Eintrittskarte (Ticket) von einem sogenannten “Fußball-Doppler” vor 40 Jahren in Wien. Sammlung: oepb

Beim „Fußball-Doppler“ dreht es sich nicht um eine 2 Liter Flasche Wein, sondern einzig und allein um die Tatsache, zwei Fußballspiele an einem Tag am gleichen Ort und im selben Stadion verfolgen zu können. Herrlich, was waren das doch für wunderbare Zeiten im Fußballlandl Österreich! Wie bei uns hier an dieser Stelle bereits mehrfach geschildert, wurde im Rahmen der neugegründeten Österreichischen Fußball-Bundesliga im Jahre 1974 auch der Unter 21-Bewerb der teilnehmenden 10 Erstdivisionäre geschaffen. Die Talente der jeweiligen Klubs trafen in ihrer eigenen Meisterschaft zwei Stunden vor dem Hauptspiel auf ihre Alterskollegen des jeweiligen Spieltag-Gegners der Kampfmannschaft und konnten sich bei guten Leistungen nicht selten auch über eine tolle Besucher-Kulisse erfreuen. Bis zur Saison 1981/82 lauteten hier die jeweiligen österreichischen Unter 21-Meister wie folgt: SK Rapid Wien (1975 und 1978), SK Sturm Graz (1976), SK VÖEST Linz (1977), sowie FK Austria Wien (1979, 1980 und 1981).

Im Bild von links: Gerhard Steinkogler, Petko Petkov (beide Austria), gegen Franz Bacher und Ferdinand Bartosch (Nr. 6, beide Salzburg) Aus dem Vorspiel FK Austria Wien gg. SV Austria Salzburg (1 : 0) vom Samstag, 24. April 1982. Foto: © oepb

Fußball-Doppelveranstaltung in der Meisterschaft

Es gab in früheren Zeiten aber auch die Kampfmannschafts-„Doppler“ in der Meisterschaft, wobei es sich dabei um ein typisch wienerisches Phänomen handelte. In den Wirren des Zweiten Weltkriegs von 1939 bis 1945 war dies meist darauf zurückzuführen, dass nicht jeder Sportplatz in Wien bespielbar war, oder dass sich aufgrund zerbombter Straßenzüge und vom Feind besetzter Bezirke die Anreise zu den jeweiligen „Auswärtsspielen“ als überaus mühsam herausstellte. Auch in späteren Jahren im Gott sei Dank wieder friedlichen Österreich setzte sich in Wien diese liebgewordene Tradition fort. Was heutzutage schier unmöglich erscheint, passierte sogar auch im Europapokal. Beispielsweise zuletzt 1981. Das Vorspiel bestritt am Mittwoch, 16. September 1981 um 18 Uhr Rapid gegen Videoton (UEFA-Cup, 2 : 2, 25.000 Zuschauer) und zum Hauptspiel am gleichen Abend im Wiener Praterstadion um 20 Uhr traf die Wiener Austria auf Partizan Tirana (Meistercup, 3 : 1, 30.000 Besucher). Die gleiche Prozedur wiederholte sich in umgekehrter Reihenfolge am Mittwoch, 21. Oktober 1981. Das Vorspiel im Meistercup um 18 Uhr bestritt der FAK gegen Dynamo Kiew (0 : 1 vor 28.000 Anhängern) und zwei Stunden später kreuzte Rapid im UEFA-Cup mit dem PSV Eindhoven vor 30.000 Zuschauern und einem 1 : 0-Erfolg die Klingen. Das ist über 40 Jahre her und für die jüngere Fußballfan-Generation heute wohl schwer vorstellbar. Ähnliches passierte auch in der heimischen Meisterschaft und das über Jahrzehnte betrachtet hin immer wieder.

