Woche für Woche pilgern Abertausende Fußball-Freunde hierzulande in die Stadien ihrer jeweiligen Lieblingsklubs. Jedoch Hand aufs Herz – wer hat sich tatsächlich bereits einmal ernsthaft mit der Frage auseinander gesetzt, wie kostenintensiv so ein Heimspiel eigentlich für den jeweiligen Veranstalter ist:
Martin Patak und Christoph Pflug gingen im AUSTRIA live / Das violette Stadionmagazin Nr. 14 vom 6. April 2013 / Heimspiel gegen den Wolfsberger AC dieser überaus interessanten Frage nach:

Was kostet ein Heimspiel
Ein FK Austria Wien-Spiel in der Generali-Arena ist nicht nur auf dem Platz, sondern auch abseits davon ein Großereignis, das minutiös geplant werden muss.
7.140 Quadratmeter. So groß ist ein Fußballplatz. Und so viele Quadratmeter leuchten die vier Flutlichtmasten rund um die Generali-Arena und auch darüber hinaus aus. Eben genau jenen Bereich, der an einem Spieltag von der größten Bedeutung ist. Für die Fans, die Medien und auch den Klub. Und doch ist der Aufwand, der vor, während und nach einem Spieltag abseits des Platzes betrieben wird, enorm. Das Ziel lautet, so wenig wie möglich dem Zufall zu überlassen. Bereits lange Zeit vor einem Heimspiel werden Abläufe genau geplant und mögliche Szenarien durchgespielt. Denn im Endeffekt geht es nicht nur um den Komfort für die Stadion-Besucher, sondern auch um viel Geld. „Ein Heimspiel lässt sich der FK Austria Wien im Durchschnitt – exklusive Erlöse – zwischen 70.000 und 100.000 Euro kosten.“, beziffert der für die Finanzen im Verein verantwortliche Mag. Thomas Schwarz. „Die wichtigste Arbeit passiert jedoch schon vor einer Saison. Nämlich, wenn wir die Verträge mit unseren Partnern abschließen und die Spielzeit planen. Nur wenn diese Ergebnisse lückenlos sind, ersparen wir uns später Unklarheiten.“ Bei der Wiener Austria hält man es daher nach dem Credo: „Strenge Regeln, gute Freunde.“

An einem Matchtag in der Generali-Arena verschlingt alleine die Gastlichkeit und Bewirtung knapp die Hälfte der Ausgaben, in denen Gehälter für das eigene Personal noch gar nicht inbegriffen sind. Ein hoher Aufwand – der sich jedoch rechnet, wie der langjährige Marketing-Leiter Mag. Dietmar Kurzawa berichtet: „In den letzten Jahren haben wir nicht nur die Kapazitäten unserer drei VIP-Klubs erweitert, auch die Auslastung liegt nun regelmäßig bei 100 Prozent.“ Den Ansturm führt er zum einen auf die sportlichen Erfolge, zum anderen aber auch auf den hochwertigen Catering-Service aus dem Wiener Grand Hotel zurück. „Das lassen wir uns gerne etwas mehr kosten.“ Hochwertig ist auch das kulinarische Aufgebot im schicken Mediencenter. Pressesprecher Christoph Pflug: „Journalisten verbringen an einem Spieltag mindestens drei bis vier Stunden hier. Auch sie sollen in den Genuss der guten Küche kommen.“

