„Wir sind mit unserem Latein noch nicht am Ende und es ist an der Zeit, dass nun Köpfe rollen, denn ich habe es satt, mich nach jedem Spiel hinzustellen und die Ausreden der Spieler nach einer neuerlich schlechten Leistung samt Niederlage gut zu heißen. Es ist an der Zeit, dass wir endlich arbeiten und es werden sich einige wundern! Ab morgen geht es los, denn das ist nicht meine Austria. Jene Austria, die für Erfolg und Spielkultur steht. Jene Austria, die unsere Zuschauer und Fans erwarten. Vier oder fünf oder sogar mehr Spieler werden sich wundern, es brechen nun härtere Zeiten an, sollte ich morgen noch Trainer sein, dann geht es gleich beim morgigen Training los. Ich arbeite gerne hier und möchte etwas bewegen. Wenn man mir im Verein noch die Chance dazu gibt, werde ich sie nützen. Wer nicht mitzieht, der hat von nun an ein hartes Leben.“
Bildtext: In der 88. Minute scorte Terrence Boyd das 0 : 1. Verdutzt daneben stehen die beiden Veilchen Markus Suttner und Manuel Ortlechner. Foto: GEPA
Rumms, dies hatte gesessen! Jener starke Tobak ging im Rahmen der Pressekonferenz nach dem 307. Wiener Stadt-Derby von einem neuerlich sichtlich enttäuschten und auf der Zornesbremse stehenden Austria-Trainer Nenad Bjelica aus, der nach der gestrigen ersten Niederlage der Wiener Violetten gegen RAPID seit 2 ½ Jahren die passenden Worte gesucht – und auch gefunden hatte. Die Ausdrücke waren dermaßen stark und fundiert gewählt, dass selbst der laute Jubel der RAPID-Spieler, die in der Kabine neben dem Presseraum immerwährend gegen die Wände trommelten, um ihrer Freude über diesen so heiß ersehnten Sieg gegen den ewig jungen Rivalen immensen Ausdruck zu verleihen, beinahe unterging.
Zoran Barisic, gefasster und gegenüber seinem Pendant ebenso verdutzt, wie die gesamte Journalisten-Schar artig zuhörender RAPID-Feldherr meinte nur kurz, dass sich sein Team über diesen Sieg natürlich sehr freue und die Serie gegen die Austria des Nicht-Gewinnen-könnens nun endlich zu Ende sei. Seine Mannen setzten seine Vorgaben ordentlich um und seiner Meinung nach schlug man eine starke Austria verdient auf des Gegners Platz.
Zum Spiel:
11.500 Besucher pilgerten an einem herrlichen Herbst-Tag gestern Nachmittag in die Generali-Arena nach Wien-Favoriten, darunter stand gut ein Viertel im Lager des Gastes aus Hütteldorf. Und es war auch die RAPID-Mannschaft, denen die erste Viertel Stunde des Spiels gehörte. Die Austrianer liefen meist hinterher und es dauerte eine ganze Zeit, ehe man das erste Mal geordnet und mit Elan über die Mittellinie kam. RAPID war zwar dominant, dennoch bekam der Veilchen-Keeper Heinz Lindner erst in der 33. Minute seinen ersten Ball zu halten. Kurios insofern, denn von Minute 15 bis 35 spielte der FAK und hatte auch in dieser Periode durch Philipp Hosiner – sein satter Schuss streifte die Oberkante der Querlatte – als auch zweimal durch Markus Suttner – Schuss aus vollem Lauf, doch weit daneben, sowie einmal denkbar knapp neben die linke Torstange – die besseren Möglichkeiten. Die Austria zog unmittelbar vor dem Pausenpfiff noch ein wahres Powerplay in der RAPID-Hälfte auf, es blieb jedoch bei brot- und erfolgloser Kunst.
In der zweiten Spielhälfte plätscherte die Begegnung phasenweise vor sich hin und wäre nicht der lautstarke RAPID-Anhang samt entzündeten Bengalischen Feuern gewesen, gar mancher wäre wohl sanft entschlummert. Die Violetten Anhänger hinken, kurioserweise meist im Heim-Derby, den Grünen an Lautstärke oftmals hinterher. Gerade zum Zeitpunkt des Einklatschens der RAPID-Viertelstunde wird stets Bahöl und Rumoren im Lager des FAK vermisst, denn schon alleine aufgrund der Personenzahl wäre es ein Leichtes, im Heim-Areal den Taktstock zu schwingen und den Ton anzugeben. Da aber auf Seiten der Austrianer in deren Block Uneinigkeiten herrscht und auch Zerwürfnisse mit teilweise des Stadions verwiesenen Gruppierungen nach wie vor präsent sind, wird es wohl nicht so leicht sein, in naher Zukunft, ähnlich der Prima-Stimmung in der Champions-League, eine ähnliche Unterstützung auch in der Meisterschaft dem eigenen Team zuteil werden zu lassen.
Wie dem auch sei, so testete noch Roman Kienast in wunderbarer Vollstreckunsmanier leider nur das grüne Torgestänge, ehe es in Minute 88 klingelte. Für das Gros der Zuschauer jedoch bitterlich schmerzhaft auf der falschen Seite. Eine Flanke segelt von links zur Mitte und der US-Amerikaner Terrence Boyd, der sich vor den Augen des anwesenden USA-Co-Trainers Andreas Herzog besonders ins Zeug legte, schnellte empor – höher als Markus Suttner und Manuel Ortlechner – und ließ mit einem wuchtigen Kopfball Heinz Lindner keine Chance. Das nun folgende Herumgehüpfe vor den eigenen Anhängern und liebevolles Logo-Geküsse auf dem Dress kennt man ja, während dessen die anderen Akteure in violett gehalten sich ihrem Schicksal einmal mehr zu ergeben anschickten.
Als es dann nach 94 Minuten vorbei war und man zu hadern begann, zwei Aluminium-Treffer erzielt zu haben, als auch einen Elfmeter von Schiedsrichter Ing. Gerhard Grobelnik nicht zugezählt erhalten zu haben, feierten die anderen bereits lautstark mit ihren Anhängern in deren Ecke. Die Arena leerte sich zügig und das, was zurückblieb, hegte lange Gesichter.
Man darf wirklich gespannt sein, wann und wie die violette Talfahrt gestoppt werden kann. Denn eine derartig schlechte Austria gab es seit vielen Jahren nicht mehr und die von Nenad Bjelica erwähnten Lorbeeren der Vergangenheit sind Schnee von gestern. RAPID feierte sein Fest, wie es gefallen war und die Austria betreibt Schadensbegrenzung und hofft, dass die Zeit nicht nur Wunden heilt, sondern auch wieder die Erfolgsspur mit sich bringt. Die Zukunft wird es weisen, wohin der violette Weg 2013/14 noch führen wird, denn ob es so weitergehen kann und darf …?
Weitere Fotos vom Spiel:
www.oe-news.at/index.php?27102013-austria-verliert-das-derby-in-der-generali-arena-mit-01-00
www.austria80.com/Fotos201314MS13RapidH.htm