Oeuvre vor dem Spiel

Eine fußballerische Lehrstunde erteilte gestern Abend im Ernst Happel-Stadion Atletico Madrid dem amtierenden Österreichischen Fußball-Meister, der Wiener Austria. Die Madrilenen waren in der 3. Runde der Champions-League der Gruppe G den Wienern von Anbeginn an in sämtlichen Belangen überlegen, die Spanier waren jederzeit Herr der Lage und ließen nie Zweifel darüber aufkommen, sämtliche Punkte dieses Spieles auf die iberische Halbinsel mitnehmen zu wollen.

Bildtext: Das herrlich choreografische Oeuvre der gesamten Austria-Anhängerschaft empfing beide Teams zum Spiel: Foto: oepb

Beide Teams beziehen beim Erklingen der Champions-League-Hymne Aufstellung. Foto: oepb
Beide Teams beziehen beim Erklingen der Champions-League-Hymne Aufstellung. Foto: oepb

Vor dieser Begegnung keimte berechtigterweise leise Hoffnung im Lager der Violetten auf, verwies man doch nicht zu Unrecht auf das Bollwerk der Abwehr. In 6 Herbst-Spielen am Weg dorthin und letzten Endes dann eben auch in der Champions-League-Gruppenphase erhielt man lediglich 4 Tore, was eine durchaus beachtliche Leistung war und ist. Dass man aber gegen den Stadtrivalen von Real aus Madrid in diesem Spiel dann letzten Endes chancenlos war, führte der FAK-Coach Nenad Bjelica auf den finanziellen Klasseunterschied und die Fülle an Nationalspielern verschiedener Nationen in Reihen von Atletico nach dem Spiel und der deutlichen Niederlage hin. Und haderte, last but not least, mit dem kurios agierenden italienischen Schiedsrichter Daniele Orsato, der die Wiener wenig fair und objektiv behandelte und auch benachteiligte. Auf diesen Umstand wies ihn der Veilchen-Feldherr im Kabinengang der Halbzeit-Pause hin und wurde daraufhin prompt für die zweite Spielhälfte auf die Tribüne verbannt …

Drei Austrianer (in schwarz-gold) gegen fünf Madrilenen - Atletico war gestern mindestens eine Nummer zu groß für den FAK. Foto: oepb
Drei Austrianer (in schwarz-gold) gegen fünf Madrilenen – Atletico war gestern mindestens eine Nummer zu groß für den FAK. Foto: oepb

Zum Spiel:

45.675 Besucher strömten in den Prater, was den höchsten Besuch bei einem Austria-Spiel auf europäischer Bühne seit jenen 67.000 Zuschauern vom 11. April 1979 gegen Malmö FF bedeutete. Die Stimmung im weiten Rund war grandios und ließ erneute Gänsehautatmosphäre aufkommen. Davon jedoch völlig unbeeindruckt zeigten sich die Gäste, die den Wienern zwar den Auftakt in die Partie überließen, um nach 7 Minuten jedoch bereit waren, das Heft an sich zu reißen. Ein guter Pass ins Loch von Koke nach 8 Minuten überforderte die Austria-Abwehr völlig, Filipe Luis spitzelte quer zu Raul Garcia und dieser rollt das Leder vor dem völlig alleingelassenen violetten Schlussmann Heinz Lindner stehend in die Maschen zum 0 : 1. Dies tat der Stimmung im Prater-Oval jedoch keinen Abbruch, in dem einmal mehr die heimische Mannschaft von den Rängen bombastisch angefeuert wurde. In der 14. Minute dann Pech für Wien. Der nach einer Verletzung wohl zu früh ins Stahlbad Champions-League gesprungene Marko Stankovic musste vom Feld, eine Wadenblessur hinderte ihn am Weitermachen. Für ihn kam der baumlange Roman Kienast in die Partie.

