Sommerzeit = Transferzeit: Viktor Gartner war zu seiner aktiven Zeit ein stets Getriebener, ein rast- und ruheloser österreichischer Spielervermittler. Seine Geschichten und Erzählungen aus seiner Ära waren legendär. Foto: © oepb

Spielerhändler, Manager, Spielervermittler, Berater, etc. … es gibt genügend Begriffe und Ausdrücke, jene grauen Eminenzen im Hintergrund von Fußballtransfers zu bezeichnen. Das was Jahrzehnte später über die Verhandlungs-Tische und Handys der beiden Oberösterreicher Mag. Max Hagmayr (Sportmanagement Hagmayr-Sport) und Mag. Jürgen Werner (Stars & Friends Austria) – beide übrigens ÖFB-Teamspieler und ihre beste aktive fußballerische Zeit beim nicht mehr existenten SK VÖEST Linz erlebend – lief, ging in den 1960er und 1970er Jahren noch ein wenig anders vonstatten. Es gab damals gerade in diesem Metier die buntesten Vögel, die hier auf den „fahrenden Zug“ aufspringen wollten, um am Geldkuchen in Sachen Spieler-Transfers ein bisserl mitzunaschen.

Einer dieser Herren war der heute kaum noch bekannte Viktor Gartner. Im Sommer 1972 war es, als er dem damaligen Sportchef der OÖ-Nachrichten, Leo Strasser, folgenden Schachzug anbot: „Ich kann dem LASK einen tollen Spieler beschaffen. Rudolf Nafziger heißt er. Der sieht nicht nur gut aus, er kann auch Fußballspielen. Sie erhalten von mir als Zeitung eine Exklusiv-Geschichte. Voraussetzung dazu ist allerdings, dass Sie Komm.-Rat Rudolf Trauner anrufen und dem LASK-Präsidenten diesen deal schmackhaft machen. Er müsste sich allerdings heute noch entscheiden, denn in Deutschland pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass an Nafziger auch noch zwei weitere potente Bundesliga-Klubs interessiert sind. Schauen Sie mein Guter, dass das klappt!“

Rudolf Nafziger stand von 1964 bis 1968 beim FC Bayern München und von 1970 bis 1972 bei Hannover 96 unter Vertrag. 1968 bis 1970 kickte er in der Schweiz beim FC St. Gallen. Nafziger galt als überdurchschnittlich guter Spieler, bloß Torjäger war er keiner. In 116 Bundesligaspielen traf er 10 Mal. Am Aufstieg des FC Bayern München in die Bundesliga in der Spielzeit 1964/65 war er jedoch mit 12 Toren maßgeblich mitbeteiligt.

Nun, Leo Strasser tat Gartner den Gefallen und offerierte Rudolf Trauner diesen Spieler. Strasser lobpreiste gegenüber Präsident Trauner Rudolf Nafziger und gut zwei Stunden später war der Transfer in trockenen Tüchern. Viktor Gartner war sich seiner Sache bereits im Vorfeld so sicher, dass er noch vor der Vertragsunterzeichnung in Trauners Büro in der Köglstraße 14 den Deutschen Legionär auf den Linzer Hauptplatz zur Dreifaltigkeitssäule bestellte, mit ihm dazu auch gleich einen Fotografen, um Leo Strasser für die OÖ-Nachrichten somit das versprochene Exklusiv-Interview zu geben.

Nafziger blieb drei Jahre in Linz, streifte 83mal den LASK-Dress über, harmonierte am Feld perfekt mit August “Gustl” Starek und wurde gleich in seinem ersten Herbst 1972 in Linz unter der Trainer-Regie von Otto Baric mit dem LASK Herbstmeister.

Viktor Gartner hingegen schlängelte sich mehr schlecht als recht durch sein Leben. Wenn ihm einmal kein perfekter Schachzug gelang, dann bot er den diversesten Tageszeitungen für ein schmales Honorar die kuriosesten Geschichten und Erzählungen aus seiner Spielervermittler-Karriere an. „Mein lieber, guter Herr Redakteur, also passen Sie auf, was ich Ihnen zu sagen habe!“ – so begannen meist seine Geschichten.

So sah er sich selbst am liebsten und verwies immer wieder gerne auf diese getroffene Karikatur, die ihn von seiner besten Seite zeigte. Foto: © oepb

Zu Viktor Gartners Sternstunden zählten, gemäß eigenen Aussagen, die beiden Transfers von Paul Breitner zu Real Madrid (1974) und jene des „Weißen Riesen“, Leopold Stastny – dem späteren ÖFB-Teamchef – von Slovan Pressburg (heutiges Bratislava) zu Wacker Innsbruck (1966).

Ein ähnlicher deal mit Helmut Köglberger verlief jedoch im Sande. Als der österreichische Nationalspieler beim FK Austria Wien Tore wie am Fließband erzielte, wollte Gartner Köglberger nach Belgien transferieren. „Passen Sie auf, mein Guter, ich verhelfe Ihnen zu europäischem Star-Ruhm!“, so Gartners Worte an Köglberger. Gesagt, nicht ganz getan. Gartner telefonierte sämtliche belgische Tageszeitungen durch, offerierte in perfektem Englisch den Journalisten sensationelle Exklusiv-Geschichten über den derzeit so rein zufällig in Belgien weilenden österreichischen Top-Goalgetter Helmut Köglberger. Bereits am nächsten Tag erfuhr Gartner, dass der RSC Anderlecht, Standard Lüttich, als auch Royal Antwerpen bereit wären, Helmut Köglberger vom Fleck weg zu engagieren. Köglberger unterzeichnete bereits den für ihn besten Vertrag bei Royal Antwerpen, freute sich auf seine neue Aufgabe in Belgien – und blieb dennoch in Wien. Austria-Boss Joschi Walter verdoppelte urplötzlich die Ablöse-Summe auf knapp 3 Millionen Schilling, die wiederum die Belgier nicht bezahlen wollten.

Helmut Köglberger später auf die Frage zu diesem gescheiterten Transfer: „Der Vikerl war sehr ehrlich, oft zu ehrlich und genau das darfst du in diesem Geschäft nicht sein. Ich bewunderte immer seine Großzügigkeit. Im Unterschied zu anderen Managern wollte er nie mehr als 10 Prozent Provision. Und oft hat er nicht einmal die genommen.“

Sein letzter deal war jener von Walter Skocik im Sommer 1982 als Trainer zu DU Las Palmas. Viktor Gartner, der als Spieler- und Transfervermittler damals seiner Zeit voraus und weltweit vernetzt tätig war, verstarb 1983 66-jährig in Spanien. Seine letzte Station war Hercules Alicante, wo er drei Jahre lang als Manager fungierte. Viktor Gartner besaß auch den Ruf, für seine „Schäfchen“ – die Spieler – alles zu geben. So gab es was Gehälter, Honorare und dergleichen anlangte, nie Beanstandungen von Seiten der Aktiven.

List, garniert mit ein wenig Hinterlist, Agilität und Gutmütigkeit zeichneten ihn aus. Daran änderte auch jener Umstand nichts, dass er nach Ungereimtheiten mit der SpVgg Bayern Hof kurzzeitig hinter „Schwedischen Gardinen“ landete. Er bot den Franken nämlich Spieler an, die nur auf dem Papier existent waren.

Quelle: Redaktion www.oepb.at

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