6. Spieltag / 11. Dezember 2013 / UEFA Youth League 2013/14 / Austria–Arena, 2.867 Zuschauer
Teil 1 in der violetten Erfolgsgeschichte gestern Vormittag! Die Unter19-Auswahl der Wiener Austria erspielte sich zum Abschluss der Fußball-Champions-League für Nachwuchsteams den Aufstieg in die Runde der 16 besten europäischen Teams. Die mit Spannung erwartete Auslosung dafür steigt am 16. Dezember 2013.
.
Bildtext: Viele sind erst 17jährig, aber voller Hoffnung und Erfolgshunger für die sportliche Zukunft. Die Jung-Austrianer gestern Vormittag vor dem Spiel gegen St. Petersburg. Foto: oepbMatinee: Ein im künstlerischen Sprachgebrauch gängiges Wort für „vormittägige Veranstaltung“ – beispielsweise eine Opern-Matinee. Im Fußballsport hierzulande war es auch die Wiener Austria, die in den 1980er Jahren zahlreiche Heimspiele ihrerseits am Horr-Platz am Sonntag Vormittag als Matinee um 10.30 Uhr austrug. Für langjährige und eingefleischte Veilchen-Anhänger demnach ein Deja-vu-Erlebnis. Wenn allerdings diese Matinee an einem Mittwoch stattfindet, wo bekanntlich gearbeitet oder in der Schule gebüffelt wird und wenn dann auch noch zu diesem Zeitpunkt um 11 Uhr sage und schreibe knapp 3.000 Besucher zu einem Nachwuchs-Match pilgern, dann hat das sehr wohl einen triftigen Grund. Die Jung-Veilchen hatten den Aufstieg in ihrer Gruppe 6 in den eigenen Füßen. Mit jeweils 3 : 0-Erfolgen über den FC Porto, als auch in St. Petersburg, sowie zwei Remis (3 : 3 gegen Atletico Madrid, als auch 0 : 0 in Porto) und nur einer Niederlage (1 : 2 in Madrid) war man gestern sehr guter Dinge, gegen den Tabellenletzten FC Zenit St. Petersburg den sportlichen Sack endgültig verschnüren zu können.
Ein fußballerisches how is how gab sich bei freiem Eintritt in der Austria-Arena (in der Champions-League darf der Sponsorname Generali nicht geführt werden) quasi das Drehkreuz in die Hand. Gesichtet wurden unter anderem: ÖFB-Teamchef Marcel Koller, ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner, Paul Gludovatz, die Ex-Bundesliga-Größen Hubert Baumgartner, Felix Gasselich, Max Hagmayr, Thomas Janeschitz, Rupert Marko, Josef Michorl (sein Sohn Peter stand in der gestrigen FAK-Anfangs-Formation), Hermann Stessl und Georg Zellhofer, um nur einige zu nennen.
Zum Spiel:
Als der Gast aus St. Petersburg nicht überraschend – die Anfangsphase gehörte den Russen – in der 12. Minute durch Pavel Dolgov in Führung ging, wachten die Jung-Veilchen plötzlich auf. Es war eine Freude, den unverbrauchten und mit Spielwitz garnierten Ballesterern auf die Beine sehen zu dürfen. Diese wirbelten ihre teilweise um zwei Jahre älteren St. Petersburger-Alterskollegen gehörig durcheinander und selbst Foul-Spiele konnten die Kreise des kleinen „Großen“ Sascha Horvath (17jährig, Austria-Kapitän) nicht stören. Dieser kurbelte unermüdlich und setzte seine Kollegen im Sturm immer wieder gekonnt in Szene. So war der Ausgleich in der Partie nur die logisches Konsequenz der violetten Spielweise. In der 17. Minute bimmelte es im Russischen Kasten. Nach einem Eckball war Peter Michorl zur Stelle und verwertete mit einem flachen und platzierten trockenen Schuss.
Nach dieser 1 : 1-Pattstellung erwies sich der Veilchen Keeper Osman Hadzikic mit tollen Reflexen und Paraden als großer Rückhalt seiner Mannschaft. Gerade nach dem Seitenwechsel zeichnete sich der ebenfalls erst 17jährige Austria-Keeper vermehrt aus. Irgendwann war die russische Drangperiode vorüber und die Heimischen rissen mehr und mehr das Heft an sich. Es folgten Tor-Chancen im Minuten-Takt, die verjuxt wurden: Nikola Zivotic schoss in der 59. Minute daneben, Valentin Grubeck eine Minute später ebenso. In der 62. Minute parierte Zenit-Keeper Aleksandr Vasyutin einen tollen Freistoß von Michorl. Doch dann in der 70. Spielminute wurden diese rollenden Angriffe endgültig belohnt. Horvath zirkelt einen Ball aus linker Position hoch in den Strafraum, Zivotic steht alleine, steigt am höchsten und seine Koßball-Bogenlampe segelt über Freund und Feind hinweg ins lange Eck. Frenetischer Applaus für die „jungen Wilden vom Verteilerkreis“.
Als der moldawische Referee Sergiu Derenov die Partie in der 93. Minute beendete, brachen alle Dämme. Die Jungen Löwen genossen mit ihrem mit Freudentränen behafteten Trainer Herbert Gager diese Momentaufnahme und ließen sich vom Publikum auf einer Welle der Begeisterung tragen. Viele Akteure hatten vor so einer Kulisse noch nie gespielt und ließen sich durch die Beifallskundebungen des Publikums zu noch besseren Leistungen an- und aufstacheln.
Ein großes Lob dem gesamten Verein Austria Wien! Der Fußballsport liefert mit solchen Ergebnissen, gerade im Nachwuchsbereich, die absolut besten Argumente gegen aufgekommene Schiebungs- und Spiel-Verkauf-Gerüchte bei den Großen. Bei harter Arbeit und stetem Glauben an sich selbst, wird der eine oder andere bestimmt auch seinen Weg nach ganz oben machen, denn es kommt nicht von ungefähr, dass ein gewisser David Alaba auch die harte, aber mit Erfolg behaftete Schule des Herbert Gager durchwanderte …