Während heuer weltweit die niedrigste Weinproduktion seit Jahren zu verzeichnen ist, konnte in Österreich eine sowohl mengenmäßig als auch qualitativ sehr gute Ernte gelesen werden. Die laut dritter Ernteschätzung im Oktober eingebrachten 2,6 Mio. hl bedeuten ein Viertel mehr als im fünfjährigen Durchschnitt, sie werden die mancherorts leeren Keller wieder füllen. Auch 2017 traten wieder Spätfröste und Hagel auf, richteten jedoch weitaus weniger Schaden als im Vorjahr an. Lediglich das Weinviertel hatte heuer eine geringere Ernte als im Durchschnitt, verursacht durch extreme Trockenheit in einem der heißesten Sommer seit langer Zeit.
Witterungsverlauf 2017
Generell zeichnete sich das heurige Jahr durch stetigen Temperaturwechsel aus, der für wettermäßige Rekorde sorgte. Es begann mit dem kältesten Jänner der letzten 30 Jahre, der zudem sehr trocken war, der Februar hingegen war außerordentlich warm. Darauf folgte der wärmste März, der in 251 Jahren jemals registriert wurde, in Folge begann die Blüte der entsprechenden Pflanzen bereits früher. Auch die Trockenheit seit Jahresbeginn setzte sich in den Weinbaugebieten fort, in der Südsteiermark gab es regionsweise nur 1 mm Niederschlag. Temperaturmäßig bot der nachfolgende April wieder das Gegenteil: Der kühlste seit 9 Jahren brachte in der zweiten Monatshälfte einen massiven Kaltlufteinbruch, der Frostschäden nicht nur bei der früh begonnenen Apfelblüte verursachte. Diese Aprilkälte verringerte auch wieder den bis dahin bereits vierzehntägigen Vegetationsvorsprung. Als Kontrast war der Mai wieder überdurchschnittlich warm, im Juni stiegen die Temperaturen weiter – es war der zweitwärmste in 251 Jahren Wetteraufzeichnungen, nur 2003 war es noch um gut 1 °C wärmer. Besonders schlimm war die starke Hitzewelle mit der einhergehenden Trockenheit in der zweiten Monatshälfte.
Der Juli setzte mit 2 Hitzewellen die Trockenheit in den Weinbaugebieten fort, erst ein Kaltlufteinbruch nach 3 Wochen brachte etwas Milderung und Niederschlag – für das Weinviertel aber wieder sehr wenig. Sehr trocken war auch leider der August. Im Weinviertel und im Nordburgenland gab es bis zu 50 Prozent weniger Regen. Dementsprechend musste vor allem das Weinviertel Ernteausfälle hinnehmen (minus 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr), auch im Nordburgenland kämpfte man mit denselben Problemen. Viele Winzer versuchten in diesem Sommer mit teils immens hohem Arbeitsaufwand ihre Weingärten zu bewässern, um die Ernte zu retten. Doch auch das Ausbringen von 1 Million Liter Wasser war oft nur der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein!
Die Weinlese hatte entsprechend dem Reifevorsprung von knapp zwei Wochen bereits früh begonnen, doch nach einem Drittel der Erntezeit machte der Folgemonat einen leichten Strich durch die Rechnung. Der kühle und tendenziell feuchte September 2017 führte zwar immer wieder zu unerwünschten Leseunterbrechungen, der Oktober zeigte sich dafür hingegen freundlich, sodass die Weinlese heuer bereits Mitte Oktober zum größten Teil abgeschlossen war. Die sehr gute Traubenqualität erlaubte auch die landesweite Anhebung der Hektarhöchstertragsmenge um die zulässigen 20 Prozent, damit die betroffenen Betriebe ihre letztjährigen Ernteausfälle zumindest teilweise ausgleichen konnten.
Im Keller erlaubte die erfreuliche Qualität der Trauben heuer ein weitgehend geregeltes, aber dennoch sehr konzentriertes Arbeiten. Denn manche Gärung hatte so ihre Eigenheiten, die man genau im Auge behalten musste, um wenn nötig zeitgerecht eingreifen zu können. Neben deutlicher Sortenaromatik und klarer Fruchtigkeit weisen die Weine eine schöne Dichte und Stoffigkeit am Gaumen auf, die einerseits bereits jetzt Trinkfreude bereiten, andererseits auch auf eine gute weitere Entwicklung im Zuge des Weinausbaus hoffen lassen.
Niederösterreich
Insgesamt erwartet man mit 1,6 Mio. hl um 19 Prozent mehr als im Fünfjahresschnitt, lediglich das Weinviertel hatte unter der langen Trockenheit zu leiden. So konnten dort pro Hektar nur 54 hl geerntet werden, während beispielsweise im Kremstal trotz Frostschäden über 73 hl eingefahren werden konnten. Erfreulicherweise konnten die heurigen Spätfröste und Hagelschläge nur geringen Schaden anrichten. Durch mit großem Einsatz durchgeführtes Räuchern zur Frostabwehr, ausreichenden Nachtrieb der Reben und gutes Reagieren der Winzer auf Hagelfolgen konnten größere Einbußen vermieden werden. Generell stellte die Trockenheit das größte Problem im Jahreslauf dar, auch das Bewässern von besonders gestressten Rebanlagen hatte seine Grenzen in der betrieblichen Arbeitskapazität.