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Mehr Personal für reibungslosen Ablauf
Am meisten nach oben geschnellt sind zuletzt jedoch die Aufwände für das Spieltagspersonal. „Unser oberstes Ziel ist es, dass sich Familien und Fans sicher und wohl fühlen im Stadion. Damit sie in und vor der Arena einen reibungslosen Ablauf genießen, haben wir das Ordner- und Sicherheitspersonal weiter aufgestockt.“, erklärt Thomas Schwarz, dem auch die Personalkosten unterliegen. „Fakt ist aber auch: Mit den Kosten in diesen Bereichen steigern sich auch die Einnahmen.“ Die Besucher der Veilchen goutieren den eingeschlagenen Weg. So finden in dieser Spielzeit deutlich mehr Anhänger – 10 Prozent, die Tendenz ist steigend, durchschnittlich knapp 9.100 – den Weg ins Stadion als noch in der letzten Saison. Verhältnismäßig wenig macht da schon die Betreuung der Spieler unmittelbar vor einem Heimspiel aus. Zur Erinnerung: Noch bevor die Mannschaft ins Stadion kommt, absolviert sie am Vormittag eine leichte Trainingseinheit („anschwitzen“). Anschließend geht es weiter ins Grand Hotel, wo man zu Tisch geht und sich intensiv auf das Spiel vorbereitet, ehe man via Mannschafts-Bus in Richtung Stadion fährt. Für die Kasernierung, sowie die„Reisespesen“ fallen etwa 5.000 Euro an. Zu bezahlen sind auch etwaige Verbandsabgaben an die Bundesliga, den Wiener Fußballverband, sowie an die Gemeinde Wien. Der jeweilige Betrag hängt letztlich von der Zahl an abgesetzten Tickets ab. Ebenfalls dazu kommen die jährlichen Pachtkosten für die Generali-Arena (Pachtvertrag bis 2039).

HD-Licht im Stadion
Geld kostet auch, was Geld bringt, daher stellt die Medientechnik einen weiteren Aufwandsposten dar. Die Beschaffung von LED- Banden fällt dabei wesentlich deutlicher ins Gewicht, als etwa die Betreuung der Videowall, für die an einem Spieltag etwa 300 bis 500 Euro anfallen. Und natürlich wirft auch die eingangs erwähnte Flutlicht-Anlage Energie-Kosten auf. Nicht zuletzt, weil diese seit 15. September 2011 – Europa-League-Spiel gegen FC Metalist Kharkiv – 1.400 Lux stark ist. Damit wird die Anlage den Vorschriften der UEFA gerecht, wodurch sich beispielsweise ein Fernseh-Bild in HD-Qualität produzieren lässt. „Vorher standen wir bei 1.010 Lux – auch hier haben wir also in die Infrastruktur investiert.“, sagt Spielbetriebs-Leiter Andreas Trimmel. Einkalkulieren muss man an Winter-Tagen um den Gefrierpunkt, und davon gab es alleine heuer nicht wenige, auch den Betrieb der Rasenheizung. Dieser macht satte 2.500 Euro pro Tag aus. Zudem hat man für Sanitäter aufzukommen. Stets dabei sind zwei Rettungswägen, zwei Notärzte, sowie 16 Sanitäter. Knapp 2.000 Euro verschlingt dieser Bereich. Eine Art „Notdienst“ verrichten auch jene Techniker, die während eines Spiels die Elektronik, respektive die Lüftungstechnik bewachen. Zudem gibt es – zusätzlich zum eigenen Personal – zahlreiche Kassiere, die um eine schnellstmögliche Abwicklung im Ticketing bemüht sind. Und weil rund 10.000 Menschen zwangsläufig Spuren hinterlassen, verschlingt auch die Reinigung danach noch einmal ein paar Tausend Euro.

Keine OP ohne Strategie
Um unter all diesen Aufwänden und Erträgen den Überblick zu bewahren, werden die Zahlen monatlich genauestens analysiert. „Und am Ende der Saison folgt der Vergleich mit den Jahren zuvor, ehe bereits die nächste Planungsphase wartet.“, erklärt Thomas Schwarz, der aus wirtschaftlicher Sicht den deutschen Rekordmeister FC Bayern München zum Vorbild auserkoren hat. „Als wir die AG gegründet haben, lautete eines unserer Mottos: „Die beste Operation kann nicht erfolgreich sein ohne der richtigen Strategie“. Die Bayern haben für mich Vorbildwirkung, weil ich ihre ökonomische Sicht auf einen Fußballklub teile. Zudem schaffen sie es, seit vielen Jahren profitabel zu arbeiten.“, verrät er, zögert kurz, und fügt dann hinzu: „Und, weil meine Großmutter aus München stammt.“
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Foto: oepb
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