Die Hof- und Staatsoper in Wien im Wandel der Zeit. Foto-Collage: Wiener Staatsoper / oepb
Die Hof- und Staatsoper in Wien im Wandel der Zeit. Foto-Collage: Wiener Staatsoper / oepb

Am 25. Mai 1869 – demnach vor 150 Jahren – wurde das neue Opernhaus an der Ringstraße in Wien, sechs Jahre nach der Grundsteinlegung vom 20. Mai 1863, in Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph I. feierlich eröffnet.

Die Geburtsstunde der heutigen Wiener Staatsoper, der damaligen Hofoper, war somit amtlich.

Nach einem Prolog, dargeboten im Vindobona-Kostüm der ungekrönten Königin des Burgtheaters Charlotte Wolter, spielte man Wolfgang Amadeus Mozarts „Don Juan“, später als „Don Giovanni“ weltberühmt. Mozarts Werke wurden übrigens bis zur Stunde knapp 2.800-mal aufgeführt. Lediglich Giuseppe Verdi kam mit beinahe 3.000 Aufführungen öfter vor den Vorhang.

Die Pläne für das Opernhaus stammten von den beiden Architekten Eduard van der Nüll und August Sicard von Sicardsburg, stießen jedoch in der breiten Öffentlichkeit auf dermaßen heftige Gegenwehr – wie beispielsweise „Der Sicardsburg und van der Nüll – die haben beide keinen Styl!“, oder „Griechisch, Gotisch, Renaissance – das ist denen alles ans“ – die wiederum van der Nüll am 3. April 1868 in den Selbstmord trieben. Am 11. Juni 1868 – ebenso knapp ein Jahr vor der Eröffnung – starb von Sicardsburg an gebrochenem Herzen. Doch nicht einmal die Tragödie der Architekten brachten die Kritiker zum Verstummen. Lange beschwerte man sich über die schlechte Akustik und schwärmte von den Qualitäten des alten Kärntnertortheaters.

Dabei war der ambitionierte Neubau, der 1863 seinen Ursprung hatte, technisch und künstlerisch durchwegs auf der Höhe der Zeit. Er war einer der ersten zentral klimatisierten und beheizten Großbauten, wozu 19 Kilometer Dampfrohre im Gebäude verlegt wurden. Auch stilistisch war die an der venezianischen Renaissance, aber auch der französischen Romantik und Gotik orientierte Oper ein Pionierbau des Ringstraßenstils.

Als während der Bauarbeiten für die Ringstraße das Straßenniveau nachträglich um einen Meter erhöht wurde, bemängelten die Kritiker die „versunkene Kiste“, die ein „Königgrätz der Baukunst“ repräsentiere: „schwer wie ein in der Verdauung liegende Elefant“ befand man das Gebäude.

Das viel gescholtene Opernhaus kostete zwischen 3 und 6 Millionen Gulden – so genau ließ sich das nicht sagen, wurde vom Kaiser höchst persönlich aus dessen Privatschatulle finanziert – und erreichte somit das 20-fache der Baukosten des Kärntnertortheaters. Das neue Opernhaus bot 2.324 Besuchern Platz, bei voller Auslastung der Stehplätze und erweiterter Nutzung der Logen durch je 5 Personen, stieg diese Zahl auf 3.100 Plätze an. Die Bühne war 29 Meter breit und samt der Hinterbühne 48 Meter tief. „Das Innere des Opernhauses ist verschwenderisch und behaglich zugleich gestaltet!“, so eine damalige Presse-Kritik. Die bedeutendsten Maler und Bildhauer Wiens, allen voran Moritz von Schwind, der die Entwürfe für den dekorativen Vorhang lieferte, waren daran beteiligt.