Ob gewollt oder ungewollt, aber Schiedsrichter Daniele Orsato - im Bild mit James Holland - war gestern einer der Hauptdarsteller des Abends. Foto: oepb
Ob gewollt oder ungewollt, aber Schiedsrichter Daniele Orsato – im Bild mit James Holland – war gestern einer der Hauptdarsteller des Abends. Foto: oepb

Madrid beherrschte weiterhin das Geschehen und sorgte in der 20. Minute für die Vorentscheidung. Diego Costa, in der spanischen Meisterschaft im Moment Atletico-Torschütze vom Dienst, setzte zu einem sehenswerten Solo an. Der Brasilianer überdribbelte die Austria-Abwehr nicht nur mühelos, er spazierte einfach hindurch, wie wenn man durch eine Türzarge schreitet, stand alleine vor Lindner und vollendete seelenruhig zum 0 : 2.

Da die Wiener Veilchen nun nichts mehr zu verlieren hatten, wurden sie nun auch mutiger und trauten sich mehr zu. Bjelica meinte nach dem Spiel, dass es schwer war nach dem 0 : 2 und dem frühen Zeitpunkt des Spiels in der 20. Minute, er aber nun mehr Aggressivität und Angriffsfreude seines Teams sah. Ein herrlicher Volleyschuß – nach Hereingabe von Florian Mader von der rechten Seite – von Philipp Hosiner prallte von der Latte leider ins Feld zurück, mit der Form und des Glücks der Vorsaison wäre dieser Ball in der 35. Minute wohl ins Netz gegangen. Kurz darauf Elfmeter-Alarm im Strafraum von Madrid! Roman Kienast wurde am Weiterkommen gehindert und stürzte bei dem Gerangel im 16-Meter-Raum. Der in unmittelbarer Nähe der Szenerie anwesende Schiedsrichter Orsato – und dessen Pfeife – blieb justament stumm. Kienast ließ auf dieses Nichtahnden noch am Boden liegend eine abwertende Handbewegung folgen, die ihm prompt die Gelbe Karte dafür einbrachte.

Herrlich, aber auch unnötig, diese Selbstdarsteller aus dem Lande des viermaligen Weltmeisters … Die Frage muss gestattet sein, wie man vor solchen Pfeifenmännern den, von der UEFA stets eingeforderten Respect haben kann, die offensichtlich die Kleinen im Fußball-Hause Europa benachteiligen. Mit dieser Frage in ähnlicher Form wurde der „Mann der Grechtigkeit“ von Nenad Bjelica während des Ganges in die Kabine in der Halbzeitpause konfrontiert, die dem Wiener-Trainer anstatt einer Antwort den Tribünenverweis für die Hälfte Zwei einbrachte … Man darf die tolle Leistung der Madrilenen bei weitem nicht schmälern, aber Lattentreffer, statt -pendler und etwaiges Elfmeter-Tor – die Spannung bei 2 : 2 wäre in der zweiten Spielhälfte ins Unermessliche gestiegen …

Wortgewandt, freundlich und sein Team über alle Maßen lobend war nach dem Spiel Atletico-Coach Diego Simeone. Links neben ihm der Spanisch-Dolmetscher, der bereits beim FC Porto-Spiel übersetzte. Foto: oepb
Wortgewandt, freundlich und sein Team über alle Maßen lobend war nach dem Spiel Atletico-Coach Diego Simeone. Links neben ihm der Spanisch-Dolmetscher, der bereits beim FC Porto-Spiel übersetzte. Foto: oepb

Und so agierten die in Gold angetretenen violetten Austrianer artig weiter, die Luft war aber in der 53. Minute komplett heraussen. Emiliano Insua passt an der linken Seite stehend zur Mitte, Manuel Ortlechner erreicht die Kugel nicht und Costa steht einmal mehr goldrichtig – Tor.

Den Rest des Spiels mühten sich die Heimischen und rackerten sich für ihren Premieren-Treffer in der Champions-League ab. Die beste Möglichkeit dazu fand Kienast in der 62. Minute vor. Auf der Gegenseite konnte Lindner mit guten Reflexen eine noch höhere Niederlage verhindern.

