„Im Namen meiner Mannschaft, des Betreuer-Stabes und des gesamten Vereins FK Austria Wien wünsche ich an dieser Stelle dem Salzburger Martin Hinteregger die allerbesten Genesungswünsche!“ – so eröffnete Austria-Trainer Peter Stöger die Pressekonferenz nach dem Bundesliga-Schlager am Ostersonntag in der Generali-Arena zu Wien-Favoriten.
Bildtext: Pressekonferenz nach dem großen Schlager. Von links: FAK-Presse Christoph Pflug, FAK-Trainer Peter Stöger und Salzburg-Trainer Roger Schmidt. Foto: oepb
Was war geschehen? Der sympathische Kärntner Verteidiger und ÖFB-Unter 21-Teamspieler in Reihen der Salzburger kam in der zweiten Halbzeit für Christoph Leitgeb ins Spiel und prüfte mit einem satten Schuss auch sofort die Fansicherheit von Austria-Keeper Heinz Lindner. In der 50. Minute sollte für ihn jedoch der Arbeitstag auch schon wieder beendet sein. Nach einer hohen Ballhereingabe krachte der Austrianer Alexander Gorgon mit Martin Hinteregger im Luftkampf zusammen und der Salzburger knallt bereits in der Luft bewusstlos geworden ungebremst auf dem Rasen auf. Nach einer kurzen Behandlungspause wurde der 20jährige, der erst vor kurzem für weitere 5 Jahre in Salzburg signiert hatte, unter aufmunterndem Applaus der Zuschauer ins Krankenhaus nach Wien-Meidling abtransportiert. Eine Gehirnerschütterung gepaart mit einem Bruch der Augenhöhlenwand wurde diagnostiziert …
Zum Spielgeschehen:
Alles wartete gespannt auf den großen Schlager Erster gegen Zweiter – Fast-Meister versus amtierenden Champion. Umso nachdenklicher stimmte es, dass im Vorfeld der Begegnung Auswärtskarten aus Salzburg retourniert wurden und die Austria-Anhänger diese neuerliche Kartenkontingent-Möglichkeit ungenutzt verstreichen ließen. 12.180 Besucher fanden sich in der Generali-Arena ein, das Stadion war demnach einmal mehr NICHT ausverkauft. Die Frage muss gestattet sein, was noch geschehen muss, damit der FAK endlich einmal ein volles Haus hat. 13 Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger vor dieser Begegnung, mit Salzburg kam der aktuelle Meister nach Wien und gleichzeitig der erste Herausforderer in diesem Jahr, die Austria war bis dahin 17 Spiele in Serie ungeschlagen, hatte mit 64 Zählern die bis dato höchste Punkteanzahl erreicht, der letzte Meistertitel liegt bereits 7 Jahre zurück, und, und, und …
Bei leichtem Schneegestöber eröffnet der Vorarlberger Schiedsrichter Robert Schörgenhofer diese Schlager-Partie, Salzburg hatte Anstoss, und kam mit der ersten Aktion auch gleich zur ersten Möglichkeit. Dusan Svento stürmte von links auf das Austria-Tor zu und ballerte nach 17 Sekunden gleich am Tor vorbei. Dies war jedoch der einzige Torschuss der Gäste in der ersten Hälfte gewesen. Beide Teams agierten vorsichtig, wobei die Austria mehr fürs Spiel unternahm. In der 20. Minute versuchte es Gorgon mit einem Freistoß, der Ball senkte sich bedenklich und strich knapp über die Latte. 4 Minuten später dann die erste Aufregung im Spiel: Alexander Grünwald kam eingekreist von drei Salzburgern zu Fall, der Schiedsrichter entschied auf Schwalbe im 16 Meter-Raum und präsentierte dem vermeintlich gefoulten Grünwald die Gelbe Karte. In der 27. Minute erreichte eine Tomas Jun-Flanke Philipp Hosiner, den Führenden der Torschützenliste, nicht mehr und auch der Salzburger-Keeper Alexander Walke fuhr daneben. Wiederum zwei Minuten später folgende Aktion – Grünwald passte zur Mitte und Hosiner kam aus der Drehung sehenswert zum Schuss, Andreas Ulmer stand jedoch richtig und blockte ab. Dann die 36. Minute des Geschehens: Hosiner spitzelte das Leder auf Grünwald, der sich gegen Walke und Isaac Vorsah durchtankte. Der Salzburg-Verteidiger hakte nach und holte Grünwald von den Beinen. Torraub als letzter Mann, somit Rote Karte und Elfmeter für die Austria. Entgegen dem Gesetz der Serie, dass der Gefoulte nicht selbst zur Ausführung eines Strafstosses antreten sollte, tat dies Alexander Grünwald jedoch schon und verwertete trocken zum 1 : 0 für die Heimischen. Dieser Treffer war gleichzeitig das erste Tor der Austria in der laufenden Spielzeit gegen Salzburg, für den Schützen bedeutete es den 5. Meisterschafts-Treffer. Bis zur Halbzeit tat sich nicht mehr allzu viel, die Pausenführung war für die aktiveren Heimmannschaft verdient, von Salzburg bekam man wenig Zwingendes in der ersten Hälfte geboten.
