P1060900„… und auch, wenn die letzten Spiele nicht gerade von Erfolg gekrönt waren – heute ist das alles Wurscht, es zählt nur der Sieg!“ – so begrüßte der Tiroler Platzsprecher vom Innsbrucker Tivoli-Stadion am vergangenen Samstag 6.780 Zuschauer zur Bundesliga-Begegnung zwischen dem FC Wacker Innsbruck und dem FK Austria Wien. Nun, falsche Bescheidenheit sollte man dennoch aus Tiroler Sicht nicht walten lassen, waren doch gerade die letzten Ergebnisse mit sieben erzielten Punkten aus drei Runden durchwegs positiv anzusehen. Der Tabellenführer aus Wien stellte sich demnach auf einen heißen Tanz ein und war sich dessen sehr wohl bewusst, die Punkte nicht im Vorbeigehen im geheiligten Land Tirol einsacken zu können. Dass es für die Wiener das erwartet schwere Spiel wurde, war jedem im Stadion nach Spielschluss bewusst, aber dennoch sind gerade solche Erfolge entscheidend am Weg zum Gewinn der Meisterschaft – aus Sicht der Violetten …

Die Austria eröffnet mit dem Anstoss zur 1. Spielhälfte. Foto: oepb
Die Austria eröffnet mit dem Anstoss zur 1. Spielhälfte. Foto: oepb

Die Austria hatte durch Philipp Hosiner und Alexander Grünwald Anstoss, aber dieser Ballbesitz wähnte lediglich von kurzer Dauer. Wacker machte sehr bald klar, dass man hier heute unbedingt punkten wollte. So war das Spiel von Trainer Roland Kirchler auch ausgerichtet. Aktiveres Agieren, stetes und aggressives Pressing und vermehrter Drang zum Tor von Heinz Lindner, so verliefen weite Strecken der ersten Halbzeit. Zahleiche Aktionen wurden erarbeitet, jedoch so richtig zwingend war man dann allerdings doch nicht. Am ehesten waren noch ein Kopfball von Sebastian Siller, 9. Minute, sowie zwei Schüsse (16. und 41. Minute) von Christoph Saurer torgefährlich. Und dennoch sorgten 7 : 2 Eckbälle in der 1. Hälfte stets für Unruhe im violetten Strafraum. Die Austria verzeichnete zwei hochkarätige Aktionen, die beide erfolgreiche Abschlüsse hätten sein können: in der 18. Minute knallte Tomas Jun an die Querlatte, von dort prallte der Ball vor die Füße von Alexander Gorgon, der erneut auf Jun servierte. Dieser donnerte die Kugel an die Stange und den Abpraller konnte Hosiner denkbar knapp nicht verwerten. Kurze Zeit später segelte ein Alex Grünwald-Freistoß um Haaresbreite über die Latte.

Veilchen-Trainer Peter Stöger stachelte sein Team zur Pausen-Tee-Ansprache – zwischenzeitlich war es bitterlich kalt geworden im weiten Rund – erneut dermaßen auf, dass die Austria-Spieler in der zweiten Hälfte wieder den absoluten Siegeswillen erkennen ließen und an den Tag legten. Man agierte stärker und dominanter und ließ Wacker kaum mehr Spielraum. Dennoch war nur ein Florian MaderSchlenzer vom Elfmeter-Punkt knapp über das Gehäuse (58. Spielminute) erwähnenswert. Kurios war, dass Wacker auch in der zweiten Hälfte zu einem Corner-Verhältnis von 7 : 2 kam, daraus aber kein zählbares Kapital schlagen konnte. Im Gegenteil, als jeder im Stadion mit einem torlosen Remis rechnete, schlug der Titel-Anwärter einskalt zu: Philipp Hosiner, im Strafraum völlig vergessen und allein gelassen, traf zwar den Ball nicht richtig, dafür aber das und – über den wackeren Innsbruck-Keeper Szabolcs Safar hinweg – ins Tor, 0 : 1 in Minute 83. Nacer Barazite, Publikums-Liebling der Austria-Fans, kam in der 79. Minute für Alexander Gorgon ins Spiel, rochierte gleich gehörig im Angriffsspiel der Veilchen umher und traf nach einer herrlichen Vorlage von Roman Kienast, der in der 70. Minute für Grünwald eingewechselt worden war, zum 0 : 2. Es war dies der erste Treffer des Holländers seit seiner leihweisen Rückkehr vom AS Monaco zur Austria im vergangenen Winter. Das 0 : 3-Abstaubertor in der 93. Minute, abermals durch Hosiner, gleichbedeutend mit dessen 31. Saison-Volltreffer, war nur noch eine Zugabe.

Einer von 14 Tiroler Eckbällen - gegenüber 4 der Austria. Allesamt brachten für die Tiroler nichts ein. Foto: oepb
Einer von 14 Wacker Innsbruck-Eckbällen – gegenüber 4 der Austria – brachten jedoch allesamt für die Tiroler nichts ein. Foto: oepb

Die Austria eilt damit weiter von Sieg zu Sieg und mit Sieben-Meilen-Stiefeln dem 24. Meistertitel entgegen. Wacker Innsbruck ist zwar nach dieser Runde wieder Inhaber der Roten Laterne am Tabellenende, dennoch muss man sich um diese Tiroler Mannschaft, wenn in den ausstehenden drei Runden eine ähnlich starke Leistung wie am vergangenen Samstag abgerufen wird, keine Sorgen machen, denn dann sollte der sportliche Klassenerhalt – der wirtschaftliche steht ja noch aus – sehr wohl machbar sein. Große Sympathie-Werte, wenngleich man sich dafür nach der Niederlage nichts kaufen kann, konnten die Tiroler jedenfalls an diesem Spieltag für sich verbuchen.

