Der „Große Krieg von 1914-1918“ – später als Erster Weltkrieg in die Geschichtsbücher Einzug haltend, tobte schon seit knapp sechs Monaten und forderte bereits hunderttausende Tote auf allen Seiten der verfeindeten Lager, ehe zu Weihnachten 1914 etwas geschah, das bis dato völliges Neuland in der Kriegsstrategie darstellte. Es herrschte am Heiligen Abend 1914 nicht nur Weihnachtsfriede in Form einer von der Befehlsobrigkeit nicht autorisierten Waffenruhe, es wurde auch Fußball inmitten der feindlichen Reihen gespielt.
Die Situation war traurig und doch einzigartig zugleich. Deutsche und britische Soldaten lagen an der Westfront im Dezember 1914 unweit voneinander entfernt frierend und desillusioniert in ihren schlammigen Schützengräben und harrten der Dinge. Man bekämpfte sich unbarmherzig und zahlreiche Opfer waren auf beiden Seiten zu beklagen, als plötzlich von Seiten der Briten just am Heiligen Abend 1914 Weihnachtslieder angestimmt wurden. Die deutschen Soldaten „sangen“ – anstatt zu schießen – in diesem Fall zurück, ehe sich der erste Soldat zaghaft aber doch aus der sicheren Deckung des Schützengrabens wagte. Und mit ihm ein Zweiter, ein Dritter, und ein Vierter … bis sich die bis dato gänzlich unbekannten und verfeindeten Kriegsgegner persönlich und Aug´ in Aug´ gegenüberstanden. Man reichte sich, vorerst nur zögerlich und vorsichtig, die Hände, kam dann aber fast schon ins vertraut scheinende Gespräch, plauderte über die Familien, die zu Hause nicht wussten, ob denn die Liebsten vom Krieg jemals wiederkehren würden, und tauschte Tabakwaren und Schokolade aus. Und dann begannen die feindlichen Kriegsgegner plötzlich Fußball zu spielen: Deutschland gegen Großbritannien, inmitten im Krieg, direkt an der Westfront …
Diese Geschichte soll zeigen, dass der zivilisierte Mensch nicht zum Töten auf der Welt ist. Und dennoch tut er es seit Jahrtausenden. Freundlichkeit, gepaart mit einer gehörigen Portion Neugier, sowie Hilfsbereitschaft sind Attribute, die den Menschen auszeichnen sollten – und nicht der Griff zur Waffe gepaart mit Feindseligkeit. Schön dabei zu beobachten ist auch heute noch der Umstand, dass sich der „einfache“ Soldat in seiner Masse mit dieser Tat über die Befehlskette der Offiziere, die weder eine Waffenruhe, geschweige denn ein freundschaftliches „Fußball-Kickerl“ geduldet hätten, schlichtweg hinweggesetzt hat. „Ein Soldatenleben ist nichts wert, die Armee ist es, die zählt.“, so heißt es doch immer. Aber wenn es keine Soldaten mehr gibt, dann kann der oberste kriegerische Feldherr auf seinem Reißbrett in der warmen Stube auch keine Armeen mehr in die blutrünstige Schlacht entsenden, der Kreis schließt sich demnach.
Der Fußballsport ist völkerverbindend. Das war er schon immer. Im Frieden ohnehin und auch im Krieg. Darum legt, frei nach der Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner und ihrem pazifistischen Roman „Die Waffen nieder!“, reicht Euch die Hände, führt Gespräche, lacht gemeinsam und spielt Fußball. Ein oberster Feldherr, der meint, „Krieg spielen“ zu müssen, ist ohne (s)eine Armee immer chancenlos. Ob das die Menschheit je versteht?
Der Legende nach hat im sogenannten „No Man´s Land“ bei Frelinghien-Houplines an der heutigen französisch-belgischen Grenze am Heiligen Abend 1914 Deutschland das „Freundschaftsmatch“ gegen Großbritannien mit 3 : 2 gewonnen. Oder war es doch umgekehrt, wer weiß das schon noch so genau…?
Quelle: Redaktion www.oepb.at
Bildtext: Deutsche und britische Soldaten und mit ihnen einen Handvoll verständnisvoller Offiziere während des Weihnachtsfriedens von 1914.
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