In der zweiten Halbzeit, in der das Unglück mit Martin Hinteregger geschah, tat Salzburg nun mehr für die Partie, wenngleich das Team um Trainer Roger Schmidt lediglich mit 10 Mann agierte. Die nächste Chance fand jedoch die Austria vor – Gorgon in der 58. Spielminute mit einem herrlichen Volley-Schuss von der Strafraumgrenze knapp neben das Gäste-Gehäuse. In der 61. Minute der nicht mehr unverdiente Ausgleich: Ulmer spielte auf Kevin Kampl und der quirlige Mittelfeldspieler, der nicht nur optisch mit seinem blonden Schopf auffiel, ließ aus spitzem Winkel von rechts knapp schon an der Torlinie stehend Heinz Lindner keine Chance und donnerte den Ball unter die Latte. Stefan Hierländer setzte sich in der 68. Minute durch, zog ab, Lindner pariere jedoch. Wiederum 4 Minuten später die wohl beste Aktion der Salzburger: Ulmer setzte sich links gegen drei Violette durch, passte auf Jonathan Soriano und dessen guter Schuss wird von Lindner polypenarmmäßig gekonnt abgewehrt. Der direkte Gegenzug brachte die beste Torchance für Hosiner mit sich, er konnte jedoch das Grünwald-Zuspiel nicht verwerten, sein Ball ging knapp am rechten Kreuzeck vorbei. In dieser Phase des Spieles um die 80. Minute war alles offen und gute Aktionen passierten es hüben wie drüben. In der 88. Minute kam Jun zu einem Kopfball, den Walke parierte. Und in der vierminütigen Nachspielzeit setzte der in der 83. Minute für Hosiner eingewechselte Marko Stankovic das Leder noch neben die rechte Torstange, das war es gewesen, 1 : 1, Patt-Stellung mit gleich bleibendem Punkte-Vorsprung von 13 Zählern für die Austria auf Salzburg nach diesen abwechslungsreichen 94 Spielminuten.
Weitere Fakten zum Spiel:
Die Austria Wien machte die Doppelrunde voll und blieb auch im 18. Bundesligaspiel in Serie ungeschlagen. Eine längere Serie ohne Niederlage glückte den Veilchen zuletzt im Jahr 1985. Erstmals in der aktuellen Saison gab die Austria daheim nach einer 1 : 0-Führung noch Punkte ab. Der FC Red Bull Salzburg bleibt als einziger Verein gegen die Austria in der aktuellen Saison ungeschlagen. In drei Duellen gab es einen Salzburger Sieg und zwei Unentschieden. Salzburg gab vor der Pause nur einen Torschuss ab – nie waren es in der Red Bull-Ära weniger Torschüsse vor der Pause. Nach dem Seitenwechsel waren die Gäste wesentlich gefährlicher und gaben sechs Torschüsse ab, wohlgemerkt in Unterzahl. Erstmals seit dem 15. September 2012 wurde wieder ein Salzburger Spieler des Feldes verwiesen, wie im Heimspiel gegen SV Ried erwischte es Isaac Vorsah. Torschüsse – 17 : 7; Eckbälle – 5 : 7; Flanken – 12 : 10; Ballkontakte – 55% : 45%; Zweikämpfe – 51% : 49%; Fouls – 11 : 16; Abseits – 3 : 2;
Gesamtbilanz der beiden Teams gegeneinander: 159 Spiele / 71 FAK-Siege / 40 Unentschieden / 48 Salzburg-Siege – Tore: 266 : 204; Heimbilanz: 80 Spiele / 50 FAK-Siege / 16 Unentschieden / 14 Salzburg-Siege – Tore: 175 : 80; 1. Spiel gegeneinander: 2. September 1953 (2 : 3); Höchster Sieg: 7 : 0 (9. April 1961 und 6. Mai 1980); Höchste Niederlage: 0 : 6 (6. März 1971 und 6. Mai 1994);
Stimmen zum Spiel:
Roger Schmidt, Trainer FC Red Bull Salzburg: „Wir sind nach Wien gefahren, um zu gewinnen. Aufgrund des Spielverlaufs hatten wir uns für die zweite Halbzeit neue Maßstäbe gesetzt. Leider taten wir in der ersten Hälfte zu wenig für das Spiel, dies änderte sich jedoch nach dem Seitenwechsel. Wir verteidigten nach vorne und die Moral der Mannschaft stimmte. Wir wussten natürlich um die Schwere der Aufgabe und konnten aufgrund unserer zweiten Halbzeit mit einem Mann weniger wenigstens noch einen Punkt holen, der meines Erachtens auch verdient ist. Die Austria hat mit diesem Unentschieden einen großen Schritt zum Titel getan, ist aber bei weitem noch nicht durch.“
Peter Stöger, Trainer FK Austria Wien: „Ich bin zufrieden. In der 1. Hälfte war unser Spiel beim Stand von 11 gegen 11 top. Salzburg hat große Qualität, dies war jedoch einigen unserer Besucher vermutlich nicht klar. Viele meinen, dass unser Spiel zu einem Selbstläufer wird und wir bereits Meister sind. Wir haben zwar einen Vorsprung von 13 Zählern, bei neun verbleibenden Runden gibt es aber immer noch 27 Punkte zu vergeben. Durch sind wir also noch lange nicht. Schade finde ich auch, dass stimmungsmäßig von den Rängen wenig kam. Gerade beim stand von 1 : 1 in der zweiten Hälfte hätte ich mir von unseren Anhängern mehr erwartet. Den solidarischen Stimmungs-Boykott, den einige Anhängergruppen an den Tag legten, weil eine bestimmte Gruppierung vom Verein ausgeschlossen wurde, kann ich nicht nachvollziehen. Dass sich die Mannschaft nach dem Schlusspfiff auch nicht von den Zuschauern verabschiedet hatte, kann ich nur allzu gut verstehen. An dieser Stelle noch einmal die besten Genesungswünsche an Martin Hinteregger.“
Weitere Fotos zum Spiel:
www.oe-news.at/index.php?31032013-austria-und-salzburg-trennen-sich-11-10
www.austria80.com/Fotos201213MS27SalzburgH.htm