Fakt ist jedoch auch, dass die Austria derzeit bei 76 Saison-Zählern hält. Damit hat man den eigenen Vereinsrekord von 2009/10 mit 75 Punkten bereits jetzt drei Runden vor Saison-Schluss übertroffen. Ein weiterer Positiv-Aspekt ist, dass man auswärts seit 17 Bundesliga-Runden ungeschlagen ist. Und neben vier Saison-Erfolgen gegen SV Ried gelang dies nun heuer auch gegen Wacker Innsbruck – vier Triumphe bei vier Bundesliga-Begegnungen während einer Spielzeit. Dies alles macht derzeit die Austria aus. Es war demnach nicht allzu verwunderlich, dass die Mannschaft nach Spielschluss noch eine halbe Stunde mit den mitgereisten Anhängern feierte. Und erst als Peter Stöger nach dem nicht abebben wollenden Applaus der Austria-Fans sich abklatschend, verbeugend und bedankend in den Stadion-Katakomben verschwand, war das Stadion wirklich leer, denn bis auf die Austrianer waren alle Tiroler bereits traurig von dannen gezogen.

Fotos vom Spiel:

http://www.austria80.com/Fotos201213MS33InnsbruckA.htm

Daniel Schütz (Wacker) trifft auf Florian Mader (FAK), umgeben von Alexander Grünwald und Tomas Jun, Nr. 11 (beide FAK), sowie Thomas Bergmann, Nr. 14 (Wacker): Foto: oepb
Daniel Schütz (Wacker) trifft auf Florian Mader (FAK), umgeben von Alexander Grünwald und Tomas Jun, Nr. 11 (beide FAK), sowie Thomas Bergmann, Nr. 14
(Wacker): Foto: oepb

Stimmen zum Spiel:

Peter Stöger, Austria-Trainer: „Mit der ersten Halbzeit war ich nicht zufrieden. Ich habe den Spielern gesagt, dass es viel zu wenig ist, was sie abrufen.“ Und zu Philipp Hosiner: „Ich will in den nächsten Minuten etwas sehen, sonst wirst Du ausgewechselt.“ Eine Rute im Fenster also, die gewinnbringend eingesetzt wurde.

Heinz Lindner, Austria-Keeper, der in der 85. Minute beim Stand von 0 : 0 zwei tolle Torchancen der Tiroler durch Sebastian Siller und Christian Schilling, einmal an der linken und einmal an der rechten Stange, bravurös zunichte machte: „Ich muss ganz ehrlich sein – in der ersten Halbzeit war Innsbruck nicht mit uns auf Augenhöhe – sie waren klar besser gewesen.“

Philipp Hosiner, mit 31 Toren der Führende in der Torschützenliste: „So, wie beim 0 : 1 habe ich auch noch nie getroffen, das war sehr glücklich. Jetzt benötigen wir aus den nächsten zwei Heimspielen vier Punkte, dann könnten wir in Wien mit unseren Fans den Meistertitel feiern. Das werden wir auch schaffen.“

James Holland (weißer Dress, Bildmitte) schlägt vor dem Austria-Tor das Leder aus dem Gefahrenbereich. Foto: oepb
James Holland (weißer Dress, Bildmitte) schlägt vor dem Austria-Tor das Leder aus dem Gefahrenbereich. Foto: oepb

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Christian Kirchler, Wacker-Trainer: „Wenn wir so weiterspielen, dann steigen wir ganz bestimmt nicht ab. Wir hatten nach dem 0 : 1 auch unsere Chancen, aber unsere Ineffizienz macht uns das Leben unheimlich schwer.“

Marco Kofler, Wacker-Abwehr: „Ich bin stolz auf die Mannschaft. Wir haben bis zum Umfallen gekämpft, alles gegeben und wurden einmal mehr nicht belohnt.“

Szabolcs Safar, Wacker-Torhüter: „Das alles ist bitter, einfach nur bitter, aber wir werden die nötigen Punkte gegen den Abstieg noch holen.“

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Gesamtbilanz:  146 Spiele / 47 Siege / 36 Unentschieden / 63 Niederlagen – Torverhältnis: 172 : 218
Heimbilanz: 73 Spiele /  34 Siege / 15 Unentschieden / 24 Niederlagen – Torverhältnis: 100 : 82

Erstes Heimspiel:  29. November 1964 (0 : 0)
Höchster Heimsieg:  4 : 0 (23. September 1978)
Höchste Heimniederlage: 0 : 4 (17. November 1984)

Die müden Krieger feiern weit nach Spielschluss noch mit ihren mitgereisten Anhängern aus Wien. Foto: oepb
Die müden Krieger feiern weit nach Spielschluss noch mit ihren mitgereisten Anhängern aus Wien. Foto: oepb

Weitere Fakten:
Der FC Wacker Innsbruck verlor das sechste Spiel gegen die Austria in Folge und erzielte dabei nicht einen einzigen Treffer. Innsbruck ist haargenau seit zehn Stunden ohne Torerfolg gegen die Wiener Austria. Der FK Austria Wien feierte seinen 23. Saisonsieg – so viele Siege nach 33 Spieltagen hatte zuletzt Sturm in der Meistersaison 1997/98 auf dem Konto. Die Austria hat 76 Punkte in der aktuellen Saison gesammelt. Dies ist schon jetzt ein neuer violetter Vereinsrekord für eine Saison. In der Drei-Punkte-Ära hat es noch nie einen Verein gegeben, der mit 76 Punkten nicht Meister geworden ist. In der Drei-Punkte-Ära hat es in den letzten drei Runden einer Saison noch nie einen Wechsel an der Tabellenspitze gegeben.

www.fc-wacker-innsbruck.at

www.bundesliga.at

www.fk-austria.at

 

 

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