Die Lese wurde heuer etwa zwei Wochen früher begonnen und wurde nur durch die Regentage im September unterbrochen. Niedrige Temperaturen und vorheriger guter Gesundheitszustand ließen die Trauben aber das Schlechtwetter relativ gut überstehen. Allgemein freut man sich über einen guten ausgereiften und aromatischen Jahrgang, bei dem die Sortentypizität besonders hervorsticht. Sehr zufrieden mit der Mostqualität war man in der Thermenregion, im Traisental und Carnuntum. Somit werden nicht nur Welschriesling und Grüner Veltliner, sondern auch Zweigelt und Pinot Noir mit ihrer Fruchtigkeit und Stoffigkeit die Weinfreunde erfreuen und den Weg in deren Keller finden.
Burgenland
Sehr zufrieden ist man hier mit dem überdurchschnittlichen Ernteergebnis von plus 28 Prozent zum Fünfjahresschnitt, traten doch erfreulicherweise die negativen Wetterunbilden des letzten Jahres – wenn überhaupt – nur sehr kleinräumig auf. Der sehr frühe Lesebeginn hatte im Nordburgenland zudem den Vorteil, dass die Regenfälle im September nur mehr einen geringen Teil der Trauben trafen. So war man Anfang Oktober oft schon weitgehend mit der Lese fertig, auch wenn vor allem rund um den Neusiedlersee noch einiges an Trauben in den Weingärten hängt – für die Prädikatsweine.
Auch im Mittelburgenland waren die kleinbeerigen lockeren Blaufränkischtrauben nach entsprechender Pflege perfekt ausgereift und gesund. Eine Winzerin beschreibt es so: „Dieser Jahrgang wird lange in Erinnerung bleiben – ein Jahr wie es im Bilderbuch steht.“ Die geernteten Trauben brachten auch eine gute Säurestruktur mit in den Keller. Somit war dort eine gute und saubere Vinifizierung möglich, schließlich sind bei der Maischegärung der Rotweine die mikrobiologischen Anforderungen diffizil. Das Ergebnis der heurigen Bemühungen sind sehr fruchtige und sortentypische Weine mit gutem, dichtem Körper, der sich am Gaumen sehr elegant präsentiert. Was beim Weißwein jetzt schon Vergnügen macht, gilt auch bereits für die jungen Rotweine: Die reife und ausgewogene Säure unterstützt die Fruchtigkeit, während der mittlere Alkoholgehalt für angenehmen Trinkspaß sorgt. Und was jetzt in den Kellern reift, darauf kann man sich schon freuen, wenn es als vollendetes Produkt im Glas funkelt.
Steiermark
Nach dem mageren Vorjahr füllen sich heuer endlich wieder die Keller, man rechnet mit einem Plus von 30 Prozent gemessen am Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Frost und Hagel konnten nur punktuell geringen Schaden anrichten – mit Ausnahme des Schilcherlands, wo die Ernte Ende August durch Hagel empfindlich geschädigt wurde. Ansonsten war die Witterung vergleichbar mit den anderen Weinbaugebieten. Die frühere Lese wurde durch herbstliche Regenfälle zwar etwas gestört, doch wo die sommerliche Weingartenarbeit gut ausgeführt wurde, konnten die Trauben unbeschadet und mit guter Qualität in den Keller gebracht werden. Mitte Oktober wurde mit Trockenbeerenauslesen die Lese abgeschlossen.
Für die steirischen Winzer ist 2017 ein sehr eleganter Jahrgang mit guter physiologischer Reife, ausgeprägter Aromatik und intensiver Fruchtigkeit. Auch gute Dichte und Fülle sind die Zeichen erfolgreicher Ertragsregelung. Ob Welschriesling, Muskateller oder Sauvignon Blanc, heuer findet sich die Sortentypizität in sehr deutlicher Ausprägung. In Summe wird der Jahrgang endlich wieder die leeren Keller der Winzer und dann die Regale der Weinfreunde füllen. Um der Vorfreude der Jungweinfreunde auf den heurigen Jahrgang gerecht zu werden, wurde der Verkauf des „Junker“ dieses Jahr um zwei Wochen früher gestartet.
Wien
Dieses Jahr blieb das Weinbaugebiet Wien von Frost und Hagel weitgehend verschont, der gute Sommer sorgte für eine um 35 Prozent höhere Ernte als im langjährigen Durchschnitt. Auch in Wien (heuer im Monatsmittel öfters der wärmste Ort Österreichs) begann die Lese zwei Wochen früher, ebenso sorgte auch hier das feuchte Septemberwetter für eine kurze Atempause, bevor es mit der Ernte wieder weitergehen konnte. Wie in den anderen Weinbaugebieten konnte die Witterung den Trauben relativ wenig anhaben, so wurden reichlich gute Trauben in die Presshäuser gefahren. „Wir freuen uns auf einen wunderbaren Jahrgang, denn dieses Jahr ist die Menge zufriedenstellend und die Qualität außergewöhnlich hoch“, so der Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Wien, Herbert Schilling. Man darf also einem vollmundigen Wiener Gemischten Satz DAC entgegensehen – und jetzt schon den fruchtig-intensiven Jungen Wiener 2017 genießen.
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