Ein Konterfei von Herbert "Schneckerl" Prohaska aus dem Jahre 1977 präsentierte die Gästekurve mit den Austria-Fans. Foto: oepb
Ein Konterfei von Herbert "Schneckerl" Prohaska aus dem Jahre 1977 präsentierte die Gästekurve mit den Austria-Fans. Foto: oepb

3. Dezember 2012

Es wurde viel geredet, im Vorfeld dieses Bundesliga-Schlagers der 18. Runde der tipp3-Bundesliga powered by T-Mobile, wenngleich die Töne aus Salzburg auch schon einmal lauter gewesen waren. 5 Punkte Differenz galt es aus der Sicht des Meisters zu verringern, oder aber zumindest nicht noch mehr werden zu lassen. Bei einer Niederlage gegen die Austria hätte der Rückstand auf den schärfsten Herausforderer in diesem Jahr bereits 8 Zähler betragen. Der Druck lag also auf den Schultern des regierenden Österreichischen Meisters, der sich nach der vorwöchigen Niederlage in Ried nicht neuerlich eine Pleite leisten durfte. Ganz anders die Situation beim Herausforderer aus Wien-Favoriten. Heimlich, still und leise agieren die Herrschaften vom Verteilerkreis. Die Austria spuckt weder große Töne, noch legt sie sich selbst Druck auf. Man weiß ob der eigenen Stärke, verfügt mit Peter Stöger über einen Trainer, der neben der akribischen täglichen Arbeit perfekt zu diesem Team passt und marschiert durch die Saison „Stepp by Stepp“: Man wollte den Monat November ungeschlagen überstehen – gelungen! Man wollte als Tabellenführer zum Schlagerspiel nach Salzburg reisen – gelungen! Man wollte Revanche nehmen für die Heimniederlage gegen Salzburg vom 22. September 2012 mit 0 : 1 – fast gelungen!

Austria-Trainer Peter Stöger (Bildmitte), sowie RAPID-Legende Andreas Herzog (rechts) fachsimpelten bereits vor dem Spiel am sky-Pult. Foto: oepb
Austria-Trainer Peter Stöger (Bildmitte), sowie RAPID-Legende Andreas Herzog (rechts) fachsimpelten bereits vor dem Spiel am sky-Pult. Foto: oepb

Groß war die Vorfreude auf dieses Spiel. Anhand des letzten Heimspieles der Wiener – 3 : 1-Erfolg gegen den SV Mattersburg – der gleichzeitigen Niederlage der Salzburger – 1 : 3 gegen den SV Ried – wurde kurzerhand in der Generali-Arena intoniert: „Alle nach Salzburg/Heimspiel in Siezenheim!“ Gesagt – getan. Eine violette Karawane rollte entlang der A1 in Richtung Westen. Egal ob mit dem PKW, in Bussen oder aber auch mit der Eisenbahn – ein Großteil der Austria-Familie war am gestrigen Sonntag auf Achse. Knapp 3.000 violette Freunde werden es dann wohl gewesen sein, die stimmungsmäßig im EM-Stadion Wals-Siezenheim dauerhaft den Ton angaben. Bereits beim Einlaufen zum Aufwärmen beider Mannschaften wurde allen im Stadion klar, dass der Gastverein hier anhand des Lärmpegels der klare Herr im Hause ist. In Summe wurden 15.100 Zuschauer gezählt, die als Kulisse dann doch insofern enttäuschend waren, denn wann bitte schön geht der Salzburger zum Match, wenn nicht zu jenem Zeitpunkt, wenn der Herausforderer kommt und man selbst als Meister dem Widersacher die Stirn bieten möchte. Es fiel jedoch auch auf, dass in der Red Bull-Arena großer Wert auf VIPs und Adabeis gelegt wird, der normale Stadionpilger allerdings nur am Rande interessant ist. So labte sich im übervollen VIP-Zelt die Hautevolee, während sich die Arena nur langsam füllte und das ganze Stadion im Innenraum überhaupt kalt, unspektakulär und absolut de-einladend wirkt. Da nützen auch die freundlichen und flinken Helferleins anhand der Ausschank-Kioske wenig. Wie dem auch sei, der deren alles bezahlt, der hat das Sagen und das Anschaffen und wem es nicht passt, der braucht auch gar nicht erst zu kommen.

