Eine Autogrammkarte des SK VÖEST Linz aus der Saison 1987/88.
Eine Autogrammkarte des SK VÖEST Linz aus der Saison 1987/88.

Aus Anlass des 1. Todestages:

Am 3. Juli 2016 verstarb im 50. Lebensjahr stehend Maximilian – den alle Welt nur Max rief – Eisenköck an einem Herzstillstand. Eisenköck zählte zu seiner Zeit als junger und aktiver Fußballspieler zu den größten Torhüter-Talenten im Bundesland Oberösterreich, der es durch sämtliche Auswahlmannschaften hindurch sogar bis in die Österreichische Unter21-Nationalmannschaft an der Seite von Peter Artner, Hans-Peter Frühwirth, Gerald Glatzmayer (†), Alexander Sperr, Peter Schöttel, Peter Stöger und andere geschafft hatte.

Max Eisenköck stieß im Sommer 1984 über das Bundesjugendleistungszentrum – kurz BJLZ Raika Wels zum SK VÖEST Linz. Das dortige Leistungszentrum / LZ der Linzer Werkssportler zählte im Unter 15, als auch im Unter 17-Bereich zur absoluten Österreichischen Elite. Der Lokalrivale LASK verfügte über ein derartiges LZ nicht, sodass sich im blau-weißen Stahl-Becken der SK VÖEST-Fußballer ein hoffnungsfrohes Reservoir an Nachwuchs-Talenten nur so tummelte. Ing. Franz Kutil galt als Vater dieser VÖEST-Fohlen. Unter seiner Trainer-Tätigkeit kamen bereits in den 1970er Jahren die späteren Bundesliga-Profis Siegfried Bauer, Horst Baumgartner, Max Hagmayr, Hans Halter, Reinhold Hintermaier, Gerald Luftensteiner, Manfred Schill, Gerhard Ulmer, Helmut Wartinger und andere heraus.

In jener Zeit Mitte der 1980er Jahre standen wieder zahlreiche Talente quasi Ball (Gewehr) bei Fuß. Jürgen Müller (†), Alexander Sperr, Jürgen Werner-Klausriegler, Manfred Wurmlinger und eben Max Eisenköck (†). Letzterer drängte sich mit seinen Leistungen im Herbst 1984 im Unter 21-Team des SK VÖEST für höhere Aufgaben derart auf, sodass Milan Miklavic, der Trainer der Kampfmannschaft des SK VÖEST, ihn im November 1984 kurzerhand in den Bundesliga-Kader beorderte. Und da sich Stammtorhüter Erwin Fuchsbichler kurzzeitig verletzte, feierte der gerade erst am 20. Oktober 18 Jahre jung gewordene Max Eisenköck am Samstag, 17. November 1984 sein Bundesliga-Debüt in Salzburg-Lehen für den SK VÖEST Linz. Von Nervosität war bei ihm wenig zu spüren, ganz im Gegenteil, die VÖEST-Elf trumpfte bei Austria Salzburg auf und der Jung-Spund im Tor bot einen sicheren Rückhalt. Nach Toren von Günther Haizinger, Jürgen Werner und Georg Zellhofer musste der Debütant erst in Minute 77 hinter sich greifen. Der Deutsche Hans-Gerd Schildt konnte ihn zum Ehrentreffer bezwingen. Das Debüt gelang. VÖEST blieb mit Eisenköck im Tor in Salzburg 3 : 1 erfolgreich … und eine Woche später stand wieder Erwin Fuchsbichler im blau-weißen Gehäuse.

Zweites Bundesligaspiel für ihn am 20. September 1986. Max Eisenköck klärt vor Tino Jessenitschnig. Links: Alexander Sperr und Günther Stöffelbauer, rechts Erich Obermayr. Aus SK VÖEST Linz vs. FK Austria Wien, 1 : 1. Foto: Erwin H. Aglas, oepb
Zweites Bundesligaspiel für ihn am 20. September 1986. Max Eisenköck klärt vor Tino Jessenitschnig. Links: Alexander Sperr und Günther Stöffelbauer, rechts Erich Obermayr. Aus SK VÖEST Linz vs. FK Austria Wien, 1 : 1. Foto: Erwin H. Aglas, oepb

Eisenköck blieb von nun an jedoch am Ball und ließ sich nicht mehr so leicht verdrängen. Die Nummer 1 war mit dem Hünen Fuchsbichler zementiert, dahinter ritterten allerdings Emil Samrykit und er um die stete Nummer 2. Es sollten jedoch zwei Jahre vergehen, ehe der Max wieder im Kasten der Ersten zu stehen kam. Erwin Fuchsbichler wurde im Sommer 1986 vom SK VÖEST nach 12 verdienstvollen Jahren „gegangen“ und von da an sollte die Stunde für Max Eisenköck gekommen sein. Es dauerte jedoch wieder bis zur 12. Runde, ehe ihm Trainer Ferdinand Milanovich gegenüber Emil Samrykit den Vorzug gab. Am Samstag, 20. September 1986 stand er wieder im Tor der Kampfmannschaft des SK VÖEST – gegen den FK Austria Wien. In der 15. Minute bereits das 0 : 1 durch Josef „Pepi“ Degeorgi. Aber Eisenköck, der für einen Torhüter zugegebenermaßen nicht der Größte war, wuchs über sich hinaus und rettete mit seinen Paraden dem SK VÖEST beim 1 : 1 einen wertvollen Zähler.

