

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