Seit 1. Jänner 2019 hat in Harland, einem südlichen Stadtteil von St. Pölten, die zweite Primärversorgungseinheit (PVE) Niederösterreichs geöffnet. Die medizinische Leitung teilen sich eine Ärztin und zwei Ärzte für Allgemeinmedizin: Dr. Rafael Pichler, der bereits als Hausarzt mit Einzelpraxis in St. Pölten tätig war und darüber hinaus als Notarzt, Flug- und Flugrettungsarzt im Einsatz ist, Dr. Anna Maria Kisser, die bisher im Landesklinikum St. Pölten gearbeitet hat, und Dr. Michael Hochstöger, der ebenfalls aus dem Landesklinikum St. Pölten in das neue Primärversorgungszentrum wechselt.
„Mit dieser niederschwelligen Erstanlaufstelle wollen wir das hausärztliche Angebot erweitern und die Versorgung an den Tagesrandzeiten sowie während der Haupturlaubszeiten optimieren.“, betont Dr. Rafael Pichler. Das Primärversorgungszentrum ist ganzjährig werktags von 7 bis 19 Uhr geöffnet. In Kombination mit dem Ärztenotdienst 141, der die Nachtzeiten von 19 Uhr bis 7 Uhr in der Früh abdeckt, und dem ärztlichen Bereitschaftsdienst am Wochenende, der mit anderen St. Pöltner Hausärzten aufrechterhalten wird, soll die Hausarztversorgung rund um die Uhr sichergestellt, die Patientenzufriedenheit gesteigert und die Krankenhausambulanz entlastet werden. „Wir verstehen uns sowohl als Anlaufstelle für Akutfälle als auch als allgemeinmedizinische Praxis, die ihren Patientinnen und Patienten bei allen medizinischen Fragen und Problemen mit Rat und Tat zur Seite steht.“, erläutert Pichler.
„Dieses neue Gesundheitszentrum ist ein wichtiger Schritt für die Gesundheitsversorgung. Unser gemeinsames Ziel in Niederösterreich ist es, die beste medizinische Versorgung für die Menschen in unmittelbarer Region zu sichern. Bei allen Maßnahmen stehen die Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher immer im Mittelpunkt.“, betont NÖGUS-Vorsitzender Landesrat Dr. Martin Eichtinger.
„Das ist genau das, was Niederösterreich braucht. Die neuen Primärversorgungseinheiten sind das ideale Instrument, um unser Gesundheitsversorgungsnetz zu modernisieren.“, sagt der Generaldirektor der NÖ Gebietskrankenkasse, Mag. Jan Pazourek. „Wir als Sozialversicherung haben gemeinsam mit der Ärztekammer für NÖ ein Primärversorgungskonzept entwickelt, das sowohl den Patientinnen und Patienten als auch der Ärzteschaft immense Vorteile bringt. Es gelingt uns damit, nicht nur die medizinische Grundversorgung für unsere Versicherten zu optimieren und gleichzeitig Zentren der Gesundheitsförderung und Prävention zu installieren, sondern auch die Arbeitsbedingungen für die Medizinerinnen und Mediziner zu verbessern und damit den Arztberuf in unserem Land attraktiv zu halten“, so Pazourek weiter. „Ein innovatives Finanzierungs- und Honorierungskonzept der NÖGKK trägt zur Sicherung dieses Programms bei. Wir sind zudem dankbar, dass unser Partner, das Land Niederösterreich, sich am Primärversorgungsprogramm finanziell beteiligt.“
Auch Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig ist überzeugt: „Die verbesserte Primärversorgung wird neue Maßstäbe setzen, die Ambulanzen entlasten und vor allem den Menschen vor Ort eine ganzheitliche Gesundheitsversorgung bieten. Unterm Strich wird das neue System einen einfachen Zugang zur medizinischen Versorgung sicherstellen. Es ist zudem eine gute Ergänzung zum bewährten Hausarztsystem und entspricht der Arbeitswelt der jungen Ärztinnen und Ärzte“.