Von da an war er aus der Stammelf nicht mehr wegzudenken. Die blau-weißen Linzer spielten eine perfekte zweite Halbserie im Herbst 1986, verpassten dem LASK im Stadt-Derby nach einem 0 : 2-Rückstand mit einem grandiosen 3 : 2-Erfolg ein wahres Stahlbad, schlugen RAPID in Linz mit 4 : 3 und hatten beim 2 : 2 gegen den FC Tirol leider nicht das bessere Ende für sich. Beim alles entscheidenden 1 : 0-Erfolg in der 22. und letzten Herbstrunde am Wiener Sportclub-Platz galt Max Eisenköck als Vater des Sieges. Die Partie war lange Zeit ausgeglichen, ehe Walter Müllner in der Hitze des Gefechtes die Kugel ins eigene Netz bugsierte. Die WSC-Angriffe verpufften allesamt in den Polypenarmen von Max Eisenköck an jenem 29. November-Nachmittag des Jahres 1986 zu Wien-Dornbach.

Faksimile: Max Eisenköck (hockend ganz rechts) erfolgreich mit der Unter21-Nationalmannschaft des ÖFB.
Faksimile: Max Eisenköck (hockend ganz rechts) erfolgreich mit der Unter21-Nationalmannschaft des ÖFB.

Auch im Frühjahr 1987 stand er noch in regelmäßigen Abständen im Tor, jedoch erwuchs ihm mit Thomas Laschinger ein steter Rivale aus dem eigenen Haus. Beide Keeper kamen abwechselnd zum Einsatz, mit dem Ergebnis, dass Laschinger das bessere Ende für sich behielt. Als im Sommer 1987 mit dem Eisenstädter Leo Martinschitz ein Routinier aus dem Lindenstadion geholt wurde, zeichnete sich langsam aber sicher das Ende seiner Karriere beim SK VÖEST ab. Max Eisenköck gehörte zwar mit Unterbrechungen bis zum Sommer 1989 dem Kampfmannschafts-Kader an, so richtig Fuß fassen konnte er jedoch nicht mehr.

Er konzentrierte sich von da an weiter auf seine berufliche Tätigkeit im Bereich der Telekommunikation in der voestalpine, die ohnehin ein breit gestreutes Spektrum bot. Nebenbei „flog“ er noch für den einen oder anderen OÖ-Landesligisten zwischen den Pfosten hin und her, ehe ihn Jürgen Werner 1994 erneut zum zwischenzeitlichen FC Linz holte. Max Eisenköck agierte als umtriebiger Co-Manager und galt als Prellbock zwischen Verein und Fans. Er kümmerte sich um die damals aufkommenden drehbaren Werbebanden im Linzer Stadion, was ihm dem zweifelhaften Spitznamen „Drehbanden-Manager“ einbrachte. Aber der „Eiserne“ wäre eben nicht der Eiserne gewesen, wenn ihn solch dumme Buben-Streiche-Ausdrücke aus der sprichwörtlichen Ruhe gebracht hätten.

Der FC Linz war aufgestiegen und der Herbst 1994 verlief im Oberhaus durchwegs positiv. Christian Stumpf, der ein Jahr später beim SK RAPID Wien als Büffel tituliert werden sollte, führte mit 11 Toren die Torschützenliste an und es schien alles Eitel Wonne zu sein. Ein katastrophales Frühjahr 1995 mit einem 1 : 7 in Linz gegen die Wiener Austria, katapultierte den FC Linz wieder in Liga Zwei zurück. Dort ließ man aber erneut aufhorchen, als ein gewisser Hugo Sanchez im September 1995 an der Donau anheuerte. Der FC Linz war wieder in aller Munde und Eisenköck als zweiter Manager hinter Jürgen Werner gefragter denn je.

Nach dem neuerlichen Aufstieg 1996 wurde der FC Linz per 21. Mai 1997 sang und klanglos liquidiert. Die zahlreichen blau-weißen Fans, die sich von da an beim frisch etablierten FC Blau-Weiß Linz in einem komplett neuen Betätigungsfeld wieder gefunden hatten, konnten es dem „Eisernen“ jedoch nie verzeihen, dass er dem Liquidierungs-Präsidenten Franz Grad nibelungentreu zum ASKÖ Pasching gefolgt ist, dessen Aufstieg von der 2. OÖ-Landesliga bis in den Europapokal führen sollte. Und dennoch ist es nicht von der Hand zu weisen, dass unter Trainer Georg Zellhofer und Klub-Faktotum Max Eisenköck der spätere FC Superfund binnen kürzester Zeit ganz nach oben kam.

