Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts waren in den größeren Städten noch Buttenfrauen unterwegs, um ihre Dienste als Wander-Toilette anzubieten. Sie trugen die mobilen Bedürfnisanstalten in Form großer Holzkübel auf ihrem Rücken durch die Straßen. Mit einem weiten Umhang schützten sie ihre Kunden bei der Notdurftverrichtung vor neugierigen Blicken. Üblicherweise stammten diese Personen aus der untersten sozialen Bevölkerungsschicht und verbargen ihr Gesicht aus Scham, und sicher auf wegen des üblen Geruchs, häufig hinter Masken.
Im Jahr 1863 haben Wiener Bürger dann auf die Notwendigkeit von fest eingerichteten, öffentlichen Bedürfnisanstalten hingewiesen. Die Gemeinde hat im Jahr 1883 endlich reagiert und ein Holzklo zur allgemeinen Benutzung auf dem Kinderspielplatz an der Invalidenstraße aufgestellt. Als sich die Einrichtung bewährte, ließ man weitere öffentliche Bedürfnisanstalten für etwa 12.000 Kronen pro Stück in der Stadt errichten – es handelte sich um Fertigteilbauten aus Eisen mit Ziegelunterkonstruktionen und Steinsockel von der Firma Beetz. Es gab kurz darauf auch unterirdische Anlagen, deren Erbauung 60.000 bis 80.000 Kronen (die heute einer Kaufkraft von etwa 600 Euro entsprechen) kostete. Für die Benutzung der öffentlichen Toiletten zahlten die Wiener in der 1. Klasse 10 Heller, in der 2. Klasse 6 Heller.
Besonders erwähnenswert sind die Toiletten auf dem Börseplatz (erbaut 1884 als erste eigentliche öffentliche Bedürfnisanstalt), am Graben (1905 errichtet und einzige erhaltene im Jugendstil eingerichtete Anlage) und am Stephansplatz (1909 in Betrieb genommen, gilt als das meist frequentierte WC der Stadt).
Auch interessant ist die ehemalige Notdurft-Anstalt im Jazzpark Esslingen, durch die man heute das Jazzmuseum Fatty George betritt. Der Pavillon wurde 1912 im geometrischen Jugendstil errichtet und beheimatete eine Dauerausstellung zu Ehren des berühmten österreichischen Klarinettisten.