Dietmar Constantini (links), Leo Windtner7. September 2011

Die Messer waren gewetzt, die Storys und Geschichterl bereits laptop-mäßig erfasst, lediglich die Überschrift für den „Brand-Artikel“ fehlte noch. Jene Head-Line nämlich, die den neuen starken Mann auf der ÖFB-Kommandobrücke vorstellen sollte. Die Journalisten saßen artig und bestellt und warteten geduldig auf ihre Story. Getuschelt wurde allerorts, ob denn der Sessel-Nachbar schon was weiß … Doch alles kam ganz anders.

Nach einem längeren (Frühstücks)-Gespräch heute Morgen in Wien, bei dem ÖFB-Präsident Leo Windtner und (Noch)-ÖFB-Teamchef Dietmar Constantini die Höhen und Tiefen der Nationalmannschaft der vergangenen Monate Revue passieren hatten lassen, entschied man sich dazu, vorerst noch nichts zu entscheiden. Dietmar Constantini bleibt im Amt und darf seinen Vertrag erfüllen. Was soviel heißt, dass er die beiden letzten – zwischenzeitlich leider bedeutungslos gewordenen – EURO-Qualifikations-Spiele der Österreicher, jeweils auswärts am 7. Oktober 2011 in Aserbaidschan und vier Tage später in Kasachstan bestreiten wird.

Leo Windtner (links), Peter KlinglmuellerIn der Zwischenzeit und auch für die Nach-Constantini-Ära wird ein neuer Mann gesucht. Wer dies sein könnte, hier hält sich der ÖFB in Form von Präsident Leo Windnter noch sehr bedeckt.

Dazu Leo Windnter im Klartext:
„Die Verträge werden bis 31. Dezember dieses Jahres eingehalten. Ich danke unserem Teamchef, dass sich dieser nicht vorzeitig verabschiedet. Wir suchen per sofort einen neuen Teamchef, der bis zum Stichtag 18. November 2011 vorgestellt werden wird. Ich füge aber gleich hinzu, dass wir keine Millionen-Beträge dafür zur Verfügung haben, aber wir werden eine Lösung finden, die zu uns passt. Bis dahin bleibt alles beim Alten. Aber auf die Sportlichkeit wird größtmöglicher Wert gelegt. Die Sportlichkeit muss den Erfolg bringen.“

ÖFB-Podium am 7.9.2011Dazu auch der scheidende Teamchef Dietmar Constantini:
„Natürlich nehme ich die Entscheidung des Präsidenten zur Kenntnis. Es ist eben, wie es ist. Und es wird weitergehen.“

Auf die Frage ob er, Constantini, Fehler gemacht hätte?

Dazu der Teamchef:
„Das ist ganz unterschiedlich zu beantworten, denn jene Leute zu finden, die als verschiedenartige Typen zwar vorhanden sind, zusammenzubringen und eine Einheit werden zu lassen, das ist nicht so einfach. Ich glaube aber dennoch, dass es mir in den knapp drei Jahren meiner Amtszeit ganz gut gelungen ist.“

Der Verband begebe sich demnach per sofort auf Trainersuche. Ein Anforderungsprofil soll in den kommenden Tagen erstellt werden. Zu möglichen Kandidaten wollte sich Leo Windtner nicht äußern. Er schloss jedoch ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner im Gegensatz zu Andreas Herzog dezidiert aus.

Sag zum Abschied freundlich ServusDietmar Constantini hinterließ einen sehr gelassenen und gefassten Eindruck. Dennoch konnte man sich der Ahnung nicht erwehren, dass hier einer mit den Journalisten fix und fertig war. Dies ist allerdings kein Wunder, wenn man bedenkt, was in den letzten Tagen und Wochen so alles dahin fabuliert worden war. Einige Herren der schreibenden Zunft hatten sich auf jenen Mann eingeschossen, der von den gleichen Schreiberlingen noch einige Jahre zuvor auf Händen getragen worden war. Ein publizistisches Theater wurde veranstaltet, als anno 1993 nicht er, Constantini, nach dem Ableben Ernst Happels Teamchef wurde, sondern eben Herbert Prohaska. Auch in der Zeit nach Prohaska im Jahre 1999 wurde Constantini schreiberisch immer wieder auf den ÖFB-Thron gehievt. Ohne Erfolg. Und als es dann 2009 endlich soweit war und er der starke Mann im ÖFB wurde, schien für ein Gros der Journalisten-Schar die Sonne. Vergessen scheint bis dato, dass das Team in diesen drei Jahren von einem Weltranglisten-Platz im dreistelligen Bereich auf einen Platz in den 60er Rängen zurückgekehrt ist. Und ebenso vergessen wird auch immer wieder gerne, dass der Teamchef, wie überhaupt kein anderer Trainer auch, keine Tore scoren kann. Das müssen schon die Herren am Rasen bewerkstelligen. Wenn dies aber nur selten bis kaum gelingt, nützt der beste Meistermacher der Welt nichts.

Dietmar Constantini ging das alles nur mehr peripher etwas an. Er ging vor der Zeit ab, ließ ÖFB-Präsident Leo Windtner und Presse-Sekretär Peter Klinglmüller verdutzt zurück, verabschiedete sich höflich und persönlich von der einzigen Journalisten-Dame im Saal und zog freundlich gelaunt an der Journalisten-Schar vorbei von dannen. Wenigstens seinen Tiroler Humor hat sich der 56jährige stets bewahrt.

www.oefb.at

Back to Top