Was kann es Spannenderes geben, als auf dem Gelände einer riesigen Jugendpsychiatrie aufzuwachsen, allerdings nicht als Patient, sondern als Sohn des Direktors? Von klein auf lernt man die Abweichung von der Norm als ganz normal zu empfinden, zumal dann, wenn auch in der eigenen Familie einiges aus dem gutbürgerlichen Ruder läuft. Und auch der Erzähler war ein Intensivkind, das weder stillsitzen, noch seine Emotionen kontrollieren konnte und somit heute ein heißer ADSH-Kanditat (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom mit Hyperaktivit) wäre.
Joachim Meyerhoffs sprachgewaltiger Roman steht unter dem Motto „Erfinden heißt Erinnern“. Der kleine Joachim begreift schon sehr früh, dass ein Erlebnis beim Erzählen immer neue Formen annimmt und dass dabei manchmal auch längst Verschüttetes wieder zum Vorschein kommt, Der junge Held in Meyerhoffs zweitem Roman wächst zwischen Hunderten von Verrückten als jüngster Sohn des Direktors einer Kinder- und Jugendpsychiatrie auf – und mag es sogar sehr. Mit zwei Brüdern und einer Mutter, die den Alltag stemmt – und einem Vater, der in der Theorie glänzt, in der Praxis aber stets versagt. Wer schafft es sonst, den Vorsatz, sich mehr zu bewegen, gleich mit einer Bänderdehnung zu bezahlen und die teuren Laufschuhe nie wieder anzuziehen? Oder bei Flaute mit dem Segelboot in Seenot zu geraten und vorher noch den Sohn über Bord zu werfen?Am Ende ist es aber wieder der Tod, der den Glutkern dieses Romans bildet, der Verlust, der nicht wieder gutzumachen ist, die Sehnsucht, die bleibt – und die Erinnerung, die zum Glück unfassbar pralle, lebendige und komische Geschichten hervorbringt.
Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war
Alle Toten fliegen hoch, Teil 2
Roman von Joachim Meyerhoff
KiWi-Taschenbuch, 352 Seiten
ISBN: 978-3-462-04681-6
zum Preis von € 9,99 (Deutschland) und € 10,30 (Österreich)
Auch als e-Book erhältlich
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Über den Autor:
Joachim Meyerhoff, geboren 1967 in Homburg an der Saar, aufgewachsen in Schleswig, ist seit 2005 Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters. In seinem sechsteiligen Zyklus „Alle Toten fliegen hoch“ trat er als Erzähler auf die Bühne und wurde zum Theatertreffen 2009 eingeladen. 2007 wurde er zum Schauspieler des Jahres gewählt. Für seinen Debütroman wurde er mit dem „Franz-Tumler-Literaturpreis 2011“ und dem „Förderpreis zum Bremer Literaturpreis“ ausgezeichnet.