Die modernen barrierefreien Praxisräumlichkeiten in St. Pölten-Harland bestehen aus vier Ordinations- und weiteren Behandlungsräumen. Sie befinden sich in einer umgebauten Schlosserei und verfügen über eine eigene Zufahrt für die Rettung.
25 Fachkräfte kümmern sich um eine ganzheitliche und niederschwellige Versorgung
Das Angebot im Primärversorgungszentrum St. Pölten, das auch über ein Akutlabor und einen Notfallraum verfügt, wird durch die strukturierte Zusammenarbeit der drei Ärzte mit 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus verschiedenen Gesundheits- und Sozialberufen erweitert. So setzt sich das Team neben den zwei Ärzten und einer Ärztin aus zehn diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerinnen, fünf Ordinationsassistentinnen, einer Physiotherapeutin, einer klinischen Psychologin und Psychotherapeutin, einer Sozialarbeiterin, einer Diätologin, zwei Case and Care Managern sowie einem Wundmanager zusammen. Dieses interdisziplinäre Angebot ermöglicht eine ganzheitliche Versorgung, die die Krankenbehandlung, die Gesundheitsförderung und die Prävention umfasst.
Das Primärversorgungszentrum ist auch Erstanlaufstelle für psychosoziale Problemstellungen, was sich in der Besetzung mit den zwei Case and Care Managern, der Sozialarbeiterin und der Psychotherapeutin im erweiterten Team zeigt. Die Probleme in diesem Bereich reichen von der Pflege oder dem Verlust von Angehörigen über Geldsorgen bis hin zu familiären Streitigkeiten. Sehr froh ist man im Primärversorgungszentrum St. Pölten auch über die Möglichkeit der akuten Physiotherapie, über den Wundmanager zur Versorgung von chronischen Wunden und über die Diätologin, die in Zeiten der Wohlstandserkrankungen eine wichtige Rolle im Team einnimmt.
„Mit dieser neuen Primärversorgungeinheit wird ein weiterer Meilenstein in der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung gesetzt. St. Pölten will „Fittest City of Austria“ werden und rückt in diesem Zusammenhang die Gesundheitsvorsorge in den Mittelpunkt. Dieses neue Zentrum soll daher nicht nur Anlaufstelle bei gesundheitlichen Problemen sein, sondern ganz besonders für die Prävention genutzt werden. Unser Ziel ist es, durch eine aktive Gesundheitsvorsorge die Lebensqualität der Menschen bis ins hohe Alter zu gewährleisten und dafür ist die neue Primärversorgungseinheit bestens geeignet. Hervorzuheben sind die gute Lage mit ausreichend Parkplätzen und die Erreichbarkeit mit dem LUP-Bussystem sowie die Barrierefreiheit. Als Bürgermeister freut mich natürlich auch, dass hier viele moderne Arbeitsplätze für sehr qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entstanden sind. Der Gesundheitsstandort St. Pölten wird durch diese Einrichtung beträchtlich aufgewertet“, sagt Mag. Matthias Stadler.
Primärversorgungseinheiten setzen Meilenstein im NÖ Gesundheitswesen
Bis zum Jahr 2021 sollen in Niederösterreich insgesamt 14 neue Primärversorgungseinheiten entstehen. Im Oktober 2018 eröffnete das erste in Böheimkirchen, das zweite ist nun das Primärversorgungszentrum St. Pölten, das dritte startet in Schwechat. Vorerst handelt es sich um Pilotprojekte. Vereinbart wurde von den Partnern Land Niederösterreich, NÖ Gebietskrankenkasse und NÖ Ärztekammer auch, dass zeitnah drei weitere Einrichtungen in der Nähe von oder in NÖ Landeskliniken sowie Einrichtungen, die als Netzwerk organisiert sind, umgesetzt werden. Die Finanzierung der Primärversorgungszentren übernimmt zu einem großen Teil die NÖ Gebietskrankenkasse, kofinanziert werden sie vom Land Niederösterreich. Nach der laufenden Evaluierung sollen die Pilotprojekte in den Regelbetrieb übergehen.
Quelle: Ärztekammer für Niederösterreich
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