Ein Blick in die Statistik beweist, dass die Duelle dieser beiden Teams stets voller Brisanz, mit zahlreichen Treffern und Highlights gesegnet waren: Bis dato fanden 157 Spiele statt, von denen Salzburg 48 und die Austria 71 gewinnen konnte. 38 Mal teilte man die Punkte, die Tordifferenz beträgt: 203 : 265. Die Salzburger Heimbilanz gliedert sich wie folgt: 78 Spiele / 34 Siege / 23 Unentschieden / 21 Niederlagen – 124 : 91 Tore.

Stefan Maierhofer (Salzburg, zweiter von links) scherzte die ganze Aufwärm-Phase mit Roman Kienast (Austria, dritter von rechts). Die beiden Stürmer zählen mit 202 cm, sowie 190 cm zu den Größten der Liga. Foto: oepb.
Stefan Maierhofer (Salzburg, zweiter von links) scherzte die ganze Aufwärm-Phase mit Roman Kienast (Austria, dritter von rechts). Die beiden Stürmer zählen mit 202 cm, sowie 190 cm zu den Größten der Liga. Foto: oepb.

Und so gesellte sich gestern ein weiteres Remis im Ausmaß von 0 : 0 hinzu, das bei genauerer Betrachtung durchwegs den gezeigten Leistungen entsprach, aber auch im Sinne der Akteure und Vereine verlief. Salzburg musste – und wollte – das Spiel für sich entscheiden, die Austria wollte – und konnte – nicht verlieren. So wurde agiert  und so wurde auch reagiert. 54 : 46 Prozent Ballbesitz ging an die Mozartstädter, die Wiener wiederum entschieden mehr Zweikämpfe für sich (52 : 48 Prozent). Salzburg scheiterte am violetten Abwehrbollwerk mit Torhüter Heinz Lindner in der Schlacht, die Austria tat das nötigste, um die weiße Auswärts-Weste (7 Siege, 1 Remis bei 8 Spielen) nicht zu bekleckern.

Die Salzburger mühten sich, versuchten die Wiener in deren Hälfte zu halten und einzuschnüren, bissen jedoch vermehrt auf violetten Beton. Wenn die Austria aber kam, wurde es spannend, beispielsweise dann, wenn Andreas Ulmer (Salzburg) einen Flankenball von Fabian Koch (Austria) beinahe ins eigene Tor abfälscht.

Äußerst turbulent verlief die Schlussphase: Isaac Vorsah mit dem Kopf (88. Minute), Florian Klein (89. Minute) anhand eines Weitschusses und Valentino Lazaro (92. Minute) scheiterten allesamt am gut postierten und vor den Augen des ÖFB-Teamchefs Marcel Koller in Höchstform agierenden violetten Keeper Heinz Lindner.

Es war sowohl für Salzburg, als auch für die Austria, das erste torlose Remis in der aktuellen Saison. In Salzburg hatte es noch nie zuvor ein 0 : 0-Remis zwischen diesen beiden Team gegeben. Herbstmeister Austria beendet die Hinrunde mit 42 Punkten. Es gab in der Bundesligageschichte nur drei Mannschaften mit mehr Hinrunden-Punkten. Die Wiener blieben auch in Salzburg ungeschlagen und holten aus neun Gastspielen sieben Siege und zwei Remis. Die Punkteteilung half Salzburg in keinster Weise und kommt der Austria sehr entgegen. Man hält sich nun mit 42 Punkten den schärfsten Verfolger mit 37 Punkten aus Salzburg auf Platz 2 auf Distanz. Nach dem Gewinn der Herbstmeisterschaft ist nun auch die Winterkrone zwei Spielrunden vor Schluss in greifbare Nähe gerückt.

Stimmen zum Spiel:

Peter Stöger (Austria-Trainer): „Das Unentschieden geht in Ordnung, wir sind mit dem Punkt sehr zufrieden. Vor allem taktisch waren wir gut. Wir haben aus den Salzburger Stärken gelernt und haben sie nicht zur Entfaltung kommen lassen. Darauf können wir stolz sein. Chancen gab es nach Standard-Situationen.“

Roger Schmidt (Salzburg-Trainer): „Das Ergebnis ist für uns natürlich enttäuschend. Jedoch die Art und Weise unseres Auftretens, die hat mir sehr gut gefallen. Meine Mannschaft hat viel investiert, in den letzten 20 Metern vorm dem Tor fehlte uns aber die Präzision. Die Austria hat sehr defensiv gespielt und gut verteidigt. Entschieden ist noch nichts, die Saison ist noch lange. Es ist ja gerade erst einmal Halbzeit.“

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