Für Diego Costa hingegen, den dem Vernehmen nach auch die spanische Nationalmannschaft für sich gewinnen möchte, war vor dem Wien-Trip aufgrund einer Knöchelverletzung und dessen Einsatz ein Fragezeichen gestanden. Sein Coach Diego Simeone meinte dazu nach dem Spiel, dass seinen Einsatz die behandelnden Ärzte hinbekommen hätten und er als Trainer nichts dazu beigetragen hatte. Darüber hinaus verpasste der 25jährige die ersten beiden Spiele aufgrund einer Sperre, so belohnte er sein Wiener Spiel mit den beiden Treffern umso mehr.

Stimmen zum Spiel:

Diego Simeone (Atletico-Trainer): „Costa war heute eine große Stütze der Mannschaft, er hat sehr gute Arbeit abgeliefert. Auch Raul Garcia hat ein fantastisches Spiel gezeigt. David Villa hat nicht gespielt, weil ich nur elf Mann aufstellen kann. Ich muss immer die beste Variante für jedes Spiel suchen. 9 Punkte aus 3 Spielen ist natürlich eine tolle Bilanz, unser Team funktioniert derzeit sehr gut.“

Ein nachdenklicher Nenad Bjelica haderte nach dem Spiel weder mit dem Schiedsrichter noch mit der Niederlage, sondern analysierte offen und ohne jegliche Umschweife die Niederlage seines Teams. Foto: oepb
Ein nachdenklicher Nenad Bjelica haderte nach dem Spiel weder mit dem Schiedsrichter noch mit der Niederlage, sondern analysierte offen und ohne jegliche Umschweife die Niederlage seines Teams. Foto: oepb

Nenad Bjelica (Austria-Trainer): „Ich habe beim Abgang zur Pause gefragt, ob wir zu klein sind für dieses Spiel. Das war genug, um mich auszuschließen. Er hat gesagt, ich darf in der zweiten Halbzeit nicht auf der Bank sitzen. Wir sind nicht richtig in die Zweikämpfe gegangen in den ersten 20 Minuten. Wir haben ihnen zu viel Raum gegeben, was die Zweikämpfe betrifft, etwas mit zu viel Respekt agiert. Es ist schwer gegen Atletico zu spielen, sie sind besser. Der Unterschied ist 200 Millionen Transferwert. Da ist keiner, der nicht Nationalspieler ist, da ist keiner unter zehn Millionen Euro wert. Wenn dann der Spielverlauf so ist, ist es schwer. Wir hatten Chancen, aber es wollte nicht sein. Es hat schon für viel weniger Elfmeter gegeben.“

Manuel Ortlechner (Austria-Kapitän): „Wir haben die ersten 20 Minuten völlig verschlafen. Wir hatten zu viel Respekt, haben zwei Tore kassiert, dann ist der ganze Plan über Bord geworfen worden. Der Gegner war sehr, sehr stark, das ist die Mannschaft der Stunde in Spanien. Wir hatten gute Möglichkeiten zum 1 : 2, ich glaube, es war ein klarer Elfmeter. Wir haben alles versucht, heute war leider nicht mehr drin. Schade, es war eine tolle Kulisse, wir wollten das Publikum belohnen.“

Philip Hosiner (Austria-Stürmer): „Wir haben völlig verdient verloren. Wir haben versucht dort anzuknüpfen, wo wir in St. Petersburg aufgehört haben. Das ist nicht gelungen. Wir haben den Anfang verschlafen, dann haben sie ihre Klasse ausgespielt.“

Weitere Fakten zum Spiel:

Ballbesitz: 49 : 51 Prozent

Eckbälle: 5 : 5

Fouls: 12 : 12

Schüsse gehalten: 3 : 2

Schüsse aus Tor: 5 : 11

www.fk-austria.at

www.facebook.com/fkaustria

www.clubatleticodemadrid.com

Weitere Fotos vom Spiel:

http://de.uefa.com/uefachampionsleague/photos/matches-matchdays/gallery=2013863.html

www.austria80.com/Fotos201314CLG3AtleticoH131022.htm

www.oe-news.at/index.php?23102013-austria-erhaelt-eine-30-20-schlappe-gegen-atletico-madrid

 

 

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