Die einen (Walter Müllner, Sport-Club, links) kämpfen gegen den Abstieg, die anderen (Johann Pigel, GAK, rote Dress) wollen in den UEFA-Cup. Dieses Getümmel kam dabei heraus. Aus dem Hauptspiel Wiener Sport-Club gegen Grazer AK (1 : 0) vom 24. April 1982. Foto: © oepb

Samstag, 24. April 1982, 1. Fußball-Division, 30. Runde

Der FK Austria Wien, der viele Jahre lang in Wien über keine eigene Heimstätte verfügte und überall im Zuge seiner Heimspiele immer nur „geduldeter Gast“ war, hatte in der Saison 1981/82 mit dem First Vienna FC eine Art Gentlemen´s Agreement. Die Döblinger, die in der 2. Division um den Aufstieg ins Oberhaus kämpften, der letzten Endes in diesem Jahr auch gelang, bestritten als Platzhirsch auf der Hohen Warte das Vorspiel, die Austria als „Hohe Warte“-Gast bat dort zwei Stunden später ihre jeweiligen Gegner zum Heimspiel in der 1. Liga. Dies ging eine ganze Weile auch gut. Sogar ein Wiener Derby gegen Rapid (0 : 1 aus Sicht der Austria vor 11.000 Zuschauern) ging am 18. November 1981 auf der Hohen Warte über die Bühne. Bis zum 24. April vor 40 Jahren. Der Austria-Fan, der es in damaliger Zeit ohnehin gewohnt war, quer durch Wien zu tingeln, um seine Veilchen kicken zu sehen, musste an jenem Wochenende eben nicht in den XIX., dafür aber in den XVII. Hieb reisen. „Die Zuschauer-Einnahmen teilen wir 40 (Austria) : 60 (Sport-Club)!“, so Norbert Lopper, Sekretär der Wiener Violetten im Vorfeld dieser Konstallation. Die Austria trat also als Gast am Sportclubplatz an und traf dort als Veranstalter auf den SV Austria Salzburg.  6.000 Besucher waren zum Vorspiel um 14 Uhr erschienen und sahen eine matte Vorstellung des Titelkandidaten. Felix Gasselich gelang das „Goldene Tor“ gegen den als krassen Außenseiter und Abstiegskandidaten gehandelten Namensvetter aus der Mozartstadt. Und auch der in Hernals ortsansässige Wiener Sport Club tat sich an jenem Tag schwer. 8.000 Fußball-Freunde waren bis 16 Uhr am Sportclubplatz versammelt und erlebten einen farblosen 1 : 0-Erfolg der Gastgeber über den GAK. Alberto Martinez trat hier als siegbringender Elfmeterschütze in Erscheinung.

Im Bild von links: Josef Stering (im Hintergrund) und Wolfgang Schwicker (Bildmitte, beide GAK), gegen Bohdan Masztaler (Nr. 2), sowie Norbert Lichtenegger (ganz rechts, beide Sport-Club). Aus dem Hauptspiel Wiener Sport-Club gegen Grazer AK (1 : 0) vom 24. April 1982. Foto: © oepb

Ausgeglichene 1. Division 1981/82

Der Wiener Sport-Club, der als Tabellenschlusslicht einen sportlich fürchterlichen Herbst 1981 fabrizierte und erst im Frühjahr 1982 langsam aber sicher in Fahrt kam, tauschte nach diesem Spieltag den letzten Tabellenplatz mit Austria Salzburg ein. Bis Platz 5 und dem dort sich befindlichen SK Sturm Graz trennten die Dornbacher nun nur noch zwei Punkte. Und vorne weg marschierten die beiden Wiener Großklubs Austria (40 Punkte) und Rapid (39 Punkte), wobei die Hütteldorfer am Freitag zuvor in Linz beim LASK vor 6.500 Zuschauern über ein trostloses 0 : 0 nicht hinauskamen. Die Fußball-Meisterschaft 1981/82, die noch einen Monat laufen sollte, blieb spannend bis zum letzten Torschuss. Das Wiener Phänomen der Meisterschafts-Doppler aber ist in der heimischen Fußball-Landschaft heutzutage beinahe in Vergessenheit geraten. Aber, es gab im Österreichischen Fußball früher – und auch noch heute – nichts, was es nicht gibt …

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Quelle: Redaktion www.oepb.at

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