Wie Kinder- und Schulimpfungen nachgeholt werden können, zeigt das aktualisierte Factsheet des ÖVIH mit einer Bundeslandübersicht zu Impfmöglichkeiten auf. Foto: © Myriams-Fotos from Pixabay

Die Pocken wurden ausgerottet, Kinderlähmung gibt es in unseren Breiten de facto nicht mehr. Das ist den flächendeckend durchgeführten (Kinder-)Impfungen zu verdanken. Mittlerweile gibt es gegen viele Krankheiten, die vor allem im Kindes-, aber auch im Erwachsenenalter zu schweren Folgeschäden führen können, wirksame Impfstoffe. Ein Großteil von ihnen wird üblicherweise im Rahmen des Schulimpfprogrammes verabreicht. Dieses hat allerdings in der Pandemie nur sehr eingeschränkt durchgeführt werden können. Immer noch wurden viele dieser Impfungen nicht nachgeholt. Wenn dies so bleibt, kann es langfristig zum Wiederauftreten von zurückgedrängten Krankheiten und Folgeschäden kommen. Der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller (ÖVIH) hat ein Factsheet erarbeitet, das aufzeigt, wo und wie diese Impfungen am besten nachgeholt werden können. Dieses wurde nun upgedatet und dieser Bundesländer-Überblick ist auf der Website des ÖVIH jederzeit abrufbar.

„Mehr als die Hälfte des seit 1990 verzeichneten (30%-igen) Rückgangs der Kindersterblichkeit ist auf die Durchführung von Impfungen zurückzuführen“, hat die ehemalige Generaldirektorin der WHO Dr. Margaret Chan den Nutzen von Kinderimpfungen vor ein paar Jahren auf den Punkt gebracht. Auch langfristige Folgeschäden von Infektionskrankheiten können durch Impfungen vermieden werden. Dazu gibt es ebenfalls eine Schätzung der WHO: Seit Beginn der weltweiten Initiative zur Ausrottung der Kinderlähmung (Polio) im Jahr 1988 konnten etwa bei fünf Millionen Menschen Polio-bedingte Lähmungen verhindert werden. „Mit anderen Kinder-Impfungen verhält es sich ähnlich. Sie können langfristige Folgeschäden bis hin zu Krebserkrankungen verhindern. Daher ist es so wichtig, dass sie weiter in vollem Umfang durchgeführt werden“, erläutert Mag.a Sigrid Haslinger, Vizepräsidentin des ÖVIH

Schulimpfungen 2020/2021 oft nicht durchgeführt

Laut kostenlosem Kinderimpfkonzept erhalten in Österreich lebende Kinder Gratis-Impfstoffe gegen 13 verschiedene Erregergruppen. In der Schule wird normalerweise gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten und Kinderlähmung (Kombinationsimpfung), Hepatitis B, HPV und

gegen Meningokokken A, C, W, Y geimpft. Seit letztem Jahr ist auch die Influenza-Impfung dabei. 2020 und 2021 gab es COVID-bedingt aber viel weniger Schulimpfungen als sonst. Bei den Meningokokken-, aber auch bei den Hepatitis-Impfstoffen wurde weniger als 50 Prozent der vorgesehenen Impfstoffmenge abgerufen. Auch bei den anderen Impfstoffen kam es zu deutlichen Rückgängen der Abrufmenge. „Nach allen Rückmeldungen, die wir haben, hat sich die Situation bis jetzt kaum verbessert“, betont Haslinger.

Impfungen schützen auch die anderen

„Bei den meisten (Schul-)Impfungen geht es nicht nur um den eigenen Schutz, sondern auch um den der anderen“, so Haslinger weiter. „Gerade in Zeiten von COVID-19 haben wir alle gelernt, wie wichtig das ist.“ Umso problematischer sei es, wenn es durch die ausgefallenen Schulimpfungen auch zu weniger Schutz jener Bevölkerungsteile käme, die entweder nicht impfbar sei oder auf Impfungen kaum anspräche. Doch auch wenn man nur an den individuellen Schutz denke, sei klar, dass die ausgefallenen Impfungen dringend nachgeholt werden müssten. In den Nachkriegsjahren sind in Österreich zum Beispiel etwa 13.000 Diphtheriefälle aufgetreten, 400 Personen sind an der Erkrankung gestorben. Aktuell leben noch etwa 257 Millionen Menschen weltweit mit einer Hepatitis B-Infektion, was langfristig zu einer Leberzirrhose oder Leberkrebs führen kann. HPV-verursachte Infektionen können, wenn sie chronisch verlaufen, ebenfalls Krebs zum Beispiel des Gebärmutterhalses, der Scheide, der Vulva, des Penis, des Anus, des Rachens oder des Kehlkopfes zur Folge haben. Auch Meningokokken-Infektionen sind alles andere als harmlos mit möglichen Langzeitschäden bis hin zu Verlusten von Gliedmaßen. „Diese Liste lässt sich leider noch weiter fortsetzen. Deswegen müssen wir so viele zugrundeliegenden Infektionen wie möglich verhindern“, betont Haslinger.

Impfungen in der Schule oder individuell nachholen

„Ideal wäre es, wenn die ausgefallenen Impfungen zeitnah in der Schule nachgeholt werden könnten“, stellt die ÖVIH-Vizepräsidentin fest. „Da das aber nicht überall gelingen wird, haben wir unser Factsheet zu den Nachholmöglichkeiten upgedatet und stellen dieses auf unserer Website allen Interessent*innen zur Verfügung. Sinnvoll ist auf jeden Fall auch ein Gespräch mit dem* der Hausärzt*in, dem* der Kinder*ärztin oder einem* einer Apothekerin.“ Grundsätzlich könnten die kostenfreien Impfungen im Pflichtschulalter jedoch in jedem Bundesland auch von den jeweils relevanten niedergelassenen Ärzt*innen bzw. öffentlichen Impfstellen verabreicht werden.

Grundsätzliches Verbesserungspotenzial für Schulimpfungen

Ebenfalls auf dem Factsheet finden sich Verbesserungsvorschläge des ÖVIH, um die Schulimpfungen in Österreich zukünftig besser zu gestalten. Dazu gehören

  • Flächendeckende, gleich organisierte Impfungen an den Schulen in jedem Bundesland
  • Ein möglichst geringer administrativer Aufwand für impfende Ärzt*innen, Schulpersonal und Eltern
  • Aufklärungskampagnen an den Schulen
  • Eine Attraktivierung des Schularztwesens
  • Alternativen und entsprechende Kommunikation an die Eltern, wenn Schulimpfungen pandemiebedingt entfallen sind

„Als ÖVIH sind wir überzeugt, dass die Umsetzung dieser Vorschläge die Durchimpfungsraten erhöhen und vielen Kindern Krankheiten und Folgeschäden ersparen könnte“, ist Haslinger überzeugt.

Service-Hinweis

Das Factsheet zu den Schulimpfungen kann unter diesem Link abgerufen werden;

Quelle: FINE FACTS Health Communication

Und noch eine ganze Menge mehr Artikel zum Thema IMPFEN und VORBEUGUNG finden Sie – wie immer – bei uns bitte hier;

www.oevih.at

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