Max Eisenköck anhand eines beginnenden Trainings am Werksportplatz des SK VÖEST im Mai 1989. Im Hintergrund der legendäre Bunker. Foto: oepb
Max Eisenköck anhand eines beginnenden Trainings am Werkssportplatz des SK VÖEST im Mai 1989. Im Hintergrund der legendäre Bunker. Foto: oepb

Immer getreu zum Wohle des Vereins agierte Max Eisenköck. Zwar still im Hintergrund, dafür aber emsig. Die Linzer Vorstadt stand Kopf, als man im August 2003 im Rahmen des UI-Cups den SV Werder Bremen mit 4 : 0 aus dem Waldstadion schoss. Und da das Rückspiel im Weserstadion 1 : 1 endete, traf man im Finale auf den FC Schalke 04, der die Himmelsstürmer allerdings jäh aus ihren Träumen reißen sollte.

Max Eisenköck hielt auch Wort, als er in einem Interview in der „Stahlfront-News“-Ausgabe 7 – einem Fan-Zine – deponierte: Fusion mit dem LASK: „Nicht vorstellbar und wenn doch voraussichtlich ohne Jürgen Werner, aber ganz bestimmt ohne Max Eisenköck.“ Die sogenannte Fusion kam und der „Eiserne“ war nicht mehr da.

Ihn zu beschreiben, eher zu charakterisieren, ist in vielerlei Hinsicht möglich:

FC Linz Präsident Franz Grad stellte Hugo Sanchez für seine Zeit in Linz einen Porsche 911 zur Verfügung. Der Mexikaner verließ Linz wieder nach 8 Monaten und ließ den Wagen naturgemäß zurück. Bloß fand dieser den Weg nicht in die Grad´sche Garage zurück. Eisenköck fuhr von da an einige Monate den Wagen weiter, ohne Rücksprache mit dem Präsidenten, da er der Meinung war, dies sei für einen FC Linz-Manager ohnehin das am geeignetste Gefährt.

Der FC Linz blieb unerwartet in Salzburg-Lehen mit 2 : 0 siegreich. Auf der Heimfahrt am Rastplatz Mondsee plauderte Manfred Zsak mit erfreuten Anhängern über diesen wahrlich nie erwarteten Erfolg. Eisenköck saß bereits im Bus

Der "Eiserne", wie man ihn in den letzten Jahren kante. Max Eisenköck (*1966, † 2016). Foto: GEPA
Der “Eiserne”, wie man ihn in den letzten Jahren kannte. Max Eisenköck (*1966, † 2016). Foto: GEPA

und drängte auf die Weiterfahrt. Zsak stand etwa 2 Meter vom Bus entfernt, als seine mobile Telefonzelle im Hosensack lautstark bimmelte. Am anderen Ende der Leitung der „Eiserne“, der Zsak bat, doch nun endlich in den Bus zu steigen. Eisenköck hätte bei der offenen Bustüre herausrufen können, unterließ dies jedoch und frönte der aufkommenden mobilen Telekommunikation, damals, im Herbst 1996.

Ebenso im Oktober 1996 geschah folgendes, was die offene und ehrliche Art von Max Eisenköck unterstrich. Der FC Linz verlor die x-te Partie im Horr-Stadion gegen die Wiener Austria. Nach dem Spiel stürmten zahlreiche Freaks der Westtribüne den Platz und fetzten den verdutzten Linzern die Transparente vom Zaun. Ein Stück mit der Aufschrift „FC Linz-Fans gegen Rechts“ wurde an Ort und Stelle derart malträtiert, sodass lediglich Fragemente übrig geblieben sind. Max Eisenköck gesellte sich mit Helmut Slezak, dem damaligen Austria-Sekretär zum Linzer Fanbus und beruhigte die Mitgereisten. Dies schien ein schwieriges Unterfangen zu werden, da sich Teile der Reise-Belegschaft – verständlich oder nicht – partout nicht beruhigen wollten. Zum besseren Verständnis und zur Volks-Beruhigung bot er kurzerhand 300 Schillinge „für ein paar Bier auf der Heimfahrt“ an. Leider wurde das von einigen „FC Linz-Fans gegen Rechts“-Vertretern dermaßen falsch verstanden, sodass das sprichwörtliche Götz-Zitat gegen den „Eisernen“ noch eine Höflichkeits-Floskel war.

Mit Max Eisenköck verlässt auf jeden Fall wieder eine einstige Persönlichkeit des ohnehin nicht mehr existenten SK VÖEST viel zu früh diese irdische Welt. Es bleibt nur zu hoffen, dass er nun endlich auch zur Ruhe kommt und er den Frieden bei seinem ihm vor einigen Jahren bereits vorausgegangen Sohn findet. Jenen Frieden, den er hier zwar gesucht hat, wohl aber nie ganz fand …

„Glück auf, alter Kumpel und mach´s gut. Es war einmal, und es war einmal schön ...“

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