Dass die Eröffnungsvorstellung nicht ganz ausverkauft war, wurde damit in Zusammenhang gebracht, dass die Eintrittpreise von beispielsweise 25 Gulden für einen Parkettsitz doch viel zu hoch gegriffen waren. Die weitreichenden Auseinandersetzungen um das Gebäude führten allerdings auch dazu, dass die zweite Vorstellung am 26. Mai noch schlechter besucht war und die Kritik um das ganze Haus herum viele Jahre lang nicht mehr verstummen sollte.

Wiedereröffnung nach dem Krieg

Am 5. November 1955 wurde die Wiener Staatsoper wieder eröffnet. Zu den Feierlichkeiten im Rahmen der Wiedereröffnung dirigierte Karl Böhm die Ludwig van Beethoven-OperFidelio“. Die Bevölkerung nahm daran sehr regen Anteil. Tausende von Menschen hatten sich stundenlang angestellt, um noch eine Karte für den Stehplatz zu ergattern. Die Aufführung wurde vom Österreichischen Rundfunk übertragen. Bereits am Vormittag des gleichen Tages fand ein Staatsakt statt, bei dem Unterrichtsminister Heinrich Drimmel an Dirigent Karl Böhm symbolisch den Schlüssel zur Oper übergab.

Am 12. März 1945 war beim „Kampf um Wien“ die Staatsoper von einer Fliegerbombe getroffen worden und brannte nahezu völlig aus. Den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg leiteten die Architekten Erich Boltenstern und Otto Prossinger. Die ursprüngliche Absicht, die Oper entsprechend ihrem früheren Aussehen wieder aufzubauen, gab man auf, da für die ornamentalen Details die Skizzen fehlten und der Neubau auch dem Zeitgeschmack entsprechen sollte. Die Dekoration wurde schlichter gehalten als zur Makartzeit, die Grundfarben bildeten wieder Rot, Gold und Elfenbein.

Der Zuschauerraum erhielt aus feuerpolizeilichen Gründen nicht mehr jene ursprünglichen 3.100 Plätze, sondern nur mehr lediglich 2.211 Sitze und bildete ein Logentheater mit vier Rängen. Die früheren Logen des dritten Ranges und die Säulen des vierten, die die Sicht versperrten, fielen weg. Auch die Pausenräume erhielten eine neue Gestaltung. Zu dem alten Foyer kamen der Gobelinsaal und der Marmorsaal mit dem Buffet hinzu. Die Kosten des Wiederaufbaus betrugen 260 Millionen Schillinge (zirka 19 Mio. €), die zum größten Teil aus Steuergeldern und zu einem kleineren Teil aus Spenden von Musikbegeisterten aus aller Welt getätigt wurden.

Die Staatsoper der Neuzeit

In der heutigen Zeit gilt die Wiener Staatsoper als eines der wichtigsten Musikhäuser weltweit und gleichzeitig als Haus mit dem größten Repertoire. An die 40 Opern wurden im Opernhaus am heutigen Opernring 2 in Wien uraufgeführt, beispielsweise auch drei Richard Strauss-Werke. Mit „Die Frau ohne Schatten“ wird am 25. Mai 2019 der 150. Geburtstag begangen. Heutzutage stehen pro Saison in etwa 350 Vorstellungen über 60 verschiedene Opern- und Ballettwerke auf dem Spielplan. Bei ausverkauftem Haus sind 1.709 Sitzplätze und 567 Stehplätze verfügbar. Dazu Opernkenner, -freund, ORF-Moderator und Volksoper-Chefdramaturg Christoph Wagner-Trenkwitz: „Die Wiener Staatsoper liegt auf einem eigenen Planeten mit einer Handvoll Häuser wie der Mailänder Scala, der Metropolitan Opera New York und des Covent Garden in London. Aber in Wahrheit verbietet sich für einen Wiener jeder Vergleich: Nur Wien ist Wien!“

Quelle: oepb

Übrigens, der unvergessliche Marcel Prawy ging bereits zu Lebzeiten in die Geschichte ein.

Lesen Sie hier bei uns einen Nachruf über den berühmten Opernführer a.D.;

www.wiener-staatsoper.